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Frankfurt: Ermittlungen wegen versuchter gefährlichen Körperverletzung vor jüdischer Gedenkstätte

Die Gedenkstätte an der Europäischen Zentralbank erinnert an die rund 10.500 Juden, die in der Nazizeit deportiert wurden.

Jugendliche sollen vor einer Frankfurter Erinnerungsstätte eine jüdische Besuchergruppe beschimpft haben. Es soll auch einen Flaschenwurf gegeben haben. Die Polizei bestätigt das - und doch liest sich ihr Bericht etwas anders.

In Frankfurt soll es zu einem antisemitischen Übergriff auf eine jüdische Besuchergruppe gekommen sein, wie die Stadt mitteilte. Der Vorfall habe sich am Donnerstag vor der Erinnerungsstelle der Großmarkthalle an der Europäischen Zentralbank (EZB) ereignet. Dort wird an die Deportation von Juden aus Frankfurt während der Zeit des Nationalsozialismus erinnert.

Jugendliche haben nach Angaben der Stadt und der jüdischen Gemeinde die Gruppe erst antisemitisch beschimpft. Dann sei eine Flasche geworfen worden, die nur knapp den Kopf einer Teilnehmerin der Besuchergruppe verfehlt habe, teilte die Stadt mit. Die Stadt hat eine Strafanzeige wegen versuchter Körperverletzung erstattet.

Oberbürgermeister Frankfurts verurteilt den Vorfall

Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) äußerte sich mit Entsetzen über den Vorfall: "Ich verurteile diesen antisemitischen Angriff, dagegen werden und müssen wir ganz klar vorgehen." Der hessische Antisemitismusbeauftrage Uwe Becker (CDU) verurteilte die "Hemmungslosigkeit, mit der hier an der Gedenkstätte Juden antisemitisch beleidigt und angegriffen wurden".

Marc Grünbaum, Vorstand der Jüdischen Gemeinde, erklärte: "Dies war kein blöder Jugendstreich, sondern Hass gegen als Juden erkennbare Besucher unserer Stadt."

Jugendlicher entschuldigt sich

Die Polizei Frankfurt bestätigte dem hr, dass nach der Anzeige wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung ermittelt werde. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen.

Allerdings liest sich die Stellungnahme der Polizei zu dem Vorfall etwas anders. Demnach hätten Jugendlichen nur eine Wasserflasche vor sich hergetreten, woraufhin eine Besucherin fragte, was das solle.

Daraufhin habe einer der Jugendlichen die Flasche aufgenommen und sie senkrecht nach oben in die Luft geworfen. Dabei soll er "Allahu Akbar“ gerufen haben. Weil die Flasche in unmittelbarer Nähe einer Teilnehmerin aufschlug, habe sie sich bedroht gefühlt.

Nachdem ein Begleiter der Besuchergruppe den Jugendlichen zurechtgewiesen habe, habe der Jugendliche sich für sein Verhalten entschuldigt.

Die Besuchergruppe war nach Angaben der Stadtverwaltung im Rahmen des städtischen Besucherprogramms zu Besuch an der Erinnerungsstätte. Das Programm richtet sich an Kinder und Enkelkinder von in Frankfurt geborenen Juden und von Menschen, die aus politischen oder religiösen Gründen verfolgt wurden.

Die 25-köpfige jüdische internationale Besuchergruppe ist laut Stadtverwaltung noch bis diesen Dienstag in Frankfurt.

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