Zahlen der DAK - Krankenstand in Berufen mit Personalmangel besonders hoch

Mi 07.06.23 | 09:39 Uhr
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Symbolbild:Eine Lehrerin verbirgt ihr Gesicht hinter ihren Händen in einem Klassenzimmer.(Quelle:dpa/U.Grabowsky)
Video: rbb|24 Brandenburg aktuell | 07.06.2023 | Theresa Majerowitsch | Bild: dpa/U.Grabowsky

Branchen und Betriebe, in denen Personalmangel herrscht, haben oftmals auch mit einem erhöhtem Krankenstand zu kämpfen. Darauf deuten Zahlen der DAK hin. In der Region gibt es jedoch einen Ausreißer.

Beschäftigten in Berufen mit regelmäßigem Personalmangel können gesundheitliche Risiken drohen. Davor warnt die Krankenkasse DAK-Gesundheit. Nach Daten der Krankenkasse war der Krankenstand vergangenes Jahr in Berufen mit besonderem Fachkräftemangel deutlich erhöht. Ausgewertet wurden die Daten von mehr als 110.000 erwerbstätigen Versicherten der Kasse in Berlin und rund 109.000 in Brandenburg.

In Brandenburg sei der Krankenstand im vergangenen Jahr in den Bereichen Kinderbetreuung/Erziehung, Altenpflege sowie Maschinen- und Fahrzeugtechnik Jahr überdurchschnittlich hoch gewesen.

Während der Krankenstand in Brandenburg 2022 über alle Berufsgruppen hinweg bei DAK-Versicherten bei 6,8 Prozent lag, waren es in den Gruppen mit regelmäßigem Personalmangel bis zu 8,3 Prozent. Eine Ausnahme sei das Feld Informatik/andere IT-Berufe mit unterdurchschnittlichem Krankenstand. Daten aus dem Report lagen der Nachrichtenagentur DPA vorab vor.

In einer ergänzenden Forsa-Umfrage im Auftrag der Kasse mit gut 200 Brandenburger Teilnehmern gaben laut DAK rund 41 Prozent an, dass ihre Arbeit mit dem vorhandenen Personal in den vergangenen zwölf Monaten nahezu ständig oder größtenteils nur unter großen Anstrengungen zu bewältigen gewesen sei. Die Befragten mit dem Problem berichteten in der Umfrage mehrheitlich etwa von starkem Termin- und Leistungsdruck, viele auch von zu leistenden Überstunden.

In Berlin lag der Krankenstand über alle Berufsgruppen hinweg im vergangenen Jahr bei DAK-Versicherten bei 5,4 Prozent. Deutlich niedriger als in Brandenburg.

Bei Berlinerinnen und Berlinern, die im Feld Kinderbetreuung/Erziehung tätig sind, gab es 2022 mit 7,3 Prozent die meisten Fehltage - vor der Altenpflege (7,1) und Fahrzeugführung (7,0). In den IT-Berufen sei die Lage ähnlich wie in Brandenburg, hieß es: Trotz Personalmangels sei der Krankenstand unterdurchschnittlich.

Auch in Berlin wurde eine ergänzende Forsa-Umfrage mit 200 Berliner Teilnehmer:innen durchgeführt. Laut DAK habe rund die Hälfte angegeben, dass ihre Arbeit mit dem vorhandenen Personal in den vergangenen zwölf Monaten nahezu ständig oder größtenteils nur unter großen Anstrengungen zu bewältigen gewesen sei. Dieser Wert liegt in der Hauptstadt mit rund 48 Prozent etwas über dem Bundesschnitt von 44 Prozent. Starker Termin- und Leistungsdruck sowie viele Überstunden seien die Gründe dafür.

"Ständiger Personalmangel muss uns alarmieren"

Aus DAK-Sicht sinken mit steigender Intensität des erlebten Personalmangels die Erholungschancen: So berichten rund drei Viertel der Brandenburger Betroffenen, dass sie sehr häufig oder häufig auch in der Freizeit an die Arbeit dächten. In Berlin seien es 40 Prozent der Befragten gewesen, hieß es. Vielen fehlt demnach auch die Zeit für Sport, Hobbys und Freunde.

Müdigkeit, Mattigkeit und Erschöpfung wurden ebenfalls oft genannt. "Bei Beschäftigten, die regelmäßig Personalmangel erleben, kommt es deutlich häufiger vor, dass sie auch arbeiten, wenn sie krank sind", berichtet die DAK.

"Ständiger Personalmangel muss uns alarmieren, denn Überlastung kann die Gesundheit entscheidend beinträchtigen", wurde die Landeschefin der Kasse in Brandenburg, Anke Grubitz, in einer Mitteilung zitiert. Es drohe ein Teufelskreis. "In einer Spirale aus weiteren Fehltagen verschärft sich die Situation." Die Krankenkasse rief Arbeitgeber dazu, das Potenzial von betrieblichem Gesundheitsmanagement besser zu nutzen.

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11 Kommentare

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  1. 11.

    Nur mit Gesundheitsmanagement wird man dieses Problem nicht lösen können. Oft werden schlicht zu wenig Personalkapazitäten eingeplant. Sowohl in der privaten Wirtschaft als auch im öffentlichen Sektor. Man sollte sich dem tatsächlich verweigern, bis wieder mehr Leute eingestellt werden. Und nicht immer mehr Aufgaben auf die gleichen Schultern gelegt werden.

