Hessenkarte - mit Einfärbung und Benennung des Wetteraukreises - und Portraits der Kandidierenden

Zeitgleich mit der Landtagswahl findet auch die Landratswahl im Wetteraukreis statt. Vier Männer und zwei Frauen gehen ins Rennen um das Amt. Ein Kandidat ist der aktuelle Amtsinhaber.

Den Wetteraukreis mit seinen rund 300.000 Einwohnern zu verwalten, ist nicht einfach: Der Südwesten mit den Kurstädten Bad Vilbel und Bad Nauheim wächst, auch durch die Nähe zu Frankfurt. Derweil kämpfen der Altkreis Büdingen im Nordosten und wirtschaftsschwächere und überalterte Kommunen wie Ortenberg oder Nidda um Anschluss.

Hinzu kommen die immer wichtigeren Themen Umwelt und Klima: Trockenheit und Überflutungen wechseln sich ab, während gleichzeitig um Flächenversiegelungen durch Gewerbegebiete gestritten wird.

Sechs Bewerberinnen und Bewerber um das Amt des Landrats wollen sich am 8. Oktober diesen Herausforderungen stellen, darunter der Amtsinhaber Jan Weckler (CDU). Der Termin einer möglichen Stichwahl ist der 22. Oktober.

Amtsinhaber Jan Weckler wieder im Rennen

Jan Weckler: Mann im blauen Anzug und mit schwarzer Brille lehnt an Glastür.

Wieder antreten wird der amtierende Landrat Jan Weckler (CDU). Er war ab 2016 zwei Jahre lang Erster Kreisbeigeordneter in der Wetterau. Im März 2018 gewann er die Landratswahl mit 57 Prozent der Stimmen in einer Stichwahl gegen Stephanie Becker-Bösch (SPD).

Im Falle seiner Wiederwahl möchte er angestoßene Projekte fortführen: "Ich denke dabei an das größte Schulbauprogramm in der Geschichte des Wetteraukreises, die Strukturen im Katastrophenschutz oder den Klimaschutz", sagt er. "Eine der großen Herausforderungen ist dabei das Bevölkerungswachstum, das im Wetteraukreis prognostisch deutlich höher ausfällt als in allen anderen hessischen Landkreisen." Hier gelte es, die Infrastruktur in allen Bereichen voranzubringen.

Der reale Alltag sehe zudem zwangsläufig große Themen vor: Dazu gehörten die Unterbringung und Integration von Geflüchteten und die Absicherung der Zukunft der Krankenhäuser.

Thomas Zebunke will frischen Wind bringen

wetteraukreis-zebunke

Vor rund fünfeinhalb Jahren war auch Thomas Zebunke von den Grünen angetreten und im ersten Wahlgang auf 14,8 Prozent gekommen. Jetzt versucht es der Agraringenieur, der unter anderem im Bundeslandwirtschaftsministerium arbeitet und Sprecher des Kreisvorstands seiner Partei ist, erneut.

Neben seinen Top-Themen Landwirtschaft und Umwelt ist es Zebunke nach eigenen Angaben wichtig, frischen Wind in die Kreispolitik zu bringen. Diese ist seiner Ansicht nach völlig verkrustet. In einem Interview mit der FAZ denkt Zebunke etwa über Co-Working-Spaces nach, in denen Mitglieder der Kreisverwaltung, aber auch Freiberufler arbeiten könnten.

Beim Gestalten fehle der Blick aufs Ganze. Er denke an die verschiedenen Gesichter des Kreises: "Wir haben im Süden die Nähe zur Großstadt, dann gibt es den Verdichtungsraum bis hinauf nach Butzbach mit Blick in Richtung Gießen - und es gibt östlich der A45 viel ländlichen Raum. In diesem Spannungsfeld lässt sich eine Menge machen und zeigen, wie man diese Teilregionen zusammenbringt."

