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Priscilla und Elvis - ihre Geschichte begann in Bad Nauheim

Filmszene aus "Priscilla". Zu sehen sind Jacob Elordi als Elvis Presley und Cailee Spaeny als Priscilla. Sie schauen sich in die Augen und heben jeweils eine Handfläche, um sie flach aneinander zu pressen.

Mit "Priscilla" kommt der zweite Film über Elvis Presley innerhalb kurzer Zeit ins Kino. Er zeigt die Liebesgeschichte zwischen dem "King" und seiner Ehefrau. In der Nebenrolle: Bad Nauheim.

Plötzlich wirft er einen Stuhl nach ihr. Elvis hat sie nach ihrer Meinung zu einem Song gefragt. Priscilla wirkt eingeschüchtert, äußert aber ehrlich ihre Zweifel. Und dann fliegt der Stuhl.

Es ist eine Schlüsselszene in Sofia Coppolas Film "Priscilla", der am 27. Dezember noch vor dem offiziellen deutschen Filmstart in die hessischen Kinos kam. Basierend auf Priscilla Presleys Biografie "Elvis and Me" aus dem Jahr 1985 erzählt er die Liebesgeschichte zwischen dem "King of Rock 'n' Roll" und seiner einzigen Ehefrau aus ihrer Perspektive.

Das Bild zeigt Cailee Spaeny als Priscilla Presley. Sie steht auf einem Parkplatz und presst Notizbücher an ihre Brust. Sie trägt einen brauen Mantel und braune Haare im Zopf.

In Bad Nauheim ging alles los

Eine wichtige Rolle spielt dabei Hessen: 1959 lernten sich der 24 Jahre alte Musiker und die damals 14-jährige Priscilla Beaulieu auf einer Party in Elvis Wohnhaus in der Goethestraße 14 in Bad Nauheim (Wetterau) kennen.

Elvis, zu diesem Zeitpunkt schon ein weltberühmter Superstar, absolvierte in der Kaserne in Friedberg seinen Militärdienst. Priscilla lebte mit ihrem Stiefvater, einem kanadischen Luftwaffenoffizier, in Wiesbaden. Miteinander bekannt machte das Paar Currie Grant, der Manager des Eagle Club, eine Art Gemeindezentrum der US-Luftwaffe in Wiesbaden.

Verschiedene Aussagen über das Kennenlernen

Grant habe Priscilla mit auf die Party in der Goethestraße genommen, sagt Alexander Timm, Präsident des Elvis Presley Vereins Bad Nauheim - Friedberg. "Wie aber Priscilla Currie Grant kennengelernt hat, darüber gibt es verschiedene Aussagen", so Timm.

Das Bild zeigt Elvis und Priscilla Presley 1960 in Bad Nauheim. Sie sitzen in einem Taxi. Er trägt eine Militäruniform, Priscillas Haare sind auftoupiert. Sie trägt einen Mantel uind ein kariertes Kleid.

Laut Priscilla sei Currie Grant an sie herangetreten und habe sie gefragt, ob sie Elvis Presley kennenlernen möchte, weiß Timm. "Grant sagt hingegen, Priscilla habe ihn in seinem Club besucht und ihm gesagt, dass sie Elvis Presley kennenlernen möchte."

Körperlichen Kontakt soll es nicht gegeben haben

Auf das erste Zusammentreffen folgten weitere und "stundenlange Telefonate", wie Priscilla später erzählte. Für ihre Eltern sei schwer zu verstehen gewesen, worüber sie so lange sprachen. Sie sollen die Beziehung zwar erlaubt, körperlichen Kontakt aber unterbunden haben.

Elvis-Experte Timm erklärt sich die Verbindung zwischen einer Minderjährigen und einem Erwachsenen, die heutzutage wohl mehr als nur einen medialen Aufschrei ausgelöst hätte, so: "Elvis hatte gerade seine Mutter verloren, er war allein in einem fremden Land und wusste nicht, wie es mit seiner Karriere weitergehen würde. Ich denke, er hat eine Frau gesucht, die zuhörte und für ihn da war." Das habe Priscilla erfüllt.

"Elvis konnte aufbrausend sein"

14 Jahre verbrachten Elvis und Priscilla miteinander - eine Beziehung mit Höhen und Tiefen. "Ich hatte keine Identität und wusste nicht, wer ich bin", gab Priscilla 2005 in einem Interview im US-Fernsehen an. Sie habe lange nach den Wünschen ihres Mannes gelebt.