  2. 10.

    Familienarbeit wird erst gar nicht vergütet. Teichert, solche "Gebenden der Arbeit" wollen sich einverleiben, was sie nicht nähren. Das sind keine Partner für Sie. Für niemanden. Streiken Sie, indem Sie da nicht mitmachen! Klingt so, als würden Sie dem nachtrauern. Es gibt Besseres, das Leben! Geben Sie doch ne Beschwerde beim Aufsichtsamt auf. Wird nix bringen, dennoch. Und schauen dann nach Lebenswerterem.

  3. 9.

    Die Wähler bekommen, was sie verzapft haben. Machen ja auch sonst die Mühle in den Abgrund mit. Ach nein, niedlich: Hamsterrad. Na denn.

  4. 8.

    Ergänzung zum ersten Beitrag.
    Ich kann doch alle Bahnhöfe im Umfeld Lichtenberg, Ostkreuz, Ostbahnhof oder Hauptbahnhof so erreichen.
    Nein es kann ja sein das man eine Schicht außerhalb antreten muss.
    Auf die Frage nach einem Dienstfahrzeug war man beleidigt und verneint so etwas.
    In anderen Branchen üblich , also soviel verdient man nicht bei der Bahn sich teures Auto anzuschaffen, alleine der Unterhalt dafür.
    Ich finde es eine Frechheit.

  5. 7.

    Betrifft auch die Bahnbetreiber kein Personal aber Forderungen von Bewerber alleine bestandene Prüfung reicht nicht .
    Im Bewerbungsprofil wird nach Führerschein gefragt wo man sich schon wundert, denn man bewirbt sich als Servicemitarbeiter früher Schaffner.
    Dann besteht man diese Prüfungen und es kommt dann die Frage ob man ein Auto habe?
    Wieso bitte ich will im Zug mitfahren als Begleiter.
    Aber Sie müssen ja zum Zug kommen, bin Berliner .

  6. 6.

    Ich war 44 Jahre im Gesundheitswesen , Dreiviertel davon meiner Berufsjahre als Krankenschwester. Ich habe den Job geliebt und war sehr gerne für unsere Patienten da. Leider hat man das Gesundheitswesen die letzten 20 Jahre kaputt gespart. Der Druck immer schneller, zuviel Bürokratie, wenig Zeit für Zuwendung für kranke Menschen und fehlende Anerkennung von Seiten des Arbeitgebers machen krank . Wirtschaftlichkeit wurde in den letzten Jahren immer mehr in den Vordergrund und gestellt.

  7. 5.

    Personalmangel und hohe Krankenstände sind das Ergebnis eines Wirtschaftssystems, welches nur auf Gewinnmaximierung durch Ausbeutung und ohne Rücksicht auf einzelne Individuen basiert. Die Gewinne stecken dann einige wenige Menschen ein.
    Nachhaltigkeit ist in D nur ein modisches Schlagwort oft ohne Inhalt.
    Am Ende werden fast alle verlieren!
    Siehe u.a. Zunahme von AfD-Wählern!

  8. 4.

    Es gibt Minister , Senatoren, Fachleute.....Und was ist seit Jahren Geschehen... nichts.Leute , Fachkräfte werden verheizt,um so Älter um so besser.Reden Fantasy Ideen,alle vier Jahre ein neuer Schwachsinn.Willkommen in einer Demokratie ohne Konsequenzen, und der Schönmalerei.Andere Länder der EU.können es besser.Wenn der Mensch nicht mehr Zählt,nur noch seine Arbeitskraft.Hobbypolitik ohne Fachleute,das neue System der Kopflosigkeit in der Politik,mit Ausreden und Durchhalteparolen.

  9. 3.

    Wo läßt sich am schnellsten und einfachsten sparen, an den Personalkosten. Das haben so manche Firmen perfektioniert. Wird dann jemand krank, gibt es keinen Ersatz, es muß dann irgendwie gehen. Die Geschichte vom Fachkräftemangel, wird nicht besser, wenn sie ständig wiederholt wird. Man muss die Arbeitsbedingungen verbessern, dann gibt es auch genug Arbeitskräfte.

  10. 2.

    Nur mit wenig Personal lässt sich ein Maximum an Profit erzielen. Daher Abbauen soweit es nur irgendwie geht - siehe Pflege und Krankenhaus, denn nach der Privatisierungswelle und dem Einführen der Fallpauschalen muss der Aktionär mit Rendite gefüttert werden - das auf dem Rücken des Personals und damit auch zu Lasten des Patienten.

    Aus diesem Grund gibt es auch keinen Mangel, den man in/aus Brasilien und sonst wo decken muss, sondern es fehlt an angemessener Bezahlung. Würde es einen wirklichen Mangel geben, dann würden die Löhne steigen und nicht sinken - einfachster Kapitalismus. Leider ist das bei Frau Baerbock und Herrn Heil anscheinend noch nicht angekommen.

  11. 1.

    Was für eine weise Erkenntnis! Wo Personal fehlt, müssen die, die da sind, mehr arbeiten und sind entsprechend anfälliger für Krankheiten und Überlastung.....

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