Dino Toppmöller

Rund um Eintracht Frankfurt brodelt es - mal wieder. Im Zentrum der Kritik: Trainer Dino Toppmöller. Hier und da wird schon von Rauswurf gesprochen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Vor allem, weil die Probleme auch woanders liegen.

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Was stimmt nicht bei der Eintracht?

Eintracht-Trainer links, rechts zwei Pokale mit rotem X. Text: Heimspiel - Pokale weg - Druck da!
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Die Leistung von Eintracht Frankfurt beim 2:2 gegen den VfL Wolfsburg war lange äußerst gewöhnungsbedürftig. Danach wurde im Eintracht-Aufsichtsrat, bei den Fans im Stadion und in den sozialen Netzwerken wie Facebook oder "X" (ehemals Twitter) wieder einmal erregt diskutiert, ob Dino Toppmöller noch der richtige ist. Viele forderten gar seinen Kopf. Schon vor dem Wolfsburg-Spiel gab es Gerüchte und Meldungen.

Zum Beispiel, dass Toppmöller aus den Spielen gegen Wolfsburg, Heidenheim und Hoffenheim mindestens sieben Punkte holen müsse, sonst sei er weg. Auch, dass größere Teile der Mannschaft vom Trainer der Hessen abgerückt seien. Einzig: All das stimmt nach Informationen des hr-sport nicht. Allerdings wird die Kritik am jungen Coach in der Tat lauter, viele - auch im Aufsichtsrat - sehen keinen echten Plan auf dem Platz, spüren die Verunsicherung der Spieler.

Doch die Entscheidungen trifft der Vorstand. Und der steht dem Vernehmen nach klar zu Toppmöller. Man soll im Fußball zwar niemals nie sagen, aber wenn die Eintracht unter Toppmöller in den kommenden Wochen nicht eine fulminante Niederlagen-Serie hinlegt, wird man mit dem 43 Jahre alten Trainer weitermachen. Bis zum Saisonende und darüber hinaus.

Trotz aller Kritik: Eine neue Taktik soll her

Der sportliche Erfolg ist den Eintracht-Bossen wichtig. Doch was gerade Sportvorstand Markus Krösche noch wichtiger ist, ist die langfristige Entwicklung. Die Frankfurter wollen weg vom Fußball mit starkem Gegenpressing und langen Bällen, wie er vor allem unter Adi Hütter gespielt hat. Wo es hin gehen soll, ist auch klar: Ballbesitz-Fußball heißt das Zauberwort. Als Vorbild dient hier ein wenig der taktische Umbruch beim FC Arsenal in den vergangenen Jahren.

Das ist ein langer Weg, den die Hessen mit Dino Toppmöller entwickeln wollen. Die Eintracht der Zukunft soll Ballbesitz-Fußball spielen und sich - von hinten heraus - auch spielerisch befreien. Da wird es immer wieder zu schmerzhaften Rückschlägen kommen, wie zuletzt beim 3:3 in Freiburg, als die Eintracht-Spieler es mit dem "spielerischen Befreien" übertrieben und sich dabei gleich mehrere Gegentore fingen. Kompromisse müssen her.

Toppmöller muss sich bewegen

Dino Toppmöller ist - wenn man so will - ein Taktik-Nerd. Er weiß sehr viel über Fußball, neigt jedoch dazu, die Spieler taktisch mit seinem Wissen zu überfrachten. Ein Umstand, der auch Thomas Tuchel bei Bayern München zuletzt vorgeworfen wurde. Toppmöller muss sich bei diesem Thema weiterentwickeln, muss lernen, Kompromisse einzugehen. So sehen das auch die Eintracht-Bosse.

Zudem ist Toppmöller kein autoritärer Trainer, der auf den Tisch haut. Doch seine kommunikative, empathische Art soll er in der Kabine sehr gut ankommen. Dass Toppmöller Teile der Mannschaft verloren haben soll, sei Quatsch, heißt es aus dem Eintracht-Umfeld. Der Trainer habe ihn besser gemacht, sagte zuletzt Torjäger Omar Marmoush. Doch auch bei allem - internen - Lob, ist klar: Auch unter Toppmöller müssen die Ergebnisse bald wieder stimmen.

Die Eintracht-Achse hat einen gehörigen Schaden

Die Verunsicherung auf dem Platz ist in den vergangenen Spielen deutlich spürbar zu sehen gewesen. Doch auch das kreiden die Eintracht-Bosse nicht Toppmöller an. Es gibt ein anderes Problem: Die Achse ist kaputt, viele der erfahrenen Führungsspieler können aktuell schlichtweg nicht führen. Die Achse besteht normalerweise aus Torwart Kevin Trapp, Abwehrchef Robin Koch, Mario Götze und Sebastian Rode im Mittelfeld und Omar Marmoush im Angriff. Doch derzeit funktionieren nur Koch und Marmoush, der sich immer mehr zum Publikumsliebling entwickelt.

Götze, Rode und Trapp haben aktuell mehr mit sich selbst zu tun. Rode klagt einmal mehr über Schmerzen im Knie, fiel schon im Spiel gegen Wolfsburg aus. In Frankfurt befürchten sie, dass Rode - mit seinem fragilen Knie - schlimmstenfalls gar kein Spiel mehr für die Eintracht macht. Möglicherweise sind seine bitteren Tränen nach dem verlorenen Europapokal-Spiel gegen Union Saint-Gilloise auch damit zu erklären. Bleiben Trapp und Götze.

Götze, Trapp und Pacho seit Wochen unter ihren Möglichkeiten

Götze kommt - nach der überragenden Vorsaison - aktuell überhaupt nicht in Gang. Nach einem schlechten Auftritt gegen Union Saint-Gilloise und einem sehr mittelmäßigen in Freiburg saß Götze am Sonntag im Liga-Spiel gegen Wolfsburg 90 Minuten auf der Bank. Trapp spielt dazu seit Wochen unter seinen Möglichkeiten. Auch der DFB-Keeper scheint mehr mit sich selbst zu tun zu haben. Er hat abgenommen und lässt auf dem Platz komplett seine breite Brust vermissen. Trapp klebt in vielen Situationen auf der Linie.

Auch damit sind die momentanen Probleme der Eintracht zu erklären. Die erfahrenen Spieler bringen aktuell nicht ihre Leistungen, der Rest der Mannschaft ist blutjung und hat dementsprechend auch große Leistungs-Schwankungen. Während sich Flügelflitzer Niels Nkounkou nach vielen wilden Auftritten langsam stabilisiert, beschreitet der linke Innenverteidiger Willian Pacho den umgekehrten Weg: Nach einer bärenstarken Hinrunde scheint Pacho jeder Mut verlassen zu haben. Bei dem 22-Jährigen ist die Sache jedoch anders gelagert, Formschwankungen sind normal für einen derart jungen Spieler.

Es besteht Hoffnung auf Besserung

Mut hat den Eintracht-Bossen dagegen gemacht, dass die Mannschaft nicht mehr in sich zusammenbricht. Kam sie nach Gegentoren im Liga-Spiel bei Darmstadt 98 oder in der Conference League bei Union Saint-Gilloise noch komplett vom Weg ab, wehrt sie sich nun. Zweimal holte die SGE am Sonntag gegen Wolfsburg einen Rückstand auf. Sportvorstand Markus Krösche sah "Energie und Leidenschaft". Die Schlussphase gegen den VfL zeigte auch, dass die Fans klar hinter dem Team stehen.

Und ein gutes hat das Aus in der Conference League dann doch: Dino Toppmöller kann mit der Mannschaft - durch den Wegfall der internationalen Spiele - endlich wieder kontinuierlich trainieren, kann auf dem Platz Dinge entwickeln oder weiterentwickeln. Ob das schon am Samstag in Heidenheim (15.30 Uhr) greift, ist nicht vorauszusehen. Aber eines ist absolut klar: Auch nach einer möglichen Niederlage bleibt Toppmöller Trainer von Eintracht Frankfurt.

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