Klassenfahrt in Brandenburg abgebrochen - Berliner Schüler in Ferienlager in Heidesee rassistisch beleidigt und bedroht

Mo 08.05.23 | 15:00 Uhr
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Das Ferienlager KiEZ Frauensee in Heidesee, Brandenburg. (Quelle: KiEZ Frauensee)
Video: rbb|24 | 08.05.2023 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell, rbb24 Abendschau | Bild: KiEZ Frauensee

In Heidesee sollen Berliner Schülerinnen und Schüler in der Nacht zu Sonntag rassistisch beleidigt und von teils vermummten Jugendlichen bedroht worden sein. Laut Polizei wollten die Angreifer auch in die Unterkunft der Schulklasse gelangen.

  • Schülerinnen und Schüler aus Berlin sollen in einer Ferienunterkunft in Brandenburg von anderen Jugendlichen rassistisch beleidigt und bedroht worden sein
  • Die Schülerinnen sind teils offensichtlich muslimisch, die Angreifer waren teils vermummt und wollten in die Anlage gelangen
  • Die Kriminalpolizei ermittelt wegen des Verdachts der Volksverhetzung und Bedrohung
  • Politiker und die Leiterin der Anlage verurteilen den Übergriff

Nach rassistischen Beleidigungen gegen Schülerinnen und Schüler aus Berlin während eines Ausflugs in Brandenburg ermittelt der Staatsschutz wegen Volksverhetzung und Bedrohung.

Am Wochenende wurden Berliner Schülerinnen und Schüler einer 10. Klasse in einer Ferienanlage in Heidesee (Dahme-Spreewald) von alkoholisierten, teils vermummten Jugendlichen offenbar bedroht worden. Die 15- bis 16-jährigen Schüler haben größtenteils einen Migrationshintergrund, einige Betroffene sind laut Polizei erkennbar muslimischen Glaubens und hätten Kopftücher getragen.

Die Jugendlichen waren Teilnehmer einer Geburtstagsfeier und hätten die Schülerinnen und Schüler der Klasse laut Polizei zunächst am Samstag tagsüber rassistisch beleidigt. Wie der Sprecher der Polizeidirektion Süd, Maik Kettlitz, dem rbb mitteilte, hätten die Angreifer daraufhin erneut die Schulklasse in der Nacht zu Sonntag aufgesucht. Sie hätten versucht, in das Objekt der Schülerinnen und Schüler zu gelangen, an Türen und Fenstern geklopft und Gewalt angedroht.

Schulklasse reiste am Sonntagmorgen ab

Daraufhin habe ein Schüler der Schulklasse gegen 0:30 Uhr die Polizei angerufen. Die eintreffende Polizei habe beide Gruppen räumlich voneinander getrennt und die Identitäten festgestellt. Eine körperliche Auseinandersetzung konnte die Polizei demnach verhindern.

Unter Berufung auf einen Vater eines Schülers berichtete die "B.Z.", die Eltern hätten ihre Kinder gegen 3 Uhr aus der Unterkunft abholen müssen. Nach Angaben der Polizei wurden sie von Beamten geschützt und begleitet. "Viele Kinder stehen unter Schock. Sie kannten diese Ausländerfeindlichkeit aus Berlin nicht. Es wird jetzt überlegt, die Matheprüfung am Mittwoch zu verschieben", sagte der Vater der Zeitung. Die Jugendlichen hätten sich eigentlich in Brandenburg auf die Prüfung des Mittleren Schulabschlusses MSA vorbereiten wollen, schrieb die "B.Z.".

Um 6 Uhr am Sonntagmorgen sei der Bereitschaftsdienst der Einrichtung informiert und gebeten worden, die verbliebenen sieben Personen, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte zum Bahnhof Königs Wusterhausen zu bringen. Die anderen Schülerinnen und Schüler seien vorab bereits von ihren Eltern abgeholt worden.

Polizei stellt Identität von 28 Personen fest

Nach Angaben des Polizeisprechers Kettlitz handelte es sich bei den Angreifern um 17- bis 19-jährige Jugendliche aus einem benachbarten Ort, die in der Ferienanlage am Frauensee einen 18. Geburtstag feierten. 20 Personen dieser Gruppe seien als Übernachtungsgäste und weitere 60 Personen als Tagesgäste angemeldet gewesen.

Von 28 Personen seien die Identitäten festgestellt worden. Ob es sich bei allen um Tatverdächtige handele, sei noch unklar.

Woidke: "Werden Rechtsextremismus und Rassismus nicht dulden"

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bezeichnete den Vorfall als "abstoßend und erschreckend". Rechtsextremismus und Rassismus werde man in Brandenburg nicht dulden, sagte Woidke am Montag dem rbb. "Und wir werden alle Möglichkeiten nutzen, die uns eine starke Demokratie bietet, um gegen solche Übergriffe vorzugehen".

Ähnlich äußerte sich Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) gegenüber dem rbb. "Es ist völlig inakzeptabel, dass sich eine Schülergruppe aus Berlin durch Randale und Bedrohung genötigt sieht, ihren Aufenthalt abzubrechen. Wir werden dem sehr genau und rigoros nachgehen."

