Naturschutzgebiet Königsbrücker Heide
Die Königsbrücker Heide hat der sächsische Umweltminister Wolfram Günther als ökologischen Schatz bezeichnet. Unzählige Arten fänden dort Rückzugsräume. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance / ZB | Juergen Loesel

Artenvielfalt 8.000 Fußballfelder groß: Königsbrücker Heide gilt jetzt offiziell als Wildnis

23. August 2023, 16:51 Uhr

Auf der Erde gebe es kaum noch Wildnis, klagte einst Extrem-Bergsteiger Reinhold Messner. Nun erhielt ein Großteil der Königsbrücker Heide den Status "Wildnisgebiet". Am Mittwoch hat der sächsische Umweltminister Wolfram Günther (Bündnis 90/Grüne) im Königsbrücker Rathaus die Urkunde entgegengenommen. In einer Rede trat er Ängsten vor einem Sperrgebet wie zu DDR-Zeiten entgegen. Günther plant vielmehr einen gelenkten Besucherverkehr mit Königsbrück als "Tor zur Wildnis".

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Eine Wildnis vor den Toren von Dresden: Die Königsbrücker Heide nördlich der Stadt hat als bundesweit erstes Terrain die internationale Anerkennung als Wildnisgebiet erhalten. Damit erfüllt das Gebiet die Kriterien der internationalen Naturschutzorganisation IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources).

Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) nahm am Mittwoch die entsprechende Urkunde von IUCN-Vertreter Eick von Ruschkowski in Königsbrück entgegen. Die Organisation würdigt mit der Auszeichnung vor allem, dass rund 80 Prozent des gut 7.000 Hektar großen Schutzgebiets der natürlichen Entwicklung überlassen bleiben.

Königsbrücker Heide soll zum Internationalen Wildnisgebiet erklärt werden
Die Königsbrücker Heide ist 7.000 Hektar groß, 80 Prozent davon sind jetzt international anerkanntes Wildnisgebiet. Bildrechte: mdr

Königsbrücker Heide ist "ökologischer Schatz"

Günther sprach von einem Meilenstein in den jahrelangen Bemühungen: Die Königsbrücker Heide sei ein einzigartiger ökologischer Schatz. "In Zeiten von globalem Artensterben und Lebensraumverlust ist das unbezahlbar. Hier kann Natur Natur sein, hier haben unzählige Arten wichtige Rückzugsräume. Außerdem können wir von der Wildnis und ihrer natürlichen Dynamik lernen, wie wir anderswo Arten retten können."

Bonus für Königsbrück als "Tor zur Wildnis"

Auch die Kommune Königsbrück solle etwas davon haben, betonte Günther. Man werde für sie als "Tor zur Wildnis" werben. Der Minister beschwichtigte Vorbehalte, die Wildnis erinnere an militärische Sperrgebiete in der DDR. "Wildnis klingt für einige abschließend. Doch wir wollen sie erlebbar machen", sagte Günther MDR SACHSEN. Ihm zufolge soll es einen gelenkten Besucherverkehr geben sowie ein Besucherzentrum. "Das bedeutet nicht, dass jeder Quadratmeter begehbar ist", fügte Günther hinzu.

Wildnis klingt für einige abschließend. Doch wir wollen Wildnis erlebbar machen. Es soll hier einen gelenkten Besucherverkehr geben.

Wolfram Günther (Bündnis 90/Die Grünen) Sächsischer Minister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft

Die Königsbrücker Heide nördlich von Dresden hat als bundesweit erstes Terrain die internationale Anerkennung als Wildnisgebiet erhalten. Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (rechts) erhielt die Urkunde von Professor Eick von Ruschkowski von der Weltnaturschutzunion (IUCN).
Die Königsbrücker Heide ist bereits seit 1996 ein Naturschutzgebiet. Im dem neuen Wildnisgebiet weisen Schilder auf für Fahrzeuge gesperrte Wege hin. Bildrechte: MDR/Wiebke Müller

Biber, Fischotter, Seeadler - große Tier- und Pflanzenvielfalt: Das ist die Königsbrücker Heide

Die Königsbrücker Heide liegt etwa 30 Kilometer nördlich von Dresden und gehört zum Oberlausitzer Heideland. Das 7.000 Hektar große Gebiet weist eine große biologische Vielfalt auf, die unter anderem auf einem Wechsel von sehr trockenen und sehr feuchten Standorten und Lebensräumen basiert. Daraus resultiert ein großer Reichtum an teils seltenen Tier- und Pflanzenarten. Dazu zählen unter anderem Biber, Fischotter, Seeadler, Bekassine, Grauspecht und Rotbauchunke, natürliche Eichenmischwälder und Schwarzpappeln. Seit 1996 ist das Terrain ein Naturschutzgebiet. Zuvor war es fast 90 Jahre lang vom Militär als Truppenübungsplatz genutzt worden.

Ein gutes Besucherangebot gebe es bereits in der Königsbrücker Heide, ergänzte Revierförster Kaj Krumbiegel. Als Beispiele nannte er einen Radrundweg, den Haselbergturm und angebotene Geländebus-Touren "quer durch das Gebiet". "Dort sehen Menschen, was wir schützen wollen".

Die Königsbrücker Heide nördlich von Dresden hat als bundesweit erstes Terrain die internationale Anerkennung als Wildnisgebiet erhalten. Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (rechts) erhielt die Urkunde von Professor Eick von Ruschkowski von der Weltnaturschutzunion (IUCN).
Der sächsische Umweltminister Wolfram Günther (rechts) und IUCN-Vertreter Eick von Ruschkowski besuchten am Mittwoch die Wildnisstation der landeseigenen Waldbehörde Sachsenforst in der Königsbrücker Heide. Bildrechte: MDR/Wiebke Müller

Waldbrände: Günther verweist auf Totholz-Gutachten

Auf die Frage nach dem Brandschutz in der Wildnis und Vorbehalten gegen Totholz verwies Umweltminister Günther auf ein Experten-Gutachten zu den Waldbränden in der Sächsischen Schweiz. Nach dessen Erkenntnis hatte das Totholz im Nationalpark nicht zu einer verstärkten Ausbreitung des Brandes beigetragen. "Zu dem Thema ist nun alles gesagt", so Günther. Seinen Worten zufolge achte man im Wildnisgebiet, das dem landeseigenen Forstbetrieb Sachsenforst untersteht, weiterhin auf die Wegeführung. Außerdem werde es Begehungen mit Brandschutzexperten geben.

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MDR (dkö/wim)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 23. August 2023 | 19:00 Uhr

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