
Saarlouis Investor für Ford-Werk gefunden
Der US-Autokonzern Ford und ein noch nicht näher genannter Großinvestor haben erste Vereinbarungen zur Übernahme des Werkes in Saarlouis unterzeichnet. Noch herrscht Stillschweigen über den Deal und die Folgen für die Belegschaft.
mit Informationen von Yvonne Schleinhege-Böffel
Bis zur letzten Minute wurde offenbar verhandelt - nun liegen alle Unterschriften vor, das heißt, die Absichtserklärungen sind unterzeichnet. Ford-Deutschland-Chef Martin Sander teilte in einer schriftlichen Stellungnahme mit, dass nach intensiven Verhandlungen mit einem namentlich noch nicht genannten Großinvestor eine erste Vereinbarung unterzeichnet sei.

Ford-Chef Sander: Wollen Werk Saarlouis umgestalten
Dies sei eine hervorragende Grundlage für weitere Verhandlungen mit dem Potenzial, rund 2500 Arbeitsplätze in Saarlouis zu schaffen, sagte Sander weiter. Die aktuell 4500 Beschäftigten werden in einer Betriebsversammlung informiert. „Es ist nach wie vor unser Ziel, das Werk in Saarlouis umzugestalten und künftige Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen – diese Woche sind wir diesem Ziel einen großen Schritt näher gekommen“, sagte Sander.
Saar-Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) spricht in einer ersten Stellungnahme von einem "Meilenstein" auf dem Weg zur Zukunftssicherung des Werkes. Jetzt gehe es um Detailfragen zur Ausgestaltung. Es seien intensive Verhandlungen gewesen, so Barke. Diese gingen nun weiter.
Weitere Details zum Investor noch unbekannt
Barke sieht auf allen Seiten eine große Bereitschaft, dass die Übernahme durch den Investor gelingt. Eine Absichtserklärung – ein sogenannter „Letter of Intent“ – ist zwar nicht rechtlich bindend, bildet aber häufig die Grundlage für einen anschließenden Vertrag.
Dass am Freitag noch weitere Details zum Investor bekannt werden, ist unwahrscheinlich. Ministerpräsidentin Rehlinger (SPD) sagte demnach: „Wenn ich den Namen hier nenne, kann es sein, dass die Vereinbarung platzt!“. Man sei sich aber mit "einem industriellen Großinvestor dem Grunde nach einig, auch wenn noch viele Details verhandelt werden müssen. Es wird nicht mehr über das Ob geredet, sondern ab jetzt über das Wie.“
Nach SR-Informationen dürfte es sich um einen Investor aus der Automobilindustrie handeln. Zuletzt wurde dabei immer wieder der chinesische Autobauer BYD genannt. Dieser scheint an der nun genannten Investorenlösung aber nicht beteiligt. Ähnliches berichtet auch das "Handelsblatt".
Zustimmung von IG Metall
Die IG Metall begrüßte die erzielten Fortschritte. Es seien auch belastbare Vereinbarungen zwischen der Gewerkschaft und Ford unterzeichnet worden, die die Begleitung der weiteren Umsetzung der Investorenlösung festschreibe. „Dies war ein gewaltiger Kraftakt, wir sind noch nicht am Ziel, aber der Weg ist ein guter“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Markus Thal.
Zuvor hatte er hatte am Dienstag in einer Videobotschaft entsprechende Hoffnung geäußert. Es sei endlich „Bewegung in der Sache“, und man gehe davon aus, dass es in der heutigen Versammlung „belastbare Ergebnisse“ geben werde.
Frust bei Ford-Mitarbeitern nach letzter Betriebsversammlung
Schon bei der Betriebsversammlung am vergangenen Donnerstag hatte das Management von Ford betont, man befinde sich in fortgeschrittenen Verhandlungen mit Investoren. 2500 Arbeitsplätze könnten so in Saarlouis gesichert werden.
Doch diese Zusicherung hatte den Mitarbeitern nicht gereicht. Nach der Versammlung war die Stimmung schlecht, weil keine konkreten Ergebnisse präsentiert wurden. Aus diesem Grund hat ein Großteil der Mitarbeiter die Arbeit seit der letzten Woche niedergelegt.
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Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten vom 30.06.2023 berichtet.