Ein Schwein ist hinter dem vergitterten Fenster eines Tiertransports vor einem Schlachthof in Weißenfels zu sehen. (Archivbild)
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Ein Schwein ist hinter dem vergitterten Fenster eines Tiertransports vor einem Schlachthof in Weißenfels zu sehen. (Archivbild)

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Wie Tierschutz im Schlachthof funktioniert

Damit wir Fleisch essen können, müssen Tiere getötet werden. Dass sie dabei nicht unnötig leiden, darum kümmert sich Veronika Weber. Sie ist für Tierschutz, Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz an den Schlachthöfen der Firma Vion zuständig.

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Seit den frühen Morgenstunden werden am Schlachthof Waldkraiburg Rinder angeliefert, an vier Lkw-Rampen parallel. Das entzerrt das Geschehen, die Mitarbeiter haben keinen Zeitdruck. Die Tiere gehen zum großen Teil eigenständig in der Gruppe die sechs Meter langen Abladerampen entlang in den Wartestall, sie müssen kaum angetrieben werden.

Durchdachte Baumaßnahmen am Schlachthof Waldkraiburg

Gut 700 Tiere werden heute in Waldkraiburg geschlachtet, der Schlachthof ist auf 1.000 Tiere pro Tag ausgelegt. Über 90 Prozent der Rinder kommen aus einem Umkreis von maximal 150 Kilometern. In Waldkraiburg wurde 2018 umgebaut und modernisiert, dabei stand das Thema Tierschutz im Vordergrund.

Kameraüberwachung und KI

Alle Bereiche, in denen mit lebenden Tieren gearbeitet wird, sind seit 2017 an den Schlachthöfen des Fleischherstellers Vion kameraüberwacht, das ist nicht überall in Deutschland Standard. An jedem Vion-Schlachthof gibt es zudem einen Tierschutzbeauftragten, der die Aufnahmen kontrolliert und bei Problemen die Mitarbeiter oder Transporteure direkt anspricht. Auch bauliche Veränderung können so angestoßen werden, wenn zum Beispiel auffällt, dass an einer Stelle viele Tiere ausrutschen.

Bei der Auswertung des Videomaterials im Abladebereich wird seit Kurzem auch künstliche Intelligenz eingesetzt - ein Projekt, das Veronika Weber eingeführt hat, in Zusammenarbeit mit niederländischen Tierschutzorganisationen. Veronika Weber erarbeitet als Leiterin der Qualitätssicherung alle Vorgaben, nach denen die Schlachthofmitarbeiter der Rinder- und Schweine-Schlachthöfe von Vion in Deutschland mit den Tieren umgehen.

Rinder bleiben möglichst lange in Gruppen

Im Wartestall verbringen die Rinder in Gruppen ein bis zwei Stunden, bevor sie betäubt und geschlachtet werden. Beim Umbau wurde auch der Zutrieb zur Schlachtung neu gestaltet, nach den Vorgaben der amerikanischen Tierwissenschaftlerin Temple Grandin. Die Rinder gehen in der Gruppe durch einen breiten und hellen Gang. Dieser führt nicht um eine Ecke, sondern mündet in ein langgezogenes Rondell. Hinter den Tieren verschließen Tore, die von oben herabgelassen werden, den Rückweg.

Ein Schlachthofmitarbeiter lenkt die Tiere schließlich über eine Drehtür in zwei schmale Gänge mit hohen Wänden, in denen sich die Rinder nicht mehr umdrehen können. Diese Gänge enden in den zwei Ruhigstellungs-Boxen für die Betäubung im Nebenraum.

Betäubung durch Bolzenschuss

Veronika Weber schaut dem Schlachthofmitarbeiter konzentriert zu, wenn er den Kopf des Rindes in der Ruhigstellungs-Box fixiert, damit er den Bolzenschuss zur Betäubung sicher ansetzen kann. "Ich habe es hier als ethisch wichtigsten Punkt empfunden. Weil hier kann ich aktiv dafür sorgen, dass die Tiere nicht leiden müssen, weil sie eben gut betäubt sind", erklärt Veronika Weber.

Dass die Betäubung richtig ausgeführt wurde, erkennt die Tierärztin an den fehlenden Reflexen am Auge, wenn das Rind unten aus der Ruhigstellungs-Box auf eine Metallvorrichtung sackt. Im Zweifel müsste nachbetäubt werden. Zwischen Bolzenschuss und dem Tod durch Entbluten dürfen maximal 60 Sekunden liegen. Auch dieser Prozess wird kameraüberwacht. Die Weiterentwicklung der Tierschutzüberwachungssysteme und der Hygiene an Rinder- und Schweineschlachthöfen gehört zu den täglichen Aufgaben von Veronika Weber. Sie möchte den Tierschutz hier weiter verbessern - aus Überzeugung.

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Dr. Veronika Weber am Schlachthof Waldkraiburg

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