Arminias Kapitän Fabian Klos vor der Bielefelder Fankurve im Relegations-Hinspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden.

Klos nach Arminia-Debakel mit Fan-Krawallen: "Kann so nicht aufhören"

Stand: 03.06.2023, 16:05 Uhr

Nach dem 0:4 im Relegations-Hinspiel beim SV Wehen Wiesbaden steht Arminia Bielefeld kurz vor dem Absturz in die 3. Liga. Die Partie stand wegen Ausschreitungen im Bielefelder Fan-Block kurz vor dem Abbruch. Der DFB untersucht die Vorfälle.

Fabian Klos ist ein authentischer Typ. Und deswegen bemühte sich der Kapitän von Arminia Bielefeld nach dem 0:4 (0:1)-Debakel im Relegations-Hinspiel beim SV Wehen Wiesbaden nicht einmal, irgendwelche Durchhalteparolen auszusprechen: "Das Ding ist durch", sagte Klos bei Sky. "Gute Fußballer machen keine gute Mannschaft." Nach den vergangenen beiden Wochen müsse man "der Mannschaft zu Recht den Charakter absprechen."

Der Zweitligist Arminia zeigte gegen den Noch-Drittligisten kaum Gegenwehr und machte den Gastgebern das Toreschießen leicht.

In der Schlussphase des Spiels sorgten dann maskierte Chaoten im Bielefelder Fan-Block für hässliche Szenen. Böller flogen aufs Feld, ein Feuerwerkskörper landete unmittelbar neben Arminias Athletiktrainer Niklas Klasen. Einige Personen versuchten sogar, den Platz zu stürmen. Schiedsrichter Benjamin Brand schickte die Mannschaften zunächst in die Kabine, nach 21 Minuten setzte der Schiedsrichter die Partie fort. Die Polizei postierte sich vor dem Gäste-Block, ein Spielabbruch drohte bei weiteren Krawallen.

Klos: "Gott sei Dank ist niemand zu Schaden gekommen"

Unter Tränen hatte Klos versucht, die Lage zu beruhigen, auf die Anhänger eingeredet und auch abgebrannte Feuerwerkskörper eingesammelt. "Gott sei Dank in niemand zu Schaden gekommen. Das ist das Wichtigste", sagte er nach dem Spiel. Kritik am skandalösen Auftritt der Arminia-Anhänger verkniff Klos sich. "Die Fans reagieren auf das, was dieses sogenannte Team heute auf den Platz gebracht hat. Ich kann mich nicht vor dieses Team stellen."

Nach dem Schlusspfiff flogen wieder Feuerwerkskörper aus dem Gästeblock. Sie brannten zahllose Löcher in den Rasen, Rauchschwaden zogen durchs Stadion in Wiesbaden. Der Arminia droht nun eine drastische Bestrafung durch den Deutschen Fußball-Bund. Der DFB-Kontrollausschuss untersucht die Vorfälle, wie der Verband am Samstag bestätigte.   

Klos deutet Karriere-Fortsetzung an

Klos zog Parallelen zu seinem Start in Bielefeld, wohin er 2011 zu Drittligazeiten des Vereins wechselte. Er sei "letztlich da angekommen, wo ich vor zwölf Jahren angefangen habe", sagte Klos. "Nur dass die Stimmung noch beschissener ist als damals." Schon am letzten Spieltag, beim 0:4 in Magdeburg, hatte sich die Arminia ganz schwach präsentiert.

Der 35-jährige Klos wollte eigentlich schon nach der vergangenen Saison seine Karriere beenden, verlängerte nach dem Abstieg aus der Bundesliga seinen Vertrag noch um ein weiteres Jahr. Gut möglich, dass Klos nun auch in der 3. Liga noch für die Arminia spielen wird. "So kann ich nicht aufhören", sagte er. "Ich kann nichts mit Sicherheit sagen, aber wenn die Arminia in der nächsten Saison in der 3. Liga spielt, bin ich dabei."

Arminia distanziert sich von Randalierern

Die Arminia veröffentlichte am Samstag eine Stellungnahme zur Randale im Gästeblock: "Wir entschuldigen uns bei unseren Gastgebern", hieß es. Das Verhalten der Arminia-Chaoten sei eine "inakzeptable Grenzüberschreitung" gewesen, teilte der Verein mit und distanzierte sich. "Was am Freitagabend geschehen ist, werden wir gemeinsam mit den zuständigen Instanzen und Behörden sorgfältig aufarbeiten und Ermittlungen unterstützen."

Der Klub lobte Vereinsidol Klos für sein Verhalten in Wiesbaden als "Vorbild" und kündigte an, man werde im Rückspiel am Dienstag (20.45 Uhr) "Haltung im sportlichen Wettbewerb zu zeigen".

Arminia-Geschäftsführer über Krawallen: "Das geht zu weit"

Geschäftsführer Christoph Wortmann von Arminia Bielefeld (Archivfoto)

Arminia-Geschäftsführer Christoph Wortmann

Arminia-Geschäftsführer Christoph Wortmann hatte die Randale bereits am Freitagabend scharf verurteilt. "Bei allem Frust und aller Enttäuschung, die ich nachvollziehen kann, geht das, was hier passiert ist, zu weit. Da reden wir auch über mögliche Körperverletzungen", sagte er.

Ähnlich wie Klos und Trainer Uwe Koschinat gab Wortmann den Profis eine Mitschuld an den unrühmlichen Vorkommnissen im Gästeblock. "Ich kann mich bei den Fans nur für die Leistung der Mannschaft entschuldigen. So kann man ein Spiel nicht angehen", sagte er.

Wortmann kündigte zugleich an, dass der Verein vor dem Rückspiel am kommenden Dienstag den Dialog mit den Anhängern suchen werde. "Wir werden alles versuchen, dass Arminia Bielefeld nicht noch einmal solch ein Gesicht auf und neben dem Platz zeigt", sagte der 46-Jährige.

Arminia-Auftritt laut Trainer Koschinat "blamabel"

Trainer Uwe Koschinat von Arminia Bielefeld gibt Anweisungen

Arminia-Trainer Uwe Koschinat

Die sportliche Analyse von Arminia-Trainer Koschinat fiel ebenfalls vernichtend aus. Er nannte die Ausgangssituation vor dem Rückspiel am Dienstag (20.45 Uhr) "nahezu aussichtslos". "Wehen hat uns in Sachen Tempo, Umschaltspiel, Aggressivität, in allen den Teilbereichen den Schneid abgekauft. Das ist schon blamabel genug für uns als Zweitligist", sagte Koschinat auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Es war in jeder Hinsicht ein schwarzer Tag in der Geschichte des DSC Arminia Bielefeld.

Quelle: red/dpa/sid