Kinder mit Laternen bei einer Martinsfeier (Foto: dpa)

Auf den Spuren des Martinstages

  11.11.2023 | 06:00 Uhr

Am 11. November ziehen sie wieder überall im Land umher: Gruppen von Kindern mit bunten, leuchtenden Laternen. Es ist Martinstag. Doch woher stammt eigentlich der Brauch? Ein kleiner Exkurs in die Geschichte der bäuerlichen Wirtschaft und des heiligen St. Martin.

Alljährlich ziehen am 11. November Scharen von Kindern mit bunten Laternen und singend durch die Straße und Gassen. Vielerorts werden Feuer angezündet, süße Brezeln verteilt und manchmal ist sogar ein Reiter hoch zu Ross mit dabei. Doch woher kommt dieser bunte Reigen an Gebräuchen und was hat es eigentlich mit der Martinsgans auf sich?

Winterbeginn und Zahltag

Früher galt der Martinstag als Tag des Winterbeginns und damit auch als Abschluss des bäuerlichen Wirtschaftsjahres. An diesem Tag wurden Verträge beendet oder verlängert, die Dienstboten wurden entlohnt und die Pächter zahlten den Zehnten an die Landbesitzer. Dies geschah oft in Naturalien und häufig wurden die Zinsen auch in Form von gemästeten Gänsen bezahlt. Daher stammt vermutlich auch die Tradition, am Martinstag Martinsgans zu essen.

Von Gänsen...

Gänse (Foto: dpa)
Gänse

Es gibt aber auch die Legende, dass Martin von Tours - asketisch und bescheiden wie er war - sich für den Bischofstitel für unwürdig empfand und deshalb vor dem Volk, das ihn dazu drängte, in einem Gänsestall versteckte. Doch die Gänse sollen so aufgeregt geschnattert haben, dass Martin gefunden und geweiht werden konnte.

Und noch eine weitere Legende hat sich bis heute gehalten: Sie besagt, dass eine schnatternde Gänseschar in den Kirchraum gewatschelt war, gerade als Bischof Martin seine Predigt hielt. Zur Strafe wurde sie gefangen und die Gänse zu einer Mahlzeit verarbeitet.

...und Laternen

Kind mit Laterne (Foto: Picture alliance/dpa)
Kind mit Laterne

Am Tag des Winterbeginns zogen, vor allem Erwachsene, nach Einbruch der Nacht durch Straßen und Felder. Damals glaubte man nämlich, dass alle Wiesen und Äcker, die der Schein des Lichts traf, im kommenden Jahr besonders fruchtbar seien. Erst im Laufe des 16. Jahrhunderts rückte dann St. Martin in den Mittelpunkt des Lichter-Brauchs. Der Martinstag wurde zum Tag der Barmherzigkeit.

Der heilige Martin

Martin von Tours (Foto: SR)
Martin von Tours

Martin von Tours, so sein ursprünglicher Name, wurde 316 im heutigen Ungarn geboren. Er war Offizier im Römischen Heer. Nach seiner Bekehrung zum Christentum quittierte er jedoch den Militärdienst und stellte sich zunächst in den Dienst des Bischofs von Poitiers. Es folgten Jahre als Missionar und auch Einsiedler, bevor er im Jahr 360 mit Mitte 40 das erste Mönchskloster in Gallien gründete. Rund zehn Jahre später wurde er dann zum Bischof von Tours ernannt - ein Amt, das er bis zum seinem Tod 397 ausübte.

Um St. Martin rankten sich schon zu seinen Lebzeiten zahlreiche Legenden. Die wohl bekannteste ist die der Mantelteilung. Danach zerteilte er - noch im Dienste der römischen Armee - seinen warmen Mantel mit einem Schwert und half damit einem frierenden Bettler. Sankt Martin ist übrigens der erste heilige Nichtmärtyrer, der in der Kirche öffentlich verehrt wurde.

Protestanten feiern Martin Luther

Das Luther-Denkmal in Wittenberg (Foto: picture alliance / dpa / Jens Wolf)
Luther-Denkmal in Wittenberg (Foto: dpa)

Auch in protestantischen Gebieten wird der Martinstag gefeiert, allerdings bezieht man sich hier nicht auf Martin von Tours, sondern auf den Reformator Martin Luther. Beispielsweise heißt es in einem protestantischen Martinslied: „Martin Luther war ein Christ, ein glaubenstarker Mann. Weil heute sein Geburtstag ist, zünd’ ich ein Lichtlein an.“ Martin Luther wiederum wurde nach dem heiligen Martin benannt, weil er an einem 11. November, dem Martinstag, getauft wurde.

Martins-Kapelle dringend gesucht

Martins-Kapelle dringend gesucht
Audio [SR 3, Hannah Kaiser, 11.11.2023, Länge: 03:01 Min.]
Martins-Kapelle dringend gesucht

Was wären die Martinsumzüge ohne die alt bekannten Martinslieder? Begleitet von Trompeten und Posaunen macht’s doch erst so richtig Spaß! Dafür braucht’s aber Kapellen, die die Umzüge begleiten – und von denen gibt’s leider immer weniger. SR-Reporterin Hannah Kaiser hat mit zwei Dirigenten aus Völklingen gesprochen, die mit vollem Einsatz dabei sind.

Ein Thema in auch "Guten Morgen" am 11.11.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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