Trams der Berliner Verkehrsbetriebe BVG stehen am 29.02.2024 auf dem Betriebsbahnhof Lichtenberg in Berlin. (Quelle: Picture Alliance/Florian Gaertner)

Berlin Verdi ruft für Montag zu ganztägigem Warnstreik bei BVG auf

Stand: 23.01.2025 17:20 Uhr

Verdi macht ernst im Tarifstreit mit der BVG: Die Gewerkschaft kündigt für Montag einen ganztägigen Warnstreik an, mit massiven Auswirkungen. "Unverhältnismäßig", sagt die BVG.

  • Mitarbeiter:innen der BVG am Montag zum Warnstreik aufgerufen
  • einige Busse fahren dennoch
  • BVG nennt Streik "unverhältnismäßig"
  • nächste Gesprächsrunde ist für 31. Januar geplant

Fahrgäste der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) müssen sich kommenden Montag auf erhebliche Einschränkungen im Berliner Nahverkehr einstellen. Die Gewerkschaft Verdi rief im Tarifkonflikt mit dem Unternehmen für diesen Tag zum ganztägigen Warnstreik auf, wie sie am Mittwoch mitteilte. Busse, Straßen- und U-Bahnen in der Hauptstadt dürften dann weitgehend still stehen. Der Streik solle erst am Dienstag, 28.Januar, um 3 Uhr wieder beendet sein, heißt es auf der Webseite der BVG. Auch nach Ende des Streiks könne der Verkehr noch einige Stunden unregelmäßig sein.
 
Mit dem Warnstreik reagiere man "auf die Verzögerungsstrategien" des BVG-Vorstands, teilte Verdi mit. Obwohl man bereits im vergangenen Oktober über die Forderungen informiert habe, habe die Arbeitgeberseite in der ersten Verhandlungsrunde kein Angebot vorgelegt. "Auch wurde in den Verhandlungen deutlich, dass die Einschätzungen zu dem bestehenden Aufholbedarf bei den Löhnen zwischen Verdi und dem BVG-Vorstand weit auseinanderliegen."

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BVG zum Warnstreik: "unnötige Eskalation"

Die BVG bezeichnete den geplanten Warnstreik als "unverhältnismäßig". "Die unnötige Eskalation noch vor der ersten richtigen Verhandlungsrunde widerspricht dem Wunsch aller Seiten nach konstruktiven und guten Lösungen am Verhandlungstisch – für die Mitarbeitenden, das Unternehmen und die Berliner Fahrgäste", teilte die BVG mit.
 
Das Unternehmen sprach von einer "konstruktiven Auftaktrunde" der Tarifverhandlungen. Die BVG habe für die anstehende Verhandlungsrunde am 31. Januar ein Angebot angekündigt. "Wir werden so schnell wie möglich die Auswirkungen auf die Fahrgäste kommunizieren", hieß es weiter. Die BVG riet Fahrgästen, vor Fahrtantritt ihre Verbindung in der Fahrinfo-App oder auf bvg.de zu prüfen.
 
Beide Seiten hatten vergangene Woche Mittwoch erstmals in der laufenden Tarifrunde miteinander verhandelt. Ein Angebot der Arbeitgeberseite gab es nicht.

Fahrgastverband kritisiert Warnstreik

Der Berliner Fahrgastverband IGEB kritisiert den geplanten Warnstreik bei der BVG. Verbandssprecher Christian Linow sagte am Donnerstagmorgen im rbb24 Inforadio, zwar habe er Verständnis für die Anliegen der Gewerkschaft. Allerdings habe er sich mehr Augenmaß gewünscht, um die Fahrgäste weniger zu belasten. So hätte der Warnstreik auch zunächst nur für einige Stunden angesetzt werden können.

