Saarland Warum Kohlekraftwerke im Saarland noch gebraucht werden
Die Briten steigen schon jetzt aus der Kohleverstromung aus. Vor allem die Gasförderung in der Nordsee macht das möglich. Deutschland dagegen – und damit auch das Saarland – ist noch einige Jahre auf Kohlestrom angewiesen. Ob der Ausstieg hierzulande klappt, hängt für Energieexperte Uwe Leprich vor allem vom Bau neuer Gaskraftwerke ab.
Axel Wagner
Mit diesem Montag macht Großbritannien als erstes westliches Industrieland Schluss mit der Stromerzeugung aus Kohle. In Ratcliffe-on-Soar, südwestlich von Nottingham, geht das letzte britische Kohlekraftwerk vom Netz.
Kraftwerke wieder in der Reserve
So weit ist Deutschland noch nicht. Hier ist der Kohleausstieg erst für 2038 angepeilt, bis 2030 sollen 80 Prozent des deutschen Stroms aus erneuerbaren Energien kommen. Im ersten Halbjahr 2024 waren es laut Fraunhofer ISE knapp 64 Prozent. Knapp 21 Prozent des Stroms stammen aus der Kohleverstromung, der Löwenanteil davon aus der Braunkohle.
Steinkohle, wie sie auch in den drei saarländischen Kraftwerksstandorten Völklingen-Fenne, Bexbach und Weiher in Quierschied bei der Verstromung verbrannt wird, spielt im nationalen Strommix nur eine untergeordnete Rolle.
Alle drei Standorte sind seit Anfang April wieder in der Netzreserve. Das heißt: Sie werden betriebsbereit gehalten, um im Fall der Fälle schnell loslegen zu können. Insgesamt wurden dort in diesem Jahr bislang knapp 251 Gigawattstunden an Strom produziert. Fast die Hälfte davon (124,842 GWh) wurde nach dem 1. April in Bexbach und Weiher erzeugt - immer wieder waren die Kraftwerke tageweise im Einsatz, um zum Beispiel Netzschwankungen auszugleichen.
Kein Kohleausstieg ohne Gaskraftwerke
Mindestens bis 2031 sollen die drei Kraftwerke in der Netzreserve bleiben. Und danach? „In Deutschland steht und fällt die Zukunft der Kohlekraftwerke mit dem Zubau von Gaskraftwerken“, sagte Professor Uwe Leprich, Energiewissenschaftler an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Saar, dem SR. Soll der Kohleausstieg gelingen, müssten bis zu 15 GW Leistung an Gaskraftwerken aufgebaut werden.
„Wenn das nicht so kommt, bleiben auch die Steinkohlekraftwerke länger“, ist sich Leprich sicher. Er schränkt aber ein: „Ob das auch für die saarländischen Kohlekraftwerke gilt, ist unklar. Vom Alter her müsste man sie stilllegen.“
Dass Großbritannien jetzt schon aus der Kohleverstromung aussteigen könne, führt Leprich auf die besondere Situation Großbritanniens zurück. Das Land setzt auf Gasförderungen in der Nordsee und auf Atomkraft.
Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 30.09.2024 berichtet.