
Nordrhein-Westfalen Nach Tod von Luise: Bürgermeisterin ruft zu Zusammenhalt auf
Trauer um die getötete zwölfjährige Luise aus Freudenberg: Beim Sonntagsgottesdienst ruft die Bürgermeisterin zum Zusammenhalt auf. In einer bewegenden Anzeige geben die Eltern ihrer Trauer Ausdruck. Am Mittwoch findet eine Gedenkfeier statt.
Die Bürgermeisterin von Freudenberg hat in einem Gottesdienst am Sonntag zu Zusammenhalt aufgerufen. "Trauer und Fassungslosigkeit liegen wie eine tonnenschwere Last auf unserer Stadt", sagte Nicole Reschke bei einem regulären Gottesdienst, der aber ganz im Zeichen der Trauer um das Mädchen stand. "Wir sind in unserem Schmerz vereint mit den Angehörigen von Luise", betonte sie. Man müsse nun zusammenstehen, auch gegen "Hetze und aggressives Besserwissen" von außen, appellierte die Kommunalpolitikerin und mahnte: "Verurteilen wir nicht voreilig!"

Nicole Reschke, Bürgermeisterin von Freudenberg Bild: WDR
In der Aktuellen Stunde des WDR machte Reschke deutlich, wie angefasst sie und viele in der Stadt von dem sind, "was wir hier erleben müssen". "Wir haben einen unfassbar weiten Weg vor uns", sagte die Bürgermeisterin – sie sei aber überzeugt, dass die Gemeinschaft in der Stadt dafür stark genug sei.
Mit Blick auf die Trauerfeier am Mittwoch sagte Reschke. "Ich wünsche mir, dass am Mittwoch alle nochmal trauern und Abschied nehmen können." Danach brauche die Stadt vor allem Ruhe, um alles, was nie vergessen werden kann, zu verarbeiten.
Medienrummel: Es wurden Grenzen überschritten
Reschke kritiserte in dem Gespräch auch deutlich das Verhalten einiger Medienvertreter. Es sei ganz normal und auch wichtig, dass jetzt viel über den Fall und die Stadt berichtet werde, aber teiweise sei die Privatsphäre der Menschen in Freudenberg, der Familien und der Schüler nicht respektiert worden. "Da sind für mich deutlich von Einzelnen Grenzen überschritten worden", machte sie deutlich. Es seien sogar Reporter in dem Sekretariat der Schule aufgetaucht.
Abschied von Luise: Eltern mit bewegender Traueranzeige

Kondulenzbuch für getötetes Mädchen Luise Bild: Christoph Reichwein/dpa
Die Eltern von Luise haben ihrer toten Tochter in einer Zeitungsanzeige gedacht. "Es gibt keine Worte, um das Unbegreifliche zu begreifen. Für uns steht die Welt still", so formulieren sie da ihre Trauer. Neben dem Text ist ein Foto des Mädchens zu sehen, das vor rund einer Woche gewaltsam ums Leben gekommen war.

Ankündigung der Trauerfeier in Freudenberg für das getötete Mädchen Luise Bild: WDR
Gedenkfeier per Audiostream übertragen
Laut Traueranzeige soll am 22. März um 18.00 Uhr eine Gedenkfeier "im engen persönlichen Kreis" in der Evangelischen Kirche in Freudenberg begangen werden. Von dort aus soll sie aber als Audiostream in die Gesamtschule übertragen werden, sodass sie in der dortigen Aula verfolgt werden kann.
Trauerfeier am Mittwoch nicht öffentlich
Ein Polizeisprecher sagte, man wolle mit einem Einsatz an der Kirche dafür sorgen, dass die Trauerfeier nicht gestört werde. "Wir bitten sehr um Verständnis, dass die Familie und Freunde Luise dort in Ruhe auf ihrer letzten Reise begleiten möchten."
Superintendent: Alle ringen um Worte und Fassung
In dem Gottesdienst in Freudenberg am Sonntag sagte der Siegener Superintendent Peter-Thomas Stuberg in seiner Predigt: "Wir ringen alle noch immer um Worte und um Fassung." In der evangelischen Kirche des Ortes mahnte er, mit Blick auf die Familien des Opfers und der mutmaßlichen Täterinnen, zur Zurückhaltung. Vor einigen Tagen hatte Stuberg im WDR von einer "Schockstarre" gesprochen, aus der man miteinander versuchen müsse herauszukommen. Die Gedanken und Gebete seien bei der Familie des getöteten Kindes.
Ministerpräsident Wüst schreibt ins Kondolenzbuch

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst trägt sich ins Kondolenzbuch ein Bild: Christoph Reichwein/dpa
Die Kirche in Freudenberg ist seit einer Woche fast dauerhaft geöffnet, um Menschen zu ermöglichen, dort still zu trauern und zu beten. Ministerpräsident Hendrik Wüst kam am Samstag in die Kirche, um sich in ein dort ausliegendes Kondolenzbuch einzutragen. Der NRW-Regierungschef sprach auch kurz mit vier Seelsorgerinnen und Seelsorgern und bedankte sich für ihren Einsatz.
Unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorfalls hatte sich der CDU-Politiker bestürzt gezeigt über den Tod des Mädchens. "Es zieht einem den Boden unter den Füßen weg."
Außerdem gibt es auch im Netz unter trauerforum-siegen ein Online-Kondolenzbuch, in das Menschen ihre Gedanken und Trauerbekundungen schreiben können. Hier haben schon viele Menschen Anteil genommen.
Zwei Mädchen hatten Tat gestanden

Große Anteilnahme: Kerzen und Blumen als Gedenken Bild: Oliver Berg/dpa
Zwei 12 und 13 Jahre alte Mädchen hatten die Gewalttat an Luise gestanden. Mit mehreren Messerstichen sollen sie Luise in der vergangenen Woche nach bisher bekannt gegebenen Erkenntnissen in einem abgelegenen Wald an der Grenze von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen getötet haben.
Quelle: wdr.de