Die Stadt baut das Waldstadion derzeit auf 60.000 Plätze aus. Nach hr-Informationen stehen außerdem Millionen Euro für neue Luxusplätze bereit. Der Steuerzahlerbund hat Fragen.

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Wenig Klarheit um Stadionausbau in Frankfurt

Westkurve Frankfurt
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Die Augen der Fans von Eintracht Frankfurt richten sich aufs Berliner Olympiastadion, denn dort spielt ihr Klub am Samstag um den DFB-Pokal. Der Bund der Steuerzahler in Hessen schaut dagegen aufs Frankfurter Waldstadion. Die Arena wird gerade ausgebaut, und der Bund möchte Zahlen und Fakten wissen.

Nicht nur der Stehplatzbereich in der Nordwestkurve wird mit Steuergeld erweitert, so dass künftig rund 60.000 statt wie bisher 51.500 Menschen ins Stadion passen. Zudem ist die Stadt bereit, Geld in einen neuen Hospitalitybereich auf der Gegentribüne zu stecken – nach hr-Informationen bis zu drei Millionen Euro. Hospitality, das steht im Marketing-Sprech für einen Komfort-Bereich, oft auch mit Bewirtung.

Linke: keine VIP-Bereiche aus städtischen Mitteln

Wird dort Steuergeld für Luxusplätze verwendet? Michael Müller, Vorsitzender der Linken-Fraktion im Römer, sagte am Freitag, in der Vorlage des Magistrats werde leider nicht deutlich, wofür die städtischen Mittel in Gänze verwendet würden. Die Linke werde ihre Fragen dazu in der Stadtverordnetenversammlung am 22. Juni stellen.

Müller nannte den Hospitalitybereich "teure Logenplätze für Menschen, die oft weniger am Fußball als vielmehr am Networking interessiert sind". Der Umbau des Stadions im Stehplatzbereich sei richtig, "was wir aber nicht noch zusätzlich brauchen, sind teure VIP-Bereiche. Schon gar nicht finanziert mit städtischen Mitteln".

Eintracht beantwortet keine Frage

Auch der Bund der Steuerzahler fordert Klarheit: "Die Stadt sollte vollständig offenlegen, was im Waldstadion mit öffentlichen Mitteln gebaut wird und wie viel das am Ende kostet", sagt Sprecher Moritz Venner. Doch in Sachen Transparenz herrscht bisher Fehlanzeige.

Das fängt schon bei der größten Umbaumaßnahme an. Der Stehplatzbereich in der Nordwestkurve soll in diesem Sommer fertig werden, trotzdem sind die Kosten dafür noch unklar. Die städtische Stadiongesellschaft teilt mit, es könne "noch keine finale Aussage getroffen werden". Als sicher gilt: Es wird bedeutend teurer als die ursprünglich veranschlagten zehn Millionen Euro. Die SPD-Fraktion im Römer schätzte die Kosten kürzlich auf 15 Millionen Euro.

Rätselraten ist auch beim neuen Hospitalitybereich angesagt. Die Eintracht lässt die Fragen des hr dazu unbeantwortet. Bisher hat nur die Zeitschrift Sport-Bild über die Umbau-Pläne berichtet. Von neuen Logen ist die Rede und einem VIP-Bereich, der für mehr Einnahmen sorgen soll. Auch dieser Bericht wurde bisher weder bestätigt noch dementiert.

Stadt bewilligt drei Millionen

Federführend beim neuen Hospitalitybereich sei die Eintracht, betont die städtische Stadiongesellschaft auf hr-Anfrage. Allerdings habe die Stadt, der das Stadion gehört, ihr Einverständnis für einen möglichen Umbau der Tribüne gegeben. Ein Teil des neuen Bereichs könne außerdem bei der Männer-Fußball-Europameisterschaft im kommenden Jahr als Bistro genutzt werden.

Noch etwas bestätigt die städtische Stadiongesellschaft: Man beteilige sich finanziell am Tribünenumbau, das habe der Aufsichtsrat beschlossen. Nach hr-Informationen wurde eine Summe von drei Millionen Euro bewilligt. Chef des Aufsichtsrats ist Frankfurts Oberbürgermeister und Sportdezernent Mike Josef.

Josef geizt mit Informationen

Doch auch der SPD-Politiker geizt mit Informationen. Auf die Frage, warum die Stadt einen hochpreisigen Hospitalitybereich bezuschusst, antwortet seine Sprecherin mit einem Satz: "Dies geht zurück auf die Verhandlungen zum Mietvertrag." Gemeint ist der Vertrag, auf dessen Grundlage die Stadt das Stadion bis 2035 an die Eintracht vermietet.

Die Miete der Eintracht beträgt acht Millionen Euro netto im Jahr - so steht es in einer Vorlage für das Stadtparlament aus dem Jahr 2020. Allerdings hat die Eintracht kurz vor Vertragsunterzeichnung im Sommer 2020 noch einen Pandemie-Rabatt in unbekannter Höhe ausgehandelt.

Zahlen werden diskret behandelt

Wie viel die Eintracht bisher an die Stadt überwiesen hat, ist deshalb unklar. Entsprechende Anfragen des hr wurden schon im vergangenen Jahr von beiden Seiten höflich zurückgewiesen. Man bitte um Verständnis dafür, dass sie "genaue Zahlen nicht veröffentlichen und diskret behandeln" werde, schrieb ein Eintracht-Sprecher damals.

Überhaupt kein Verständnis für diese Diskretion, zumindest auf Seiten der Stadt, hat indes der Steuerzahlerbund. Er warnte schon damals vor "verdeckter Subventionierung des Profisports". Es sei nicht Aufgabe des Staates, professionelle Sportklubs direkt oder indirekt finanziell zu unterstützen. Deshalb sei Transparenz bei den öffentlichen Ausgaben nötig.

Linke für Neuverhandlungen über Stadionmiete

Die Linke warf sogar die Frage auf, ob wegen der "veränderten Rahmenbedingungen nicht eine Neuverhandlung der Stadionmiete fällig wäre", wie Müller weiter sagte. Aufgrund der anhaltend hohen Inflation stelle sich außerdem die Frage, ob die Jahresmiete entsprechend angepasst werden müsse.

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