Rouven Kötter setzt auf Heimat

Rouven Kötter: Mann mit Brille gibt einer Frau die Hand und lacht

Der SPD-Mann Rouven Kötter wirbt mit dem Slogan "#HeimatMacher" für sich. Kötter war von 2008 bis 2018 Bürgermeister in Wölfersheim und ist Erster Beigeordneter des Regionalverbands Frankfurt-Rhein-Main.

Er verstehe "Heimat" als "einen offenen, nicht ausgrenzenden, sondern verbindenden Begriff", schreibt er auf seiner Webseite. Weitere Schwerpunktthemen seien Mobilität, Wirtschaft und Finanzen, Umwelt und Energie, Ehrenamt und Menschen in ihrer sozialen Infrastruktur.

Sollte er gewählt werden, will er "zunächst eine Sondereinheit zum Thema Wohnungsbau installieren", wie er sagt. "Außerdem werde ich eine Stabsstelle Ehrenamt direkt bei mir als Landrat andocken und bei allen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern des Kreises Antrittsbesuche machen, um die Zusammenarbeit in der kommunalen Familie wieder zu stärken."

Gabi Faulhaber will bezahlbaren Wohnraum

Gabi Faulhaber

Für die Linke geht ihre Kreisvorsitzende Gabi Faulhaber ins Rennen. Die Lehrerin gehörte einige Jahre dem hessischen Landtag an. In den 1980er Jahren kandidierte sie bei Landtagswahlen für die Deutsche Kommunistische Partei (DKP).

Ihr Schwerpunktthema ist bezahlbarer Wohnraum. "Am wichtigsten ist, dass etwas gegen die Wohnungsnot bei Mietwohnungen im unteren Preissegment getan wird", sagt sie. Die Kreistagsfraktion der Linken habe immer wieder die Gründung einer kreiseigenen Wohnungsbaugesellschaft beantragt.

"Das wäre ein notwendiger Beitrag für bezahlbare Mieten, denn im Wetteraukreis ist die Zahl der Sozialwohnungen in den letzten zehn Jahren um 40 Prozent gesunken", rechnet sie vor. "Vor der Kommunalwahl 2021 wurde endlich beschlossen, ein Konzept zu erarbeiten. Aber nichts tut sich." Deshalb brauche es mehr politischen Druck: "Ich will weiterhin die größte Nervensäge für bezahlbaren Wohnraum bleiben!"

Melina Holzhauer setzt auf Stimmen

Melina Holzhauer, junge Frau mit langen braunen Haaren hält Zigarre in einer Hand

Seit 2017 gibt es den Kreisverband Wetterau der Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (Die Partei). Jetzt möchte die 18-jährige Schülerin Melina Holzhauer aus Wöllstadt Landrätin werden.

Ihr Programm, gemäß ihrem Wahlplakat: "Nazis sind doof". Ihre Message sei einfach, schreibt sie auf Nachfrage: "Jede Stimme für mich ist keine Stimme für die anderen." 

Daniel Lachmann kandidiert für "Die Heimat"

Daniel Lachmann

Für die rechtsextreme NPD, die sich vor einigen Wochen in "Die Heimat" umbenannt hat, und die weiterhin im Verfassungsschutzbericht behandelt wird, hat Daniel Lachmann seine Kandidatur bekanntgegeben.

Lachmann ist seit 2006 in der Stadtverordnetenversammlung in Büdingen aktiv, auch im Kreistag des Wetteraukreises hat er ein Mandat. Von Ende 2018 bis 2022 war er Vorsitzender der hessischen NPD.

Lachmann will dem "Asyl-Chaos", wie er es nennt, "mit dem Sachleistungs- anstatt Geldleistungsprinzip entgegentreten und unbürokratische, freiwillige Rückkehr in die Heimatländer mit einer Einmalzahlungen fördern." Er werde den Wetteraukreis "so unbequem für Wirtschaftsflüchtlinge gestalten, wie es nur möglich ist." Zudem will er Straßen sanieren und das Bus- und Bahnnetz ausbauen. Wohnraum will er unter anderem durch "konsequente Abschiebungen und Rückführungen" frei machen.

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