Auf dem Darmstädter Luisenplatz, wo der 57-Jährige zu Tode geprügelt wurde, haben Menschen Kerzen angezündet.

Der brutale Tod eines Obdachlosen in Darmstadt hat weit über die Stadt hinaus für Aufsehen gesorgt. Jetzt werden Spenden gesammelt, um dem Opfer eine angemessene Bestattung mit Grabstein zu ermöglichen.

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Spendenaktion zugunsten des toten Obdachlosen in Darmstadt

Auf dem Darmstädter Luisenplatz steht nach einer Attacke auf einen Obdachlosen ein Polizeiauto. Im Hintergrund ist das Ludwigsmonument zu sehen.
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Der Schock sitzt auch noch Tage nach dem tödlichen Angriff auf einen Obdachlosen mitten in Darmstadt tief. "Diese Tat übersteigt meine Vorstellungskraft", sagt Nicole Frölich von der Wohnungsnotfallhilfe beim Diakonischen Werk Darmstadt-Dieburg. "Ich bin immer noch sehr betroffen."

Damit ist sie nicht allein, auch in den sozialen Medien nehmen viele Menschen Anteil an dem Tod des 57-Jährigen, der mutmaßlich von einem 15-Jährigen zu Tode geprügelt wurde. "Unfassbar", "grausam" oder "traurig" sind Begriffe, die immer wieder fallen.

"Zeigen, dass dieser Mensch gelebt hat"

Der Jugendliche soll den Wohnungslosen erst ausgeraubt und dann derart brutal geschlagen und getreten haben, dass dieser im Krankenhaus den schweren Verletzungen erlag. Eine Tat, die schwer zu begreifen und noch schwerer zu verarbeiten ist. In dieser Phase sei es enorm wichtig, dem Toten, der so lange fast unsichtbar inmitten der südhessischen Großstadt lebte, ein Gesicht zu geben. "Wir wollen dem Opfer einen Namen geben und zeigen, dass dieser Mensch gelebt hat und gestorben ist", sagt Frölich.

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Deswegen hat die Diakonie eine Spendenaktion zu Gunsten einer angemessenen Bestattung des Toten ins Leben gerufen. "Wir möchten dem Mann eine Grabstätte ermöglichen, an der man sich an ihn erinnern kann", erklärt Frölich, die auch für die Grünen in der Stadtverordnetenversammlung sitzt. Von dem Geld will die Diakonie unter anderem einen Grabstein oder ein Holzkreuz mit dem Namen des Obdachlosen aufstellen lassen. Zudem soll eine Traueranzeige in der lokalen Tageszeitung geschaltet werden.

Sozialbestattungen in der Regel ohne Grabstein

Bei Obdachlosen ist das keine Selbstverständlichkeit. Im Normalfall kommt die Stadt bei Verstorbenen ohne Wohnsitz für die Bestattungskosten auf, das Grab bleibt bei solch einer sogenannten Sozialbestattung allerdings anonym. Kein Name, keine Erinnerung.

"Es ist aber ganz wichtig, dass man sich an ihn erinnert", sagt Frölich. "Wir wollen auch darauf hinweisen, wie ungeschützt wohnungslose Menschen ein Leben im öffentlichen Raum führen müssen." Sie seien nicht nur der Witterung schutzlos ausgesetzt, sondern oft auch gewalttätigen Übergriffen.

Wie genau die Beerdigung gestaltet werden kann, hänge aber nicht nur davon ab, wie viel Geld gespendet wird, so Frölich. Die Diakonie müsse sich mit dem Bestattungsunternehmen und der Stadt abstimmen und abwarten, ob sich nicht doch noch Hinterbliebene melden. "Das gehen wir jetzt an."

Die Idee zu der Spendenaktion sei von Menschen in den sozialen Medien an sie herangetragen worden, berichtet Frölich. Eine Frau, die ebenfalls über die sozialen Medien von dem brutalen Vorfall erfahren hat, ist Uta Ewald. Sie ist Künstlerin und wohnt in Roßdorf (Darmstadt-Dieburg). Sie will ebenfalls dazu beitragen, dem Opfer eine würdige Beerdigung zu ermöglichen.

Künstlerin versteigert ihre Bilder

Deswegen hat sie beschlossen, mehrere ihrer Bilder ab Dienstag über eine Darmstädter Facebook-Gruppe zu versteigern. Der Erlös soll vollständig der Diakonie zugutekommen. "Hier geht es um die Würde eines Menschen, da möchte ich ein Zeichen setzen", begründet Ewald ihre Entscheidung.

Eines der Bilder hat sie nach dem Tod des Obdachlosen gemalt. "Es ist unter dem Eindruck der unerträglichen Tat entstanden", sagt Ewald. Es zeigt ein großes Auge, ein Motiv, das die Künstlerin durch ihr Werk begleitet. "Es geht darum, hinzuschauen. In den Augen der Menschen sieht man ihr Leben und wie sie auf die Gesellschaft schauen."

Ein in grün gehaltenes Kunstwerk der Küntlerin Uta Ewald aus Südhessen. In der Mitte ist ein großes, offenes Auge zu sehen.

Ewald hofft, dass ihre Bilder genug Geld einbringen, um die anfallenden Kosten für die Beerdigung zu großen Teilen tragen zu können. Wann der Tote bestattet wird, ist allerdings noch offen. Die Leiche des Opfers, die bislang in der Rechtsmedizin lag, wurde laut Staatsanwaltschaft mittlerweile freigegeben.

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