Brennender Wald auf einem ehemaligen Truppenübungsgebiet bei Jüterbog in Brandenburg

Einsatz in Brandenburg Lage im Waldbrandgebiet weiter angespannt

Stand: 06.06.2023 13:29 Uhr

Auch am fünften Tag nach Ausbruch des Waldbrandes bei Jüterbog ist die Feuerwehr weiter im Einsatz. Betroffen sind 326 Hektar. Aktuell konzentrieren sich die Einsatzkräfte auf einen Schutzstreifen um den Brand.

  • keine Entwarnung für Waldbrand bei Jüterbog
  • offene Flammen derzeit nur in munitionsbelastetem Gebiet
  • Am Nachmittag kommen Innenminister Stübgen und Umweltminister Vogel

Der Waldbrand bei Jüterbog im Landkreis Teltow-Fläming hat sich erneut leicht ausgedehnt. Das sagte der Einsatzleiter Rico Walentin dem rbb am Dienstagvormittag.
 
Wie groß die Fläche mittlerweile ist, lasse sich derzeit nicht genau sagen, da sie aktuell nicht neu vermessen werde. Zuletzt war eine Fläche von etwa 326 Hektar betroffen, offenes Feuer gebe es aber nur an einzelnen Stellen, hieß es.
 
Laut Walentin sind derzeit 18 Einsatzkräfte vor Ort. Es seien aber noch weitere Kräfte angefordert worden. Die Feuerwehr könne nur beobachten und abwarten, da sich die offenen Flammen laut Walentin weiterhin dort befinden, wo die Einsatzkräfte nicht hinkommen.

Brennender Wald bei Jüterbog. Der Waldbrand in dem ehemaligen Truppenübungsgebiet dort ist immer noch nicht gelöscht. (Quelle: dpa/M. Bahlo)
Feuerwehr rechnet mit tagelangen Löscharbeiten bei Jüterbog

Der Waldbrand auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog hat sich bis am Wochenende ausgebreitet. Einsatzkräfte konzentrieren sich darauf, Brandschutzstreifen zu halten. Am Sonntag zog Rauch in Richtung Treuenbrietzen.mehr

Derzeit keine Gefahr für Menschen

Die Lage sei nach wie vor angespannt, aber kontrolliert, sagte die Leiterin des städtischen Ordnungsamts, Christiane Lindner-Klopsch, am Dienstagmorgen. Das Feuer sei noch nicht am Schutzstreifen angekommen. Es werde aber erwartet, dass der Brand diesen im Tagesverlauf erreicht.
 
Der Schutzstreifen im südlichen Bereich sei am Montag verbreitert worden, um Ortschaften weiter davor zu bewahren, dass Flammen von dem ehemaligen Truppenübungsplatz auf sie übergreifen, sagte die Ordnungsamtsleiterin am Montag. Noch sei der Brand weit entfernt von Ortschaften, Gefahr für Menschen bestehe daher nicht.

Minister wollen Waldbrandgebiet besuchen

Der ehemalige Truppenübungsplatz ist mit Munition belastet. Am Sonntagabend und am Montagmorgen habe es auf der Brandfläche mehrere Detonationen von Munition gegeben, hieß es. Der Waldbrand war am Mittwochabend voriger Woche ausgebrochen.
 
Unterdessen kündigten der Brandenburger Innenminister Michael Stübgen (CDU) und Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Grüne) an, das Waldbrandgebiet am Nachmittag besuchen zu wollen.

Waldbrand bei Jüterbog (Quelle: rbb)

Waldbrand_Jueterbog

120 Jahre an Wildnisentwicklung verloren

Der Waldbrand ist aus Sicht des Eigentümers der Fläche ein großer Rückschlag für die Entwicklung des Wildnisgebietes. "Die Feuer auf den Wildnisflächen vernichten wertvolle Natur", teilte die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg auf Anfrage mit.
 
Das ehemalige militärische Areal bei Jüterbog im Eigentum der Stiftung ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Dort sollte sich die Natur wieder frei zur Wildnis entwickeln - das bedeutet, es finden auf dem Großteil des Gebietes keine Eingriffe statt.

Löschdrohnen-Prototyp (Quelle: naturetec.flights)
Wie Löschdrohnen künftig Waldbrände eindämmen könnten

521 Waldbrände mussten 2022 in Brandenburg bekämpft werden. Neue Technik aus Ludwigsfelde könnte Abhilfe schaffen: Dort wird an einem Löschdrohnenschwarm gearbeitet. Der Bund steckt Millionen in das Vorhaben. Von Philipp Rothermehr

Im Wald würden Wurzeln und Humusschichten verbrennen und mit ihnen darin lebende Würmer und Insekten, so die Stiftung. "Und selbst wenn Dachse, Füchse, Baummarder und Rehe Glück haben und rechtzeitig flüchten können, hat das Feuer ihren Lebensraum zerstört und unbewohnbar gemacht." Langsame Amphibien wie Frösche, Schlangen und Eidechsen würden verbrennen, schilderte die Stiftung. In dem Schutzgebiet leben demnach auch Wölfe, Fischotter, die Bechsteinfledermaus und der Wiedehopf.
 
"Durch das Verbrennen der Humuslage und des Baumbestands wird das gesamte Waldsystem praktisch auf null zurückgesetzt. Es gehen bis zu 120 Jahre an Wachstumsgeschichte und Wildnisentwicklung verloren", teilte die Stiftung weiter mit.

Verband fordert schnelle Munitionsberäumung

Die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes forderte angesichts des Waldbrands bei Jüterbog allerdings eine möglichst schnelle Räumung der Munition in den gefährdeten Gebieten. "Notwendigist darüber hinaus die Beschaffung geschützter Fahrzeuge", sagte deren Waldbrandexperte Ulrich Cimolino laut Pressemitteilung. Deutschlands öffentliche Feuerwehren verfügten bisher im Gegensatz beispielsweise zu Tschechien nicht über derartige Fahrzeuge, die an Standorten von Bundeswehrfeuerwehren stationiert werden könnten.
 

Wetter: Entspannung der Lage nicht in Sicht

Angesichts der anhaltenden Trockenheit erwartet der Brandenburger Waldbrandschutzbeauftrage Raimund Engel kurzfristig keine Entspannung der Lage. "Auch wenn es in den kommenden Tagen ein paar Niederschläge in Südbrandenburg geben sollte, wird dies an der Waldbrandgefahr kaum was ändern", sagte Engel am Montag auf Anfrage.

 
Am Dienstag solle zwar ein Tiefdruckgebiet aus Südosten hereinziehen, aber nur für wenig Regen sorgen, berichtete Engel. Mit Sorge betrachte er, dass die Waldbrandgefahr für Brandenburg dann wegen der erhöhten Luftfeuchtigkeit von derzeit Stufe 4 (hohe Gefahr) auf 3 (mittlere Gefahr) zurückgestuft werden könnte, sagte er. "Dies gäbe nicht die reale Situation wieder, die brandgefährlich bleibt."

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.06.2023, 13:30 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 05. Juni 2023 um 09:00 Uhr.