
Nordrhein-Westfalen Maul- und Klauenseuche: In NRW noch kein Fall bekannt - Gefahr bleibt
Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg ist auch in NRW die Sorge groß. Noch aber ist kein Fall bekannt. Fragen und Antworten.
In Brandenburg musste eine Herde von elf Wasserbüffeln getötet werden, nachdem dort die Maul- und Klauenseuche (MKS) aufgetreten war. Dass es auch in Nordrhein-Westfalen schon Fälle der Viruserkrankung gibt, kann man nicht ausschließen - bekannt ist jedoch keiner.
- Was sagen die Landwirtinnen und Landwirte in NRW?
- Wie reagiert die NRW-Landwirtschaftsministerin?
- Welche Schutzmaßnahmen gibt es auf der Grünen Woche?
- Welche Krankheitssymptome können die Tiere haben?
- Um was für einen Erreger geht es?
- Ist die Maul- und Klauenseuche ein Risiko für Menschen?
- Ist die Seuche ein Risiko für Katzen und Hunde?
- Können Menschen, Hunde und Katzen die Krankheit übertragen?
- Kommt der Nachweis der Seuche in Brandenburg überraschend?
Trotzdem nehme der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) die bestätigten Fälle "mit großer Besorgnis zur Kenntnis", schreibt der Verband auf Nachfrage. Besonders dramatisch sei, so der Verband, dass Detuschland seinen Status als MKS-freies Land verliere. Nur wenn ein Land als frei von Tierseuchen eingestuft ist, kann es in Drittländer tierische Produkte exportieren. Mexiko und Südkorea haben den Import von Schweinefleisch aus Deutschland bereits gestoppt.
Dies könnte dazu führen, dass immer mehr Betriebe die Tierhaltung aufgeben und der Anteil von Fleisch- und Milchprodukten aus deutscher Erzeugung weiter sinkt.
Rheinischer Landwirtschafts-Verband
Gleichzeitig würde die Importabhängigkeit steigen und die ressourcenschonende und klimafreundliche Tierhaltung in Deutschland geschwächt, so der Verband weiter.
Auch das NRW-Landwirtschaftsministerium rief Tierhalter am Freitag zur Einhaltung strenger Hygiene-Maßnahmen und zu hoher Wachsamkeit auf. Das gelte für klauentierhaltende Betriebe in NRW mit Rindern, Schafen, Ziegen oder Schweinen ebenso wie für Halter von Kameliden wie Alpakas und Lamas oder Wildwiederkäuern.
Es ist höchste Vorsicht geboten und es gilt nun, einen Eintrag nach Nordrhein-Westfalen unbedingt zu verhindern.
Silke Gorißen (CDU), NRW-Landwirtschaftsministerin

Ministerin Silke Gorißen (CDU)
Hauptberufliche und Hobby-Betriebe sollten ihre Sicherheitsmaßnahmen überprüfen und konsequent einhalten, forderte Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU).
Auf der Grünen Woche, die diese Woche Freitag in Berlin startet, werden aus Sicherheitsgründen auch keine Ziegen, Schweine, Kühe oder Alpakas zu sehen sein. Demonstrierende Gruppen, die jedes Jahr zur Grünen Woche kommen, werden auf Traktoren vor der Halle verzichten. Auch durch die Fahrzeuge kann der Erreger verbreitet werden.
Bei diesen Krankheitssymptomen solle sofort ein Veterinär informiert werden, so das Landwirtschaftsministerium:
- Fieber
- vermehrter Speichelfluss
- gerötete Maulschleimhaut
- Bläschen an der Innenfläche der Lippen
- Bläschen am Zahnfleischrand
- Bläschen an Klauen und Zitzen
Da die Symptome der MKS denen der Blauzungenkrankheit ähnelten, müsse eine Untersuchung im Labor vorgenommen werden.
Die Maul- und Klauenseuche ist eine hochansteckende, meldepflichtige Viruserkrankung bei Klauentieren. Auch viele Zoo- und Wildtiere können erkranken. Die sehr leicht übertragbare Krankheit verläuft bei den meisten erwachsenen Tieren nicht tödlich, führt aber zu einem lange anhaltenden Leistungsabfall. Behandlungsmöglichkeiten gibt es nicht. Um eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern, werden kranke Tiere getötet. In der Veterinärmedizin heißt das keulen.
Nicht direkt. Menschen sind dem Friedrich-Loeffler-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, zufolge für das MKS-Virus praktisch nicht empfänglich. Auch von pasteurisierter Milch, daraus hergestellten Milchprodukten oder von Fleisch gehe unter den in Deutschland üblichen hygienischen Bedingungen zufolge keine Gefahr aus. Aber die Seuche kann starke wirtschaftliche Folgen haben:
Die MKS gehört wegen ihrer potenziell katastrophalen Auswirkungen zu den weltweit wirtschaftlich bedeutsamsten Tierseuchen.
Friedrich-Loeffler-Institut
Hunde, Katzen und andere Haustiere können in der Regel ebenfalls nicht an der Maul- und Klauenseuche erkranken.
Ja. Alles, was einmal mit einem infizierten Tier in Berührung gekommen ist, kann dem Friedrich-Loeffler-Institut zufolge zur Verschleppung der Seuche beitragen: Menschen ebenso wie Katzen, Hunde, Geflügel oder andere Tiere sowie Fahrzeuge, Geräte, Schuhe und Kleidung. Das Virus gänzlich zu beseitigen, ist zudem nicht einfach: Es ist sehr widerstandsfähig und kann zudem im Boden oder eingetrocknet in Kleidung Monate bis Jahre überdauern.
Die Krankheit wird also nicht nur über direkten Kontakt von Tier zu Tier, sondern auch über die Luft übertragen. Erkrankte Tiere streuen das Virus mit der Flüssigkeit aufgeplatzter Blasen, Speichel, Ausatmungsluft und Milch.
Nicht wirklich. Deutschland und die EU galten dem Friedrich-Loeffler-Institut zufolge zwar schon viele Jahre lang als frei von Maul- und Klauenseuche. Die Gefahr, dass sie aus anderen Ländern eingeschleppt werden könnte, ist aber groß. Die letzten Fälle in Deutschland traten dem Institut zufolge 1988 auf.
In der Türkei, im Nahen Osten und in Afrika, in vielen Ländern Asiens sowie in Teilen Südamerikas gebe es hingegen nach wie vor regelmäßig MKS-Fälle. "Illegal eingeführte tierische Produkte aus diesen Ländern stellen eine ständige Bedrohung für die europäische Landwirtschaft dar." Auch Futtermittel und Einstreumaterialien aus Ländern mit MKS-Ausbrüchen können Grundlage einer Einschleppung sein.
"Durch die Zunahme des globalen Handels- und Reiseverkehrs besteht ständig die Gefahr einer Wiedereinschleppung und explosiven Ausbreitung der MKS in Europa", so das Institut. 2001 zum Beispiel hatte es einen verheerenden Seuchenzug in Großbritannien mit Folgeausbrüchen in anderen europäischen Ländern gegeben.
Unsere Quellen:
- NRW-Landwirtschaftsministerium
- Nachrichtenagentur dpa
- Rheinischer Landwirtschaftsverband (RLV)
- Bundesamt für Risikobewertung (BfR)