Landwirt Martin Goppelt und Franziska Sippl untersuchen einen Acker.
Bildrechte: BR/Annalena Sippl

Regionale Unternehmen übernehmen als Geldgeber Patenschaften für Klimaschutzmaßnahmen, die Landwirte dann auf ihren Feldern umsetzen.

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Firmen unterstützen Klimaschutzmaßnahmen von Landwirten

Regionale Unternehmen übernehmen als Geldgeber Patenschaften für Klimaschutzmaßnahmen, die Landwirte dann auf ihren Feldern umsetzen: Aus dieser Idee der Lehranstalten Triesdorf ist ein Pilotprojekt geworden. Ein Besuch vor Ort.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

"Wir schauen uns jetzt den Boden an, also die Struktur", sagt Franziska Sippl und krümelt etwas Erde in ihrer Hand klein. Sie ist bei den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf (LLA) verantwortlich für das Projekt Klimaneutralität und Biodiversitätssteigerung. Zusammen mit Landwirt Martin