Audio

Gesichtsrekonstruktion 20 Jahre nach Schädelfund

Gezeichnetes Portrait einer jungen Frau

Vor mehr als 20 Jahren fanden Kinder im Schiersteiner Hafenbecken in Wiesbaden einen menschlichen Schädel. Jetzt haben Ermittler das Gesicht der toten Person rekonstruiert - und hoffen, so ihre Identität klären zu können.

Für mehrere spielende Kinder dürfte es ein bleibender Moment gewesen sein, als sie am 23. April 2003 im Hafenbecken in Wiesbaden-Schierstein einen menschlichen Schädel entdeckten. Sie riefen die Polizei, und die stellte den Fund erst einmal sicher. Einem Verbrechen oder Vermisstenfall direkt zuordnen konnten die Ermittler ihn nicht.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Frau

Mehr als 20 Jahre später haben Polizei und Staatsanwaltschaft nun neue Hoffnung, das Schicksal der toten Person, bei der es sich nach Mitteilung vom Freitag "mit hoher Wahrscheinlichkeit" um eine Frau handelt, doch noch klären zu können. Eine Expertin des Landeskriminalamts (LKA) hat das Gesicht der Toten rekonstruiert, wie eine Polizeisprecherin dem hr sagte.

Das daraus entstandene Phantombild vermittelt einen Eindruck, wie in etwa die unbekannte Tote ausgesehen haben könnte. Allerdings: Ihr Alter lässt sich nur sehr vage eingrenzen. Demnach könnte sie zum Zeitpunkt ihres Todes "Anfang 20 bis 50 Jahre" alt gewesen sein.

Schädel war bereits mit Algen bedeckt

Auch wie lange der Schädel im Wasser lag, ist unklar. "Er hatte schon Algen angesetzt", erklärte die Sprecherin. Dennoch wissen die Ermittler nicht, ob er einige Monate oder gar Jahre im Rhein umhertrieb. Ebenso unklar ist, wo er in den Strom gelangt ist. Er könnte einen langen Weg im Wasser zurückgelegt haben.

"Leider konnte keine DNA gewonnen werden", bedauerte die Sprecherin. Denn das hätte auf jeden Fall gesicherte Erkenntnisse über Geschlecht oder Phänotyp gebracht. So musste man sich auf andere Untersuchungsmethoden wie die Vermessung der Knochen stützen.

Keine Spuren von Gewalt

Was man immerhin weiß: Der Schädel weist keinerlei äußere Gewalteinwirkung auf. Erschlagen wurde die unbekannte Person dem aktuellen Wissensstand nach nicht. Ein Verbrechen kann aber auch nicht ausgeschlossen werden. Noch wissen die Ermittler nicht, ob der Kopf gezielt vom übrigen Körper abgetrennt wurde oder ob dies auf andere Weise, etwa durch eine Schiffsschraube, geschah.

Die Beamten hoffen nun darauf, dass die gezeichnete Person auf dem Phantombild auch nach all den Jahren vielleicht doch noch von irgendjemandem erkannt wird - und dass auf diesem Weg die unbekannte Tote aus dem Rhein wieder einen Namen bekommt.