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Virologe Stürmer: Maske schützt vor allen Erkältungsviren

Der Virologe Martin Stürmer steht im Labor und lächelt in die Kamera.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rät wegen steigender Corona-Zahlen zu mehr Vorsicht im Umgang mit der Infektion. Müssen wir also wieder die Maske auspacken? Für Virologe Martin Stürmer ist das Virus mittlerweile eines von vielen. Trotzdem dürfe man nicht zu sorglos sein.

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Krankenhäuser verschärfen Maßnahmen gegen Corona

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Maske in Bus und Bahn tragen, auf größere Weihnachtsfeiern in Innenräumen verzichten und wieder vermehrt Homeoffice machen: Diese Corona-Empfehlungen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) stammen nicht etwa aus dem Jahr 2020, sondern aus den vergangenen Tagen.

Das Gesundheitsministerium hat in den vergangenen Wochen eine stark steigende Viruslast im Abwasser festgestellt. Lauterbach rät deswegen zu mehr Vorsicht im Umgang mit Corona. Das Virus könne schwerwiegende Folgeerkrankungen nach sich ziehen.

Der Frankfurter Virologe Martin Stürmer wirbt im Interview dafür, Corona wie einen Erkältungserreger handzuhaben - und auch andere Viren nicht aus dem Blick zu verlieren.

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hessenschau.de: Herr Stürmer, sind wir derzeit zu leichtsinnig?

Martin Stürmer: Es ist sicherlich ein Spagat, den wir gerade machen. Auf der einen Seite hat Karl Lauterbach Recht, eine Corona-Infektion kann Folgeschäden nach sich ziehen.

Das können aber auch viele andere Viruserkrankungen. Ich denke schon, dass es gerechtfertigt ist, Sars-CoV-2 in das Regime der anderen Erkältungserreger einzubeziehen. Insofern würde ich jetzt versuchen, vom Sonderstatus von Covid wegzukommen.

hessenschau.de: Wie schätzen Sie denn die Lage im Moment ein, sollten wir in der Bahn oder im Bus tatsächlich zur Maske greifen und Feiern lieber meiden?

Stürmer: Feiern muss man nicht meiden. Die Maske ist durchaus ein wichtiges Instrument, um sich in Risiko-Konstellationen zu schützen - vor allem vor Erkältungsviren, die aktuell zirkulieren. Sie hilft auf jeden Fall in Bus und Bahn.

Bei privaten Feiern würde ich immer aufpassen. Wenn man Symptome hat, dann sollte man darauf verzichten oder aber Maske tragen. Und für unsere ältere Generation gilt auf jeden Fall, sich impfen zu lassen.

hessenschau.de: Gleichen die Symptome und der Verlauf einer Corona-Infektion aktuell dem Bild, das wir aus den vergangenen Jahren kennen?

Stürmer: Nach wie vor sind die Varianten hier alle Omikron-Ableger. Viele Menschen laborieren recht lange an der Erkrankung, auch wenn sie nicht unbedingt in die Krankenhäuser müssen. Es scheint aber schon eine etwas heftigere Infektion zu sein. Insofern sollte man natürlich versuchen, sie weitestgehend zu vermeiden.

hessenschau.de: Bundesgesundheitsminister Lauterbach rät auch dazu, sich im Zweifelsfall auf Corona testen zu lassen. Wie sehen Sie das?

Stürmer: Ich bin ein Freund davon, sich testen zu lassen - aber wenn, dann auf verschiedene Erkältungserkrankungen. Wenn ich Symptome habe, mein Corona-Test aber negativ ist, sollte ich trotzdem nicht meine Großeltern besuchen und sie dem Risiko einer RSV- oder Influenza-Infektion aussetzen.

Wenn ich nur auf Corona teste, muss auch eine logische Konsequenz folgen. Und die kann nicht sein: Ich bin Corona-negativ, also mache ich alles, was ich will.

hessenschau.de: Das Robert Koch-Institut empfiehlt die Corona-Impfung Menschen ab 60 Jahren sowie Risikopatienten. Gibt die aktuelle Infektionswelle Anlass, diese Empfehlung auf jüngere Menschen auszuweiten?

Stürmer: Die Impfung mit dem angepassten Impfstoff hat primär das Ziel, schwere Verläufe zu verhindern. Wir werden Infektionswellen damit nicht unbedingt brechen können. Dementsprechend ist die Anpassung an die Risikogruppen erfolgt.

Da, wo wir die Inzidenzen wirklich sehen können, zum Beispiel in Rheinland-Pfalz, sind wir mit einer sehr starken Infektionswelle konfrontiert. Wir sehen in der Summe aber relativ milde Verläufe. Insofern glaube ich nicht, dass das eine breite Impfung in der gesamten Bevölkerung deckt. Wir haben nach wie vor ein gutes Immunsystem in der Bevölkerung.

hessenschau.de: Das heißt aber, Sie stehen weiterhin zu der Empfehlung für Risikogruppen?

Stürmer: Definitiv. An der Stiko-Empfehlung gibt es auf keinen Fall etwas zu rütteln.

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