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Bartol will SPD-Landeschef werden

Sören Bartol am Rednerpult im Bundestag, mit gehobener Hand

Der Marburger Bundestagsabgeordnete will neuer Landeschef der hessischen SPD werden - und damit in diesem Amt Nachfolger von Nancy Faeser. Die Bundesinnenministerin sieht eine Notwendigkeit für ihren Abtritt.

In einem Brief an die hessischen SPD-Mitglieder hat die scheidende Landesvorsitzende, Bundesinnenministerin Nancy Faeser, ihren Rückzug mit einer "Zeit für Erneuerung" begründet. "Diese soll auch mit einem neuen Führungspersonal und neuen Ideen beginnen", erläuterte sie in dem Schreiben, das der dpa in Wiesbaden vorliegt.

Sie persönlich habe sich dazu entschieden, den Landesvorsitz auf dem Parteitag am 9. März in Frankfurt abzugeben. "Ich habe mit Euch gemeinsam in den letzten vier Jahren viel erreicht, jetzt wird es Zeit für eine Erneuerung", erklärte sie und dankte den Mitgliedern unter anderem für "einen starken Zusammenhalt nach der Landtagswahl im Oktober".

Marburger Bartol sitzt seit 2002 im Bundestag

Die SPD-Bezirksvorstände Hessen-Nord und Süd hatten am Dienstag mitgeteilt, dass sie Sören Bartol in einer gemeinsamen Sitzung am Montag für den Posten nominiert hätten. Auf dem Parteitag im März soll die Besetzung offiziell werden.

Bartol ist Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesbauministerium und SPD-Bundestagsabgeordneter. Der 49-Jährige aus Marburg ist seit 2002 Mitglied des Deutschen Bundestags. Auf hr-Anfrage äußerte sich Bartol selbst nicht.

Bartol sei "Macher und Teamplayer"

"Sören Bartol bringt 22 Jahre parlamentarische Erfahrung, die meiste Zeit davon als Regierungsabgeordneter, ins Amt ein", hieß es in der Mitteilung der Bezirksvorstände. Bartol verbinde Menschen, er sei "Macher und Teamplayer".

Als möglicher Nachfolger für Faeser war bislang der Vizevorsitzende Kaweh Mansoori gehandelt worden, der wie Bartol zum linken Parteiflügel gezählt wird.

Mansoori will nicht

Mansoori sagte dem hr, dass er Bartol vorgeschlagen habe und sich selbst nicht um das Amt des Landevorsitzenden bewerben wolle. Er habe zwar darüber nachgedacht, habe aber entschieden, sich voll auf die Regierungsarbeit zu konzentrieren.

Mansoori ist in der noch jungen schwarz-roten Landesregierung Wirtschaftsminister und Stellvertreter des Ministerpräsidenten Boris Rhein (CDU). Außerdem ist er Bezirksvorsitzender der SPD Hessen-Süd.

Laut Mansoori wird Bartol sein Amt als Staatssekretär in Berlin nicht niederlegen. Durch die langjährige Erfahrung im Bundestag bringe der 49-Jährige eine große Expertise auf dem Gebiet der Wohnungsbaupolitik mit und werde sich "um die großen Linien der Parteiarbeit" kümmern.

Josefine Koebe als Generalsekretärin vorgeschlagen

Auch eine neue Generalsekretärin der Hessen-SPD soll auf dem Parteitag im März bestimmt werden. Hierfür einigten sich die Bezirksverbände Nord und Süd am Montag den Angaben zufolge auf die Landtagsabgeordnete Josefine Koebe aus Bensheim (Bergstraße). "Sie steht für neue Wege und Innovationen in der Parteiarbeit", teilten die SPD-Bezirksverbände mit.

Portrait Josefine Koebe, vor rotem SPD-Hintergrund

Koebe sei vor Beginn der aktuellen Legislaturperiode als Ökonomin für einen frühkindlichen Bildungsträger tätig gewesen und bringe daher Expertise im Bereich Bildungschancen und Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit.

Seit 2019 heißt der Generalsekretär der Hessen-SPD Christoph Degen. Im neuen Kabinett ist Degen Staatssekretär im Wissenschaftsministerium.

Neuaufstellung nach schlechtem Ergebnis bei der Hessen-Wahl

Fraktionsvorsitzender im Landtag ist seit Beginn der neuen Legislaturperiode der frühere wirtschaftspolitische Sprecher Tobias Eckert. Der vorherige Fraktionschef Günter Rudolph war wie Faeser durch die Hessen-Wahl im vergangenen Oktober parteiintern geschwächt worden.

Die SPD hatte mit 15 Prozent ihr historisch schlechtestes Ergebnis geholt. Eine Neuaufstellung der Hessen-SPD wurde anschließend von vielen Seiten des Landesverbands gefordert.

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