Nahverkehr Bahnstreik ab Sonntagabend: Was das für Sachsen bedeutet

13. Mai 2023, 16:10 Uhr

Stellwerke als neuralgischer Punkt

Von Sonntag 22 Uhr bis Dienstag 24 Uhr will die Eisenbahngewerkschaft EVG auch in Sachsen den Bahnverkehr mit einem Streik komplett zum Erliegen bringen. Die EVG sitzt dabei buchstäblich am längeren Hebel. Sie kann Stellwerke bestreiken. Das legt den Fernverkehr in Sachsen und anderen Bundesländern vollständig lahm. Und ebenso die Regionalstrecken von Unternehmen wie der Erzgebirgsbahn, der Vogtlandbahn, Trilex, der Mitteldeutschen Regiobahn oder der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH. Denn sie alle agieren auf Gleisen der Deutschen Bahn. Auch wenn nur einzelne Stellwerke bestreikt werden, hat das heftige Folgen.

Ein Fahrdienstleiter in einem digitalen Stellwerk
Werden die Stellwerke bestreikt, geht sowohl im Fern- als auch im Nahverkehr nichts mehr. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance / Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa | Monika Skolimowska

"Wir können ja jetzt nicht sagen, wir fahren einen Zug mal zwischen der Meldestelle A und B, zwischen C und D fallen wir wieder aus und zwischen E und F fahren wir wieder", sagte der Geschäftsführer der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (ODEG), Lars Gehrke. Man könne das Personal und die Fahrzeuge überhaupt nicht koordinieren. "Dementsprechend richten wir uns darauf ein, dass wir den Verkehr wieder einmal komplett einstellen müssen", erklärte der Geschäftsführer.

Wir richten uns darauf ein, dass wir den Verkehr wieder einmal komplett einstellen müssen.

Lars Gehrke Geschäftsführer der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH

ODEG: Halbe Million Euro Verlust pro Tag

Rund 500.0000 Euro pro Tag Verlust bedeutet der Streik nach eigenen Angaben für die ODEG, wenn alle 15 Linien stillstehen. So kurz vor Himmelfahrt müssen Reisende deshalb jetzt bezüglich der Gültigkeit der Tickets umdenken. Darauf weist DB-Sprecher Achim Stauß hin: "Fahrgäste, die eigentlich am Montag oder Dienstag fahren wollten, können dies ab jetzt schon tun, auch am Samstag, auch am Sonntag, aber nicht an den Tagen nach dem Streik."

Anbieter mit Schienenersatzverkehr zurückhaltend

Trotz der Zugausfälle wird es in Sachsen kaum Schienenersatzverkehr geben. So schreibt die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) auf ihrer Internetseite: "Ein Ersatz mit Busnotverkehr wird versucht, ist aber eher unwahrscheinlich." Die MRB betreibt in Sachsen unter anderem Zugverbindungen von Dresden nach Hof, von Leipzig nach Chemnitz oder von Chemnitz nach Elsterwerda. Ähnlich sieht es bei Trilex und der Vogtlandbahn aus. Dort heißt es: "Auch Busnotverkehr kann aufgrund nicht ausreichend verfügbarer Kapazitäten sowie der nicht planbaren Ausfälle von Zugleistungen nicht sichergestellt werden."

Bei der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (ODEG) gibt es den planmäßigen Ersatzverkehr zwischen Görlitz und Zittau, zwischen Schleife und Hähnichen (RB65) sowie ab Dienstag zwischen Hoyerswerda und Görlitz (RB64). Allerdings haben diese Verbindungen nichts mit dem Streik zu tun. Die Erzgebirgsbahn spricht von einem "eingeschränkten Betrieb auf Teilabschnitten der Erzgebirgsbahn, in Abhängigkeit vom Streikgeschehen". Anschlussverbindungen nach Flöha/Chemnitz Hbf und Zwickau seien jedoch nicht möglich, hieß es.

Deutsche Bahn fordert Absage des Streiks

Im Tarifstreit hatte die Gewerkschaft bis Freitag 12 Uhr ein neues Angebot von der Deutschen Bahn gefordert. Dieses Ultimatum lief jedoch ergebnislos ab. Auf der Arbeitgeberseite können die Verantwortlichen das nicht nachvollziehen: "Die Deutsche Bahn und die EVG haben bis gestern (Donnerstag, Anm.d.Red.) in den späten Abend intensiv das Thema Mindestlohn erörtert. Fazit: Die DB erfüllt die Forderungen der EVG zum Mindestlohn eins zu eins. Es ist jetzt an der EVG, zu ihrem Wort zu stehen und diesen 50-Stunden-Streik abzusagen", sagte der Konzernsprecher der Deutschen Bahn, Achim Stauß.

Achim Stauß
DB-Sprecher Achim Stauß fordert die Gewerkschaft zum Einlenken auf. Bildrechte: Deutsche Bahn

Die DB erfüllt die Forderungen der EVG zum Mindestlohn eins zu eins. Es ist jetzt an der EVG, zu ihrem Wort zu stehen und diesen 50-Stunden-Streik abzusagen.

Achim Stauß Sprecher der Deutschen Bahn

Gewerkschaft: Nur langer Streik zeigt Wirkung

Die Gewerkschaft EVG hält an ihren Plänen fest und hofft auf Verständnis."Gerade bei einem 50-stündigen Streik ist das natürlich sehr ärgerlich für die Fahrgäste, aber wir müssen in dieser Länge streiken, weil wir dann auch stärkere wirtschaftliche Auswirkungen haben", sagte die stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft EVG, Cosima Ingenschay.

MDR (sth/stt/Regina Hamborg)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 12. Mai 2023 | 19:00 Uhr

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