Amts- und Landgericht Krefeld

Nordrhein-Westfalen Zwei Brüder wegen Messerattacke in Krefeld vor Gericht: Geständnisse zum Auftakt

Stand: 01.10.2024 16:30 Uhr

Gleich zum Prozessauftakt am Dienstag in Krefeld haben die beiden angeklagten Brüder ihre Taten gestanden. Ihr Opfer: ein 44-jähriger Handwerker.

Von Martin Höke

In der Nacht zum 31. Mai war in Krefeld um kurz nach zwei Uhr ein Passant bedroht, ausgeraubt und mit einem Küchenmesser schwer verletzt worden. Die mutmaßlichen Täter, zwei Brüder, waren noch in der Tatnacht festgenommen worden. Am Dienstag hat vor dem Landgericht der Prozess gegen die beiden begonnen.

Den beiden 15 und 19 Jahre alten Brüdern werden schwerer Raub und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Dem Jüngeren darüber hinaus versuchter Mord. Der 15-Jährige soll dem Opfer, einen 44-jährigen Passanten, von hinten ein Küchenmesser in den Rücken gerammt haben. Das Opfer konnte flüchten. Die mutmaßlichen Täter wurden kurz darauf gefasst. Laut Anklage hatten sie einen Rucksack, zwei Kreditkarten und 20 Euro erbeutet.

Geständnisse zum Prozessauftakt

Zum Auftakt des Prozesses gaben die beiden Brüder über ihre Verteidiger die in der Anklage erhobenen Vorwürfe in vollem Umfang zu. Auf Nachfrage der vorsitzenden Richterin bestätigen sie die zuvor gemachten Angaben. "Ja das ist richtig," sagte der 15-Jährige.

Geld anders beschaffen

Die Brüder hätten sich in der Nacht, "das Geld einfach anders beschaffen wollen", heißt es vom Verteidiger. Zur Erklärung nannte er die finanziell angespannte Situation der Familie, die sich nach der Krebserkrankung der Mutter noch verschärft habe.

Die beiden Angeklagten verstecken ihre Gesichter hinter einer Mappe. Neben ihnen stehen ihre Verteidigern.

Die beiden Angeklagten mit Mappe vorm Gesicht, mit ihren Verteidigern.

Offenbar waren die Brüder in der Tatnacht bereits auf einen möglichen Überfall vorbereitet. Ihren Angaben zufolge seien sie eine Woche zuvor von einer afghanischen Jugendbande überfallen worden. Deshalb hat sich der 19-Jährige mit einer Machete augestattet, sein jüngerer Bruder mit einem Messer, das eine 16 Zentimeter lange Klinge hatte. Vor Gericht sagte er aus, dass er diese Tatwaffe aus der Küche mitgenommen hat.

Zufallsopfer in der Nacht

Das Opfer selbst sei demnach ein Zufallsopfer geworden. Die jungen Männer seien, so sagten sie, ziellos durch die Nachbarschaft gezogen und waren dann vor dem Moltke-Gymnasium auf den Passanten geroffen.

Der Gas- und Wasserinstallateur kam damals mit seinem Lasten-E-Bike von einem feucht-fröhlichen Abend mit Freunden. "Ich wollte mir auf dem Platz noch eine rauchen", erzählt der 44-Jährige. "Da haben mich zwei Jungs ganz freundlich angeprochen und nach Feuer gefragt." Als er auf die Beiden zuging, sollen sie den Handwerker mit der Machete bedroht und ihn mit den Worten "gib alles, was du hast" bedroht haben.

15-Jähriger räumt Messerstich ein

Daraufhin habe er den Beiden seinen Rucksack zugeworfen, sagt der 44-Jährige. Und sei dann dem älteren Bruder an die Gurgel gegangen, so der 15-Jährige. Um den Bruder aus der Umklammerung zu befreien, habe er zugestochen.

Handwerker verfolgt blutend die Täter

Der Handwerker schrickt zurück und flüchtet. "Ich habe gespürt, wie mir das Blut den Rücken runterlief." Dann habe er mit seinem Mobiltelefon die Polizei verständigt, sich sein Lastenrad geschnappt und mit der Leitstelle der Polizei am Ohr die beiden Täter verfolgt.

Die beiden Brüder wurden kurz darauf gefasst. Laut Anklage hatten sie einen Rucksack, zwei Kreditkarten und 20 Euro erbeutet. Das Opfer bekam alles zurück.

Rippenbruch verhindert Schlimmeres

Wie knapp es für den überfallenen Handwerker war, stellte sich erst in der Klinik heraus. Das Messer war zehn Zentimeter in seinen Körper eingedrungen und hatte zum Glück die 12. Rippe getroffen. Die war zwar gebrochen, aber hatte verhindert, dass die Klinge lebenswichtige Organe wie die Niere traf. "So hab ich überlebt", sagt der 44-Jährige.

Die Folgen sind trotzdem daramtisch. Seine beiden kleinen Kinder hätten ständig Angst um ihn, er habe Probleme nachts rauszugehen. "Ich bin seitdem arbeitsunfähig und in Therapie."

Die beiden Brüder müssen jetzt mit mehrjährigen Jugendhaftstrafen rechnen. Das Urteil wird am kommeden Verhandlungstag in einer Woche erwartet.

Unsere Quellen:

  • Landgericht Krefeld
  • WDR-Reporter vor Ort

Über dieses Thema berichtet der WDR am 01.10.2024 auch im Radio auf WDR 2.