Glasfaser-Ausbau

Schnell, stabil, energieeffizient: Für einen Internetanschluss per Glasfaser spricht einiges. Bis spätestens 2030 will Hessen das Netz flächendeckend ausgebaut haben. Derzeit sind viele andere Länder fixer.

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Schnelles Internet für alle – "Gigabit-Gipfel" in Wiesbaden

hessenschau vom 22.06.2023
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Aufgerissene Straßen und Gehwege, bunt herauslugende Kabelstränge: In zahlreichen Orten sind die meist privaten Anbieter-Unternehmen gerade dabei, Hessen ans Glasfasernetz anzubinden. Doch noch können lediglich zwölf Prozent aller Haushalte auf einen solchen Anschluss für Internet, Fernsehen und Telefon zurückgreifen.

Damit liegt Hessen nach Angaben des Bundesverbands Breitbandkommunikation im letzten Drittel aller Bundesländer. Das soll sich ändern.

Bis spätestens zum Jahr 2030 sollen jeder Haushalt und jeder Betrieb in Hessen einen Glasfaseranschluss buchen können. Das hat Digitalministerin Kristina Sinemus (CDU) am Donnerstag in Wiesbaden bei der Vorstellung der aktualisierten Gigabit-Strategie des Landes angekündigt.

Bundesregierung hat vorgelegt

Das von der Ministerin formulierte Ziel entspricht dem, welches die Bundesregierung bereits im Februar ausgab. Zuvor hatte der Bund ein milliardenschweres Förderprogramm neu aufgelegt, nachdem im Vorjahr der Fördertopf frühzeitig geleert war.

Sinemus gab sich zuversichtlich, dass es in Hessen trotz des aktuellen Rückstands sogar schneller gehen könnte. "Wir werden voraussichtlich schon vor dem Jahr 2030 alle Haushalte ausgestattet haben", sagte sie.

Gigabitfähig, also mit einer Datenübertragung von 1.000 Mbit pro Sekunde oder mehr, können inzwischen schon etwa zwei Drittel aller hessischen Haushalte surfen. Dazu bedarf es nicht unbedingt eines Glasfaseranschlusses.

Zurückhaltung bei den Kunden

Nach Meinung von Experten ist Glasfaser aber der beste Standard: stabiler, mit höherem Geschwindigkeitspotenzial, energieeffizienter, umweltfreundlicher. Allerdings ist der Aufwand für die Verlegung nicht gering, und gerade Privatkunden kommen mit den aktuellen Datenvolumen noch gut zurecht.

Vor allem in ländlichen Ausbaugebieten halten sich viele Hausbesitzer daher mit Vertragsabschlüssen zurück. Anbieter, die den Ausbau übernehmen, knüpfen ihn an Vorverträge mit Mindestanschluss-Quoten von bis zu 40 Prozent - damit sich die Bauarbeiten überhaupt rechnen.

Rosinenpickerei bei manchem Anbieter

Die Privatisierung des Ausbaus führt auch zu anderen Hürden. Im Rheingau-Taunus-Kreis etwas sieht sich die Telekom dem Vorwurf von Bürgermeistern ausgesetzt, sich über reservierte Zugriffsrechte die finanziell lukrativsten Gegenden herauszupicken und damit andere Anbieter zu verdrängen, die flächendeckend ausgebaut hätten.

Ähnlich läuft es im Main-Kinzig-Kreis: Hier forciert ein kreiseigenes Unternehmen, die Breitband Main-Kinzig GmbH, mit Fördergeld den Glasfasernetz-Ausbau. Dabei wird es nach eigenen Angaben von privater Konkurrenz ausgebremst, die sich per Absichtsbekundungen die Option zum Ausbau gesichert haben, ohne aktiv zu werden.

"Wir hatten ein wesentlich größeres Gebiet zum Ausbau. Es gibt Absichtsbekundungen, die teilweise überhaupt nicht umgesetzt wurden. Und es gibt einzelne Unternehmen, die ihre Gebiete schon wieder zurückgegeben haben", sagt Geschäftsführerin Simone Roth. Das bringe alles durcheinander.

SPD: Viel zu lange auf Kupferkabel gesetzt

Es sei traurig, dass Hessen inzwischen seit fünf Jahren eine Digitalministerin habe und dennoch beim Glasfaserausbau im letzten Drittel des Bundesländervergleichs liege, kritisierte Bijan Kaffenberg, der digitalpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. Schon das Reden von Gigabit sei ein Zeichen dafür, "dass die Landesregierung in der Vergangenheit lebt".

Glasfaser erreiche unter Laborbedingungen schon Übertragungsraten von mehreren Terabit pro Sekunde. "Wir haben in Hessen viel zu lange auf die alten Kupferkabel gesetzt", lautet Kaffenbergs Urteil.

Beim Mobilfunkausbau sei es noch schlimmer. Mit dem Odenwaldkreis und dem Werra-Meißner-Kreis lägen schließlich zwei der drei am schlechtesten mit Mobilfunk versorgten deutschen Landkreise in Hessen.

Restliche Funklöcher stopfen

Digitalministerin Sinemus hält der Kritik nicht nur entgegen, dass die Mehrheit der Haushalte bereits gigabitfähig sei. Eine bedarfsgerechte Anbindung mit Glasfaser hätten inzwischen fast alle Krankenhäuser und Schulen.

Auch beim Mobilfunk will die Landesregierung an Tempo zulegen. Ziel ist laut Sinemus nicht nur der Kampf gegen Funklöcher, sondern auch ein flächendeckendes Angebot von schnellen Verbindungen - mindestens auf 4G-Niveau. Modernster und schnellster Standard der mobilen Datenübertragung ist aktuell 5G. Gerade im ländlichen Raum sollen zudem mehr öffentliche WLAN-Möglichkeiten entstehen.

Im Mai beschloss der Landtag, in dem CDU und Grüne die Mehrheit haben, Erleichterungen bei Genehmigungen für den Mobilfunkausbau. Mobilfunkmasten sollen leichter aufgestellt werden können, auch direkt am Rand von Landstraßen. Außerdem sollen mobile Masten länger genehmigungsfrei stehen dürfen - bis zu zwei Jahre lang.

Sicherheit gegen Hacker vergrößern

Wie Sinemus nun ankündigte, soll das digitale Telekommunikationsnetz auch widerstandsfähiger gegen die Folgen von Pandemien, Cyberangriffen, Kriegen und Naturkatastrophen werden. Für eine möglichst ausfallsichere digitale Datenübertragung soll ein verstärktes Risikomanagement sorgen.

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