Die Gewerkschaft fordert monatlich 750 Euro mehr pro Monat. Zudem will sie ein 13. Monatsgehalt, eine Fahrdienst- beziehungsweise Wechselschichtzulage in Höhe von 300 Euro sowie eine Schichtzulage von 200 Euro durchsetzen. Die Forderungen belaufen sich nach Verdi-Angaben auf 250 Millionen Euro jährlich. 2023 lagen die Personalkosten bei der BVG laut Geschäftsbericht bei rund 820 Millionen Euro. Berlin sei laut Verdi deutschlandweit mittlerweile Schlusslicht in Sachen Bezahlung.

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BVG-Vorständin: "Da liegen wir weit auseinander"

BVG-Personalvorständin Jenny Zeller-Grothe hatte die Forderungen zuletzt als "nicht finanzierbar" zurückgewiesen. "Wenn man sich die Lage des Landes, aber auch der BVG anguckt: Da liegen wir weit auseinander", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Man werde sich aufeinander zubewegen müssen.
 
Die Vorständin räumte zugleich ein, dass man beim Thema Entgelt Nachholbedarf habe - "auch, weil in den letzten Runden der gemeinsame Fokus auf der Reduzierung der Arbeitszeit lag". Hier sei die BVG mit einer 37,5-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich Branchenführerin. Die letzte Entgeltrunde war noch vor Beginn des Ukraine-Kriegs und der hohen Inflation.

Verdi hatte 2024 zweimal bei der BVG zu Warnstreiks aufgerufen

Für die Verhandlungen sind nach Verdi-Angaben bis zum 10. April insgesamt sechs Termine angesetzt. Die nächste Gesprächsrunde ist für den 31. Januar geplant. Die BVG kündigte an, dann ein Angebot vorzulegen.
 
Verdi hatte den öffentlichen Personennahverkehr in Berlin bereits im vergangenen Jahr zweimal weitgehend lahmgelegt. Damals verhandelte die Gewerkschaft mit der BVG für die rund 16.000 Beschäftigten des Nahverkehrsunternehmens nicht über eine Entgelterhöhung, sondern um die Arbeitsbedingungen. Arbeitgeber und Gewerkschaft einigten sich im April unter anderem auf mehr Wendezeit zwischen den Routen, Urlaubsgeld und zusätzliche Urlaubstage.

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Nicht alle Buslinien werden bestreikt

In diesem Zusammenhang teilt die BVG auch mit, dass nicht alle Buslinien am Montag ausfallen. Das liegt laut BVG daran, dass einige Linien von Subunternehmen im Auftrag der BVG bedient werden. Diese Unternehmen sind nicht von der laufenden Tarifrunde betroffen und werden daher auch nicht bestreikt.
 
Folgende Buslinien fahren: 106, 114, 118, 133, 161, 168, 175, 179, 204, 218, 234, 275, 316, 318, 320, 326, 334, 349, 358, 363, 380, N12, N23, N35, N39, N53, N61, N69, N84, N91, N95, N97
 
Mit eingeschränktem Angebot sind die Linien M36, 112, 124, 184, 744, 893 und N68 unterwegs.
 
Zudem wies BVG-Sprecher Markus Falkner daraufhin, dass die Fähren der Linien F10, F11, F12 fahren. Der BVG-on-Demand-Service Muva und die Sharing-Fahrzeuge des Jelbi-Verbundes stehen während des Streiks ebenfalls zur Verfügung.

Infos zu den Linien, die weiter in Betrieb sein werden, stellt die BVG auch ins Netz unter www.bvg.de/de/streik.

BVG: Keine Entschädigung für Fahrgäste

Im Übrigen zahlt die BVG an die Fahrgäste des Unternehmens keine Entschädigung oder ein Nachlass. BVG-Sprecher Markus Falkner erklärte auf rbb-Nachfrage, dass die BVG zwar kein Eisenbahnverkehrsunternehmen sei. Streik werde aber auch hier wie "höhere Gewalt" eingestuft, denn die BVG streike selbst nicht, sondern sie werde bestreikt. In diesem Fall sind Entschädigungen oder Nachlässe nicht vorgesehen.

Sendung: rbb 88.8, 22.01.2025, 05:30 Uhr

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