Dillinger Hütte (Foto: Pasquale D'Angiolillo/SR)

Dillinger Hütte unter 30 schmutzigsten Fabriken in Deutschland

Lisa Christl / Jimmy Both   06.06.2023 | 18:23 Uhr

Gleich drei Betriebe der Dillinger Gruppe sind in einer Analyse der Umweltschutzorganisation WWF unter den Top 30 der Industrieanlagen mit dem höchsten CO2-Ausstoß in Deutschland gelandet. Kräftige Einsparungen sind nötig, damit die Industrie die Klimaziele erreichen kann.

Rund vier Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid hat die Roheisenerzeugung Dillingen 2022 ausgestoßen. Damit liegt sie bundesweit auf Platz drei der emissionsreichsten Industrieanlagen in Deutschland. Nur zwei Hüttenwerke von Thyssenkrupp und Krupp Mannesmann in Duisburg haben noch mehr CO2 ausgestoßen.

Mit dem Gichtkraftwerk (Platz 19) und der Zentralkokerei (Platz 20) liegen zwei weitere Betriebe der Dillinger Gruppe unter den Top 30 der ausstoßreichsten Industrieanlagen Deutschlands. Sie entließen im vergangenen Jahr jeweils rund eine Million Tonnen Kohlenstoffdioxid in die Luft.

Auch Völklinger Werke dabei

Die Rangliste wird dominiert von Betrieben aus der Eisen- und Stahlindustrie. Hinzu kommen die Branchen Zement, Kalk und Chemie. Betrachtet man nur die Eisen- und Stahlwerke liegen weitere Betriebe aus dem Saarland unter den 30 größten CO2-Produzenten.

Die Dillinger Hütte schafft es auch mit dem Stahlwerk und dem Grobblechwalzwerk in dieses Ranking. Sie waren 2022 für rund 0,4 beziehungsweise 0,3 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxidausstoß verantwortlich. Das Stahlwerk in Völklingen hat 0,2 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen, das Walzwerk Nauweiler kommt auf 0,1 Millionen Tonnen.

Industrie mit hohem Anteil an Emissionen

Die Umweltschutzorganisation WWF hat in ihrer Analyse die größten Emittenten aus den Bereichen Eisen und Stahl, Zement und Kalk und Chemie untersucht. Die 30 Anlagen mit dem größten Ausstoß seien 2022 alleine für etwa acht Prozent des Treibhausgasausstoßes in Deutschland verantwortlich gewesen.

Der WWF kritisiert die Rolle der Industrie beim Klimaschutz in Deutschland. Lange habe die Energiewirtschaft im Zentrum der Diskussionen gestanden. Die habe ihre Emissionen durch den Kohleausstieg und den Ausbau erneuerbarer Energien im vergangenen Jahrzehnt aber um mehr als ein Drittel reduziert. Die Industrie hingegen stagniere auf einem konstanten Level.

WWF fordert Industrie zum Handeln auf

Zwar sei der CO2-Ausstoß bei den 30 größten Emittenten in der Industrie von 2021 auf 2022 um rund zehn Prozent zurückgegangen. Das führt der WWF aber auf die gestiegenen Erdgaspreise und die damit verbundenen Produktionsrückgänge zurück.

Besonders in der Kohle-, Eisen- und Zementherstellung werde immer noch viel Kohle eingesetzt. Das müsse deutlich verringert werden, um die Klimaziele in diesem Sektor zu erfüllen. Viviane Raddatz, Fachbereichsleiterin Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF, fordert die Betriebe zum Schnellen Handeln auf:

"Investitionsentscheidungen, die jetzt getroffen werden, werden das Bild der Industrie in den nächsten Jahrzehnten maßgeblich prägen. Diese anstehenden großen Investitionszyklen müssen jetzt genutzt werden, um Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 zu erreichen.“

Dillinger und Saarstahl wollen klimafreundlicher werden

Die Stahl-Holding Saar hatte im vergangenen Dezember angekündigt, ihre Stahlproduktion klimafreundlich umzubauen. Dafür will sie 3,5 Milliarden Euro investieren. Allerdings seien dafür auch Fördermittel nötig.

Auch die Stahl-Holding sieht in ihrer Branche großes Einsparpotenzial an CO2-Emissionen. Das Unternehmen teilte dem SR mit, dass bis 2030 der Kohlenstoffdioxidausstoß um 55 Prozent reduziert werden soll. Bis 2045 soll die komplette Hochofenproduktion ersetzt und dann 80 Prozent CO2 eingespart werden.

Die Produktion soll dann mithilfe von Wasserstoff erfolgen. Als Voraussetzung für dieses Ziel nennt das Unternehmen neben den staatlichen Fördergeldern auch grünen Strom und Wasserstoff zu marktwirtschaftlichen Preisen.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 06.06.2023 berichtet.


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