
Nordrhein-Westfalen Fluchterfahrungen verstehen: Eine Schulklasse marschiert los
In Bielefeld wollte sich eine Schulklasse besser kennenlernen und ist dafür einen ganzen Tag lang gemeinsam marschiert. Denn in der Klasse sind gleich mehrere Kinder mit Fluchterfahrung.
Die Schüler einer sechsten Klasse der Sekundarschule Königsbrügge aus Bielefeld haben versucht, zu Fuß von Paderborn bis zu ihrer Schule zu laufen – mehr als 40 Kilometer. Um sich besser kennenzulernen und ihre Mitschüler mit Fluchterfahrung besser zu verstehen.

Wandertag um Fluchterfahrungen zu verstehen
Die Klasse hatte sich im Unterricht schon intensiv mit dem Thema Flucht beschäftigt. Die Schülerinnen und Schüler kommen aus verschiedenen Nationen und haben unterschiedliche kulturelle Hintergründe. Gleich mehrere sind mit ihren Familien aus ihren Heimatländern geflohen und haben die Strapazen einer Flucht am eigenen Leib erfahren.
Nachspüren, wie anstrengend lange Fußmärsche sein können
Farzad Haydari ist einer von ihnen. Er stammt aus Afghanistan und freut sich, dass sich seine Mitschüler für seine Erfahrungen interessieren, sagt aber auch:
Auf der Wanderung sollen die Kinder auch lernen, aufeinander Acht zu geben und ihre unterschiedlichen Bedürfnisse zu verstehen.

Gruppenbild der 6b
Mit dabei ist zum Beispiel auch Farah Bejaoui. Den ersten Kilometer ist sie selbst gelaufen, sie hat aber auch einen Buggy und ihre Intergrationshelferin dabei, denn sie kann aufgrund ihrer Behinderung nicht gut gehen.
Kinder können sich jederzeit abholen lassen
Eine Regel ist: Die Gruppe geht immer nur so schnell wie der oder die Langsamste. Eine Trommel gibt den Takt für den Marsch vor. Und immer wieder halten alle an und spielen kleine Teambuilding-Spiele.
"Ein Marsch ist ein gemeinsamer Gang zum Beispiel von Soldaten, Flüchtlingen oder Demonstranten. Zu marschieren stärkt den Zusammenhalt der Gruppe und auch das Selbstbild der einzelnen Mit-Marschierer", so hat Lehrer Nadir Kouri die Idee in einem Brief an die Eltern beschrieben.
Die Eltern hat Kouri übers Handy regelmäßig über den Standort ihrer Kinder informiert – damit, wer nicht mehr laufen konnte oder wollte, sich abholen lassen konnte.
Über dieses Thema berichten wir am 2. Juni in der Lokalzeit OWL im WDR Fernsehen um 19.30 Uhr.