Ferienanlage am 08.05.2023 am Frauensee im OT Gräbendorf in Heidesee (Dahme-Spreewald), in der in der Nacht zum Sonntag Schüler:innen einer Berliner Schulklasse von anderen Gästen rassistisch beleidigt wurden. (Quelle: rbb/Diana Azzam)
Blick auf das Eingangstor des Ferienlagers KiEZ Frauensee am Montag, 8. Mai 2023. | Bild: rbb/Diana Azzam

Ferienanlage und Bürgermeister von Heidesee verurteilen Vorfall

Am Montag äußerte sich die Geschäftsführerin der Ferienanlage, Nora Runneck, auf der Homepage des Betriebes [frauensee.de] selbst zu dem Vorfall. Sie "verurteile jegliche Form von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus". Sie bestätigte den Vorfall, der sich in der Nacht vom 6. auf den 7. Mai 2023 ereignet hatte.

Man unterstütze die polizeilichen Ermittlungen "vollumfänglich" heißt es in dem Statement weiter. Man stehe zudem mit der betroffenen Schule in Kontakt und bedaure den Vorfall sehr. Der Gruppe rund um die Geburtstagsfeier habe man ein Hausverbot für die Einrichtung erteilt.

Auch der Bürgermeister von Heidesee, Björn Langner (BfB Heidesee) äußerte sich bestürzt zu dem Vorfall: "Wir werden uns dafür einsetzen, dass rassistische und diskriminierende Verhaltensweisen keinen Platz in unserer Gemeinde haben und dass jeder, unabhängig von Herkunft, Religion und Hautfarbe, willkommen ist." Die Gemeinde distanziere sich von jedem fremdenfeindlichen Verhalten.

Berliner Polizei übernimmt weitere Zeugenvernehmungen

Nachdem bereits in der Nacht zu Sonntag erste Zeugen befragt worden sind, werden nun weitere Vernehmungen von Lehrern und Schülern von der Berliner Polizei übernommen. Unklar ist zur Zeit noch, welcher Tatverdacht sich gegen welche Personen der angreifenden Gruppe richtet. Wegen des Verdachts der Volksverhetzung und Bedrohung laufen derzeit die Ermittlungen beim dafür zuständigen Staatsschutz der Kriminalpolizei.

Auch Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) verurteilte den Angriff auf die Schulklasse: "Mit solchen Übergriffen will ich mich und dürfen wir uns nicht abfinden. Nun gilt es zunächst, den Schülerinnen und Schülern die beste Hilfe zu geben." Ihren Angaben zufolge wurde umgehend das Krisen- und Interventionsteam der Schulpsychologischen und Inklusionspädagogischen Beratungs- und Unterstützungszentren (SIBUZ) verständigt. Noch am Montag habe der Bildungssenat der Schule Termine zur psychologischen Aufarbeitung des Geschehens für die Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern angeboten.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 08.05.2023, 19:30 Uhr

183 Kommentare

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  1. 183.

    Die Dumpfbacken stellen leider die Mehrheit in diesem Land. Die teils abwertenden und beleidigen Kommentare sind der beste Beweis.

  2. 182.

    Das ganze Bundesland kann man nicht abstrafen. Aber bei 30 Prozent AfD sind schon erhebliche Teile dem Rechtsextremismus zuzuordnen, leider. Da kommt dann sowas dabei heraus. Die Jugendorganisation ist gesichert rechtsextrem. Der Rest wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Ausländerhetze und verfassungsfeindliche Thesen sind in dem Milieu durchaus populär. Das weiß jeder, der sich mit der AfD beschäftigt. Herr Höcke darf als Faschist bezeichnet werden.

  3. 181.

    Mit welchen Menschen kann man denn einen Krieg gewinnen ? Die mit Heimatliebe, wie in der Ukraine ?

  4. 180.

    Mir fehlt der Bezug zu meinem Text, Herr Schmidt? Was ist an meinen Gedanken rassistisch? Weil ich behaupte, dass viele Menschen in unserem Land über Grundwerte des gesellschaftlichen Zusammenlebens - wie Respekt, Toleranz, Moral - hinwegsetzen und lieber über das eigene Schicksal lamentieren? Über den Schwund des Wohlstands, Krankenkassenkarten, die nicht funktionieren, nicht mehr jeden Tag Fleisch auf dem Teller, Heizen mit Strom (und das auch noch regenerativ), Sollen Investitionen in den neuen Bundesländern getätigt werden, dann funktioniert das nur mit einer aufgeklärten, wehrhaften und toleranten Gesellschaft. Fachkräfte, vom Gastro-Service-Personal über den TESLA-Monteur bis zum Arzt, werden migrieren müssen. Und die wollen nicht in Regionen leben und arbeiten, in denen sie stetig damit rechnen müssen, angefeindet oder gar mit dem Leben bedroht zu werden.

  5. 179.

    Wow! Das ist nicht weniger rassistisch. Sie denken also, die Frauen mit Kopftuch können nur die Ärs… abputzen?

  6. 178.

    Rassismus in jedweder Form ist zu verurteilen!!