Das Bild zeigt Elvis und Priscilla Presley bei ihrer Hochzeit. Er trägt einen schwarzen Anzug und schwarze Haare und schaut nach unten, um ihr den Ring an den Ringfinger zu stecken. Sie hat dunkle, auftoupierte Haare und trägt einen Schleier.

Die Filmszene, in der Elvis den Stuhl wirft, zeigt eine Art Wendepunkt in der Beziehung: Priscilla sagt ihre Meinung - etwas, das sie nach eigener Aussage zuvor eher selten getan hat. Mit der Geburt der Tochter Lisa Marie im Jahr 1968 verfestigte sich der Graben zwischen dem Paar, fünf Jahre später wurde die Ehe schließlich geschieden. Geliebt hätten sie einander aber weiter, so Priscilla.

"Man weiß, dass Elvis aufbrausend sein konnte", sagt Alexander Timm. In der Fanszene werde der Film dennoch skeptisch gesehen. "Er folgt nur der Sicht von Priscilla. Es gibt aber auch andere Darstellungen - und Elvis kann man nicht mehr fragen."

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Elvis und Priscilla

1960 siedelte Elvis wieder in die USA über, Priscilla blieb zunächst in Deutschland. Im Frühjahr 1963 zog die damals 17-Jährige schließlich auf sein Anwesen Graceland in Memphis im US-Bundesstaat Tennessee. 1967 heiratete das Paar in Las Vegas, knapp ein Jahr später kam die gemeinsame Tochter Lisa Marie zur Welt. 1973 folgte die Scheidung. Elvis starb vier Jahre danach an Herzversagen.

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Tochter wollte Dreharbeiten stoppen

Selbst die zu Jahresbeginn gestorbene Lisa Marie Presley habe Regisseurin Sofia Coppola darum gebeten, die Darstellung ihres Vaters zu überdenken, sagt Timm. Tatsächlich wurden E-Mails publik, in denen Presley das Drehbuch kritisierte.

Ihr Vater werde als manipulativ gezeigt, heißt es darin. Die Perspektive sei "rachsüchtig und verächtlich", als seine Tochter könne sie ihn nicht wiedererkennen. Priscilla Presley scheint das anders zu sehen: Sie hat den Coppola-Film mitproduziert.

Originalschauplätze existieren noch

Die Dreharbeiten zu "Priscilla" fanden nicht an den Originalschauplätzen statt, sondern in nachgebauten Sets im kanadischen Toronto. Die Orte, die den Anfang der Beziehung prägten - das Gebäude, in dem der Eagle Club in Wiesbaden untergebracht war, und das Wohnhaus in der Goethestraße 14 in Bad Nauheim - gibt es aber auch heute noch.

"Dort wohnen allerdings inzwischen Privatpersonen", weiß Alexander Timm. "Man kann noch Aufnahmen von außen machen, aber rein kommt man nicht mehr."

Trotzdem ziehen diese und weitere Elvis-Orte wie das ehemalige Kasernengelände in Friedberg oder das kurzzeitig von Elvis bewohnte Hotel Grunewald in Bad Nauheim nicht nur zum jährlich stattfindenden Elvis-Festival Fans des "King" an. Auch der Zulauf zu den Vereinsabenden des Fanclubs Bad Nauheim - Friedberg sei größer geworden, sagt Alexander Timm.

Filmszene aus "Priscilla". Das Bild zeigt Jacob Elordi als Elvis Presley und Cailee Spaeny als Priscilla. Sie stehen in einer Menschenmenge und schauen sich an. Elordi trägt eine grüne Militäruniform, Spaeny einen brauen Mantel und ein Kopftuch.

Filme befördern Elvis-Hype

Die steigende Elvis-Begeisterung erklärt Timm sich auch mit dem Erfolg von Baz Luhrmanns Film "Elvis" von 2022. Regisseur Luhrmann habe in seiner Darstellung gezeigt, wie groß die musikalische Bandbreite des "King" gewesen sei. "Dass man nach so langer Zeit noch über ihn redet, zeigt, was für ein Ausnahmekünstler er war." Daran kann vermutlich auch der Film "Priscilla" nicht rütteln.