Verbindungsstudenten wollten Mitte Mai einen Fechtkurs in Marburg veranstalten. Die Stadt vermietete dafür schon seit Jahren eine Schulturnhalle. Jetzt kündigte sie den Vertrag - und sieht sich getäuscht.

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Fechten von Verbindungsstudenten in Sporthalle Marburg untersagt

Viele Fecht-Schutzmasken stehen auf Ständern vor einer Wand in einer Nische.
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Verbindungsstudenten tragen ihre Traditionen gerne mit dem Degen aus. Bei der sogenannten Mensur geht es um Männerschweiß und Ehre.

Über mehrere Jahre reisten sie aus Deutschland nach Marburg, um sich in einer Schulturnhalle im Kämpfen zu üben. Das nächste Treffen sollte Mitte Mai stattfinden. Vermietet wurde die Halle von der Stadt Marburg - und der fiel erst jetzt auf, wer die eigentlichen Mieter sind.

Stadt löst Vertrag auf

Daraufhin löste die Stadt den Nutzungsvertrag für die Emil-Behring-Halle auf. Zuerst hatten die Frankfurter Rundschau und der linke Blog "Stadt.Land.Volk" berichtet.

Die Stadt wurde offenbar getäuscht: Sie habe die Sporthalle einem Marburger Sportverein für "Fechtlehrgänge" überlassen, heißt es in einer Mitteilung. Was die Stadt nicht wusste, war, dass der Mieter, ein Fechtmeister des VfL 1860 Marburg, zwar Vereinsmitglied ist, die Halle aber für schlagende Verbindungen mietete.

Laut der Stadt wusste auch der Vorstand des Sportvereins nicht, dass ein Mitglied die Halle für vereinsfremde Zwecke mietet. Vereine dürften städtische Hallen kostenlos anmieten, hieß es von der Stadt. Daher habe auch niemand vom Sportverein gemerkt, dass ein Vereinsmitglied die Räume nutzt.

Hiebschule und Kontra-Pauken

Zum Fechtkurs hatte der Coburger Convent eingeladen, ein Zusammenschluss aus Studentenverbindungen, Landsmannschaften und Turnerschaften. Der Blog "Stadt.Land.Volk" veröffentlichte ein Schreiben des Coburger Convents, womit nach Marburg eingeladen wurde. Demnach sollte es beim Kurs um "Hiebschule und Kontra-Pauken" für jüngere Verbindungsstudenten gehen.

Die Teilnehmer, sogenannte Paukanten, sind teils geschützt - Wunden und Narben vom Kampf im Gesicht heißen in der Szene der Studentenverbindungen "Schmisse". Der Coburger Convent gilt als politisch rechts. Die Mensuren sind umstritten, auch wenn die Körperverletzungen in diesen Fällen freiwillig in Kauf genommen werden.

Zwei Verletzte nach Kampf um die Ehre

Im Februar mussten zwei Studenten in Erlangen (Bayern) mit schweren Schnittwunden vom Degen am Kopf nach einer Mensur ins Krankenhaus gebracht werden.

Es soll sich um eine sogenannte Pro-Patria-Suite gehandelt haben - Kämpfe um die Männer-Ehre. Dabei soll auch eine Gruppierung beteiligt gewesen sein, die zum Coburger Convent gehört.

Eine Antifa-Gruppe veröffentlichte nach dem Vorfall in Erlangen Textnachrichten. Demnach sollen Verbindungsstudenten sich beschwert haben, dass für einen der Männer der Rettungswagen gerufen wurde - das könne wieder eine Diskussion um ein Mensur-Verbot auslösen.

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