    Gerade in rbb um sechs, eine "Betroffene".
    Warum man noch in der Nacht abgereist ist.... In den Fenstern waren Glasscheiben, die man hätte einwerfen können. Die Türen waren Glasfüllungstüren, die man hätte einwerfen können.

    Es soll Bürger aus dem 'Westen' geben, die bisher (2023) noch nie in der Zonen waren.
    Was bitte tun Medien dafür zu werben, Menschen von Vorurteilen zu befreien?
    Über den Osten wird noch heute berichtet, wenn es negativ ist

  7. 177.

    Kaum zu fassen, was es für Dumpfbacken unter den Kommentatoren gibt.

  8. 176.

    Sie schreiben hier sehr weise Worte. Ich befürchte allerdings, dass viele Menschen in diesem Land - auch Leser/ Kommentierende dieses Artikels - nicht gewillt oder vielleicht auch nicht in der Lage sind, diese Grundprinzipien des gesellschaftlichen Zusammenlebens wie Respekt, Toleranz und Moral in ihr Leben einzubinden. Es ist so. Jeder 5. in Bandenburg wählt die AfD und akzeptiert damit auch eine Partei, deren Jugend "Junge Alternative" gesichert rechtsextremistisch vom Verfassungsschutz hochgestuft wurde. Es erschüttert mich, aber ich wundere mich auch nicht, dass solche Vorfälle in den neuen Bundesländern häufiger vorkommen werden. Das einzige, das hilft, ist darüber zu berichten, aufzuklären und zu hoffen, dass ein Umdenken in den Köpfen der Menschen stattfinden wird.

  9. 175.

    Diese Worte zeigen das Sie nicht weit rausgekommen sind. In jedem Land, in jedem Landstrich sind solche Vorfälle wie in Heidesee bekannt. Alltäglich, einfach mal aufwachen. Es gibt überall Alltags-Rassismus. Dank der Presse mal mehr, mal weniger in den Schlagzeilen.

  10. 174.

    „Aber ich gönne Ihnen Ihre Stereotypen, wenn sie Ihnen das Leben leichter machen.“

    Welche denn? Dass Rechtsextremismus in weiten Teilen Ostdeutschlands deutlich breiter in der Gesellschaft verankert ist, als im Westen? Das lässt sich ja wohl schon relativ deutlich an den Wahlergebnissen ablesen …

    Das seit Jahr und Tag CSU-regierte Bayern ist unter den Westbundesländern ja nun immer schon ein Sonderfall gewesen. Ich selber komme aus dem Norden und da sieht‘s dann doch noch mal ein bisschen anders aus.

  11. 173.

    Ein ganzes Bundesland abzustrafen ist Ihr Niveau. Mit solchen Menschen ist kein Krieg zu gewinnen. Wieder alltäglicher Rassismus auch aus Ihrem Munde.

  12. 172.

    An alle Pöbler und Hetzer: verp...st euch.
    An alle friedlichen und normalen Brandenburger: zeigt, dass die große Mehrheit der Brandenburger nicht so ist.
    An alle Gäste Brandenburgs: ihr seid willkommen!
    Ich schäme mich für solche Hohlköpfe.

  13. 171.

    Das ist halt das Problem bei dörflichen Dumpfbacken in der globalisierten Welt. Spätestens wenn denen keiner mehr den Arschputzen will wenn sie mal im Krankenhaus sind geht das große Jammern von wegen Arbeitskräftemangel los. Aber wer will da hin?

  14. 170.

    Lieber nach bayern oder Österreich. Neue Bundesländer kann man meiden.

  15. 169.
    Antwort auf [Frank ] vom 08.05.2023 um 17:11

    Weil ihr plumper Whataboutism nicht Thema dieses Artikels ist. Darum.

  16. 168.

    Stimmt- es geht "nur" um Menschenfeindlichkeit. Nicht mehr und nicht weniger!

  17. 167.

    In Deutschland gilt laut StVO...
    RECHTS vor links.
    Außerdem ist Deutschland ein Rechtsstaat.
    Sprich....
    Es ist dem von rechts kommenden die Vorfahrt zu gewähren.
    Der Führer eines Fahrzeuges ist durch die Verordnung und von Rechtswegen dazu verpflichtet vom Gas zu gehen an Kreuzungen.
    Und schließlich nicht zu vergessen das...
    RECHTSFAHRGEBOT
    (schmunzeln) lach

  18. 166.

    schliessen. da kommt null an substanz

  19. 165.

    Ich glaube ihr habt den Schuß nicht gehört. Wir haben Demokratie und die AFD ist eine Partei die man wählen darf. Meinungsfreiheit dann ist man noch lange kein Nazi oder rassistisch. Oder sagt man zu ihnen sie sind dumm wenn sie die Grünen ,oder die SPD wählen? Immer schön höflich bleiben und die Meinung eines anderen akzeptieren.

  20. 164.
    Antwort auf [Frank ] vom 08.05.2023 um 17:11

    Man kann gegen Rechtsextremisten, Rassisten und Hetzer hetzen? Wie soll das denn gehen?

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