Eine Sprechblase in der das Wortteil „*innen“ steht wurde hinter Gitter gesperrt

Der Entwurf zum schwarz-roten Koalitionsvertrag für Hessen ruft Kritik hervor, unter anderem wegen des geplanten Gender-Verbots. "War was?" hat dazu eine eindeutige Meinung: *.

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Kritik und Lob – Reaktionen auf Entwurf zum Koalitionsvertrag

EIn Politiker vor einer Werbetafel der Partei "Bündnis 90 Die Grünen"
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Hessen, das Bundesland, in dem immer was los ist. An dieser Stelle wirft unser Kolumnist Stephan Reich mit seiner Glosse "War was?" jeden Freitag einen ganz eigenen Blick auf die Nachricht der Woche. Nehmen Sie diesen Blick bitte auf keinen Fall ernst.

Portrait von Stephan Reich. Daneben steht "Glosse"

Es ist ja ein tolles Gefühl, wenn man merkt, dass Politiker am Werk sind, die die wirklich wichtigen Dinge angehen. Die sich den drängenden Fragen der Zeit stellen, die anpacken und den Stier bei den Hörnern packen. Die für die großen Probleme auch große Lösungen suchen. Und finden.

"Ein wortreiches Nichts"

So wie beispielsweise die neue Regierung in Hessen. Deren Entwurf des Koalitionsvertrags erntet aktuell zwar Kritik von der Opposition, aber das liegt ja auch irgendwie in der Natur der Sache. "Ein wortreiches Nichts" sei der Vertrag, hieß es von den Grünen. An der ein oder anderen Stelle wird es aber doch konkret. Unter anderem beim Thema Gendern, wo die Regierung offenbar ein Verbot von Gender-Sonderzeichen in Schulen, Verwaltung und auch im Rundfunk anstrebt.

Und das ist natürlich viel mehr als billiger Kulturkampf, klar. Wussten Sie beispielsweise, dass wenn wir in der aktuellen Frequenz weitergendern, das 1,5-Grad-Ziel praktisch unerreichbar wird? Nein? Nun, ich auch nicht. Aber schon in diesem Jahrzehnt müssen wir den Ausstoß von genderneutraler Sprache um die Hälfte reduzieren, ansonsten wird unser Planet praktisch unbewohnbar. Ein Genderverbot ist da unumgänglich, allein um den Ausstoß heißer Luft auf Bierzeltreden entscheidend zu senken.

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Oder das Thema Bildung. 12.000 Lehrer*innen fehlen dem Land Hessen, mutmaßlich, weil ich gerade einen Genderstern benutzt habe. Das ist dramatisch. Zumal die Ergebnisse der neuesten Pisa-Studie ja gerade erst zeigten, dass die Schülerinnen und Schüler in den Kernkompetenzen Mathematik, Lesen, Naturwissenschaften und Identitätspolitik immer schlechter werden. Ein Drittel der Schüler kann nicht einmal mehr richtig in einer Internet-Kommentarspalte unversöhnlich über Nebensächlichkeiten streiten.

Ebenfalls ein Problem: die wachsende Ungleichheit. In Deutschland besitzen die oberen zehn Prozent etwa 60 Prozent aller Gendersternchen, während die unteren 20 Prozent quasi keinerlei Gendersternchen besitzen. Die reichsten fünf Deutschen besitzen sogar genausoviele Gendersternchen wie die ärmsten 50 Prozent. Mh, oder waren das gar keine Gendersterne, sondern etwas anderes? Egal. Die Schere geht auf jeden Fall immer weiter auseinander, eine derartige gesellschaftliche Ungleichheit muss ja zwangsläufig irgendwann zu Konflikten führen. Es sei denn, man lenkt die Leute mit kulturkämpferischen Pseudoproblemen ab, aber na ja.

Mängel in der Innen-Politik

Sowieso der Bereich Soziales. So mangelt es in Hessen an Wohnraum, knapp 63.000 Wohnungen fehlen. Weil aber zu viele "Innen" im Sprachgebrauch verwendet werden, fehlen diese in der Innen-Politik sowie auf den Baustellen in der Innen-Architektur und bei den Verbrauchern in der Innen-Einrichtung. Vielleicht. Möglicherweise aber auch nicht.

In jedem Falle gut, dass sich etwas bewegt. Man freut sich ja, wenn … na ja, siehe erster Absatz. Und verzeihen Sie mir, wenn ich diesen Text mit einer persönlichen Anmerkung beschließe, auch auf die Gefahr hin, dass ich danach abgemahnt oder verhaftet werde oder ein Bußgeld zu zahlen habe: ******. Danke.

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