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Erkältungswelle mit Corona-Variante "Pirola" in Hessen

Eine junge Frau hält sich ein Taschentuch vor das Gesicht

Hautausschlag, juckende Finger oder Durchfall - die Corona-Variante "Pirola" fällt mit zusätzlichen Symptomen auf. Im Interview erklärt der Frankfurter Virologe Martin Stürmer, ob sie ansteckender ist als bisherige Varianten und was uns in der Erkältungszeit erwartet.

Mit dem Herbst geht auch die Erkältungswelle wieder los - und mit ihr hat sich eine neue Corona-Variante eingeschlichen: "Pirola". Von Israel breitete sie sich nach Europa aus und hat inzwischen auch Hessen erreicht.

Das Robert-Koch-Institut berichtete in dieser Woche von steigenden Infektionszahlen in Deutschland, Pirola mache davon aber erst einen kleinen Anteil aus. Die Uniklinik in Marburg hat auf die zunehmenden Erkältungs- und Corona-Fälle reagiert: Seit dieser Woche gilt dort wieder eine Maskenpflicht für Mitarbeiter und diejenigen Patienten, die Erkältungs- oder Covidsymptome haben.

Im hr-Interview erklärt der Frankfurter Virologe Martin Stürmer, warum er trotzdem Entwarnung gibt - und für wen sich eine weitere Corona-Impfung lohnen könnte.

hessenschau.de: Herr Stürmer, wie unterscheidet sich die Corona-Variante "Pirola" von anderen Varianten?

Stürmer: Viele Symptome ähneln sich. Es gibt aber zusätzliche Symptome, über die bei anderen Varianten nicht berichtet wurde. Primär kommen die Berichte darüber aus England. Die Symptome sind juckende und gerötete Augen, rote und wunde Finger oder Zehen, Durchfall oder Hautausschlag.

Der Virologe Martin Stürmer steht im Labor und lächelt in die Kamera.

Inwieweit diese Symptome wirklich alleine mit Corona zusammenhängen, ist schwer zu sagen. Wenn ich diese Symptome hätte, würde ich nicht automatisch von einer Covid-Erkrankung ausgehen. Aber wenn man eine Erkältungskrankheit hat und zusätzlich juckende oder gerötete Augen, kann das auf eine Pirola-Infektion hindeuten.

hessenschau.de: Ist Pirola ansteckender oder gefährlicher?

Stürmer: Hier in Deutschland ist die Variante noch nicht so verbreitet. Insgesamt ist es auch nicht mehr so, dass die Varianten so dominant sind, wie wir das von früher kennen - dass also eine Variante alle anderen verdrängt.

Videobeitrag

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Weitergedreht: Krank nach der Corona-Impfung

Frau beim Interview
Ende des Videobeitrags

Pirola scheint sich aktuell nicht so schnell auszubreiten und in ihrer Effektivität und Ansteckung doch eher reduzierter zu sein. Auch scheint es zu keiner massiven Zunahme von schweren Atemwegserkrankungen durch eine Infektion mit Pirola zu kommen. Insofern können wir da insgesamt Entwarnung geben.

hessenschau.de: Ist es überhaupt noch wichtig, ob jemand an Corona erkrankt ist oder eine Erkältung hat?

Stürmer: Meiner Meinung nach nicht. Wir sollten tatsächlich langsam anfangen zu akzeptieren, dass Corona eine von vielen anderen Erkältungserkrankungen ist, die unter uns weilt. Natürlich haben wir immer noch die etwas ungeklärte Problematik mit Long Covid. Wobei vieles darauf hindeutet, dass durch die vielen Impfungen, die bereits erfolgten Infektionen und die verschiedenen Varianten das Risiko deutlich geringer ist, sich Long Covid zu holen - andernfalls hätten wir jetzt bereits eine deutliche Zunahme.

hessenschau.de: Wem würden Sie in diesem Herbst eine Impfung empfehlen?

Stürmer: Da bin ich mit der Empfehlung der Stiko (Ständige Impfkomission, Anm. d. Red.) sehr einverstanden: Den Risikogruppen, die wir grundsätzlich kennen. Das sind die über 60-Jährigen, Menschen mit bestimmten Grunderkrankungen, die ein höheres Risiko für schwere Verläufe haben, Immungeschwächte und Krebspatienten. Und Mitarbeitern des Gesundheitswesens, der Pflegeeinrichtungen und den Bewohnern von Pflegeeinrichtungen. 

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