In der Wetterau wurde ein trächtiges Reh von einem Auto totgefahren. Eines der Rehkitze hat den Unfall wie durch ein Wunder überlebt - und inzwischen eine Ersatz-Mama gefunden.

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Rehkitz nach Unfall gerettet

Rehkitz Kiro
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Sonntagmorgen, 5.15 Uhr, Reichelsheim in der Wetterau: Das Leben des kleinen Rehbocks "Kiro" hat noch gar nicht richtig angefangen, da liegt es schon in Scherben. Sekunden zuvor ist es auf der Landstraße bei Blofeld zu einem Wildunfall gekommen. Dort lief ein hochträchtiges Reh auf die Straße, genau vor ein herannahendes Auto. Der Fahrer konnte nicht mehr ausweichen. Mit über 60 Stundenkilometern erwischte der Kleinwagen das Muttertier und tötete es. Durch den Aufprall riss der Bauch des Rehs auf und die beiden ungeborenen Kitze wurden herausgeschleudert.

Während auch sein Geschwisterchen noch vor Ort stirbt, überlebt "Kiro" wie durch ein Wunder. Der Fahrer des Unfallwagens findet es neben dem Muttertier liegend und alarmiert erst die Polizei in Friedberg, dann die ehrenamtliche Wildtierhilfe Schelderwald aus Dillenburg im Lahn-Dill-Kreis.

Dort rät man ihm: Keine Zeit verschwenden! Statt auf die Arbeit fährt der 55-Jährige also in die Tierklinik nach Gießen, wo das Rehkitz erstversorgt wird. Bis auf etliche Schürfwunden ist es unversehrt - aber mutterlos und fast eine Woche zu früh auf der Welt.

"Sein Köpfchen liegt oft bei mir auf der Brust"

Inzwischen ist "Kiro" in einer spezialisierten privaten Aufzuchtstation in der Nähe von Leverkusen (Nordrhein-Westfalen) untergekommen. "Er braucht unheimlich viel Wärme, es ist alles sehr erschöpfend für ihn - eine ganz normale Frühchen-Reaktion", sagt Pflegemama Manuela Ludewig über "Kiro". "Aber er trinkt selbstständig. Der Lebenswille ist da."

Gerettetes Rehkitz

Ludewig päppelt das hessische Rehkitz bei sich zu Hause auf, lässt ihn sogar im eigenen Bett schlafen. "Sein Köpfchen liegt oft bei mir auf der Brust, da wo der Herzschlag ist", erzählt sie. "Das würde er von der Mama jetzt auch noch bekommen."

In gut einer Woche soll "Kiro" ins Gehege zu anderen Rehkitzen in der Aufzuchtstation kommen. Vier andere Jungtiere ohne Mutter leben dort aktuell. Der Mai gilt noch als Hauptsetzzeit der Rehe. Im nächsten Frühjahr soll "Kiro" dann die Aufzuchtstation verlassen und ausgewildert werden.

Seinen Namen darf er aber behalten. Den hat Pflegemama Manuela ganz bewusst gewählt. Er heißt so viel wie "Sohn der Hoffnung". Trotz seines schweren Starts wird er wohl ein ganz normales Rehbock-Leben haben können. 

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Rehkitzretter im Einsatz

hs
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