Niedersachsen Göttinger Uni-Senat beschließt Abwahl von Präsident Tolan
Der Senat der Universität Göttingen hat am Mittwochabend der Abwahl des Uni-Präsidenten Metin Tolan mehrheitlich zugestimmt. Das Votum wird aber erst wirksam, wenn der Stiftungsrat ebenfalls zustimmt.
Tolan äußerte in einer Mitteilung der Universität sein Bedauern über das Votum. Er bedaure insbesondere, dass sich der Senat nicht auf eine Schlichtung eingelassen habe. "Die persönlichen Angriffe haben mich verletzt und sollten im Nachhinein noch aufgearbeitet werden", teilte Tolan weiter mit. Nach mehrfachem Scheitern bei der Exzellenzinitiative und einer missglückten Präsidentenwahl kam 2021 Metin Tolan aus Dortmund nach Göttingen. Der Physik-Professor wollte Göttingen wieder zu einer Elite-Universität machen. Das klappte nicht, Tolan musste einen Sparkurs verordnen. Der unsanfte Abgang eines Vizepräsidenten vor gut einem Jahr sorgte für zusätzliche Unruhe innerhalb der Universität.
Vorerst bleibt Metin Tolan im Amt
Wie die Universität Göttingen weiter mitteilte, wird die Abwahl Tolans erst dann wirksam, wenn sie durch den Stiftungsausschuss der Universität bestätigt werden sollte. Für den Fall, dass der Ausschuss nicht zustimmen würde, müssten Senat und Stiftungssauschuss in einer gemeinsamen Sitzung einen Einigungsversuch durchführen. Sollte auch dann keine Einigung erzielt werden können, entscheidet der Senat abschließend allein. Bis dahin bleibe Metin Tolan im Amt.
Mehrheit des Senats der Universität war gegen Tolan
Für 11 von 13 stimmberechtigten Mitglieder des Senats stand bereits vor der Sitzung fest, dass Tolan gehen muss, wie sie Ende August in einer Stellungnahme festhielten, die dem NDR Niedersachsen vorliegt: Sie lasten dem Präsidenten das Scheitern bei den Förderrunden, insbesondere der Exzellenzinitiative, an. Auch hapert es ihnen zufolge bei der internen Organisation, sie vermissen weitreichende strategische Linien. Zudem kritisieren die Senatorinnen und Senatoren Tolans Führungsstil: Dieser sei konfrontativ, der Präsident missachte Gremien-Entscheidungen und erteile Sprechverbote, heißt es in dem Papier.
Metin Tolan ist für seine Vorträge über die Physik in Hollywoodfilmen bekannt. (Archivbild)
Tolan schlägt Schlichtung vor
Eigentlich läuft Tolans Vertrag bis 2027. Einen freiwilligen Rücktritt lehnte er im Vorfeld der Senatssitzung ab. Im jüngst erschienenen Newsletter der Universität hatte er stattdessen eine Schlichtung "wie etwa bei schwierigen Tarifverhandlungen" vorgeschlagen. Die Kritik am Führungsstil bezeichnete Tolan als "diffamierend", wegen der Pauschalität der Vorwürfe könne er diese kaum entkräften. Auch sei die Universität schon vor seinem Amtsantritt "durch interne Querelen" in eine Abwärtsbewegung geraten, sagte der 59-Jährige.
Sorge um Universität Göttingen: Falko Mohrs gegen Personaldebatte
Zuletzt erhielt Tolan durchaus Zuspruch: Mehrere nicht dem Senat angehörende Professoren von Universität und Max-Planck-Instituten stärkten ihm den Rücken, darunter Leibniz-Preisträger und mehrere Dekane. Der Arbeitgeberverband Mitte warnte ebenfalls vor einem "mehr als schädlichen" Wechsel an der Spitze der Universität - und betonte, dass die öffentliche Debatte dem Ansehen der Universität schade. Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD) hatte Tolan zuletzt sein Vertrauen ausgesprochen. Personaldebatten hält der Minister nicht für sinnvoll. "Mein Wunsch ist, kümmert euch um die strategische Ausrichtung der Universität", sagte Mohrs. Er schließt nicht aus, durch das Land auch einen Präsidenten am Senat vorbei, einen sogenannten Staatskommissar zu ernennen.
Wissenschaftsminister Falko Mohrs (SPD) hält nichts von der Personaldebatte um Metin Tolan.
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 02.10.2024 | 19:30 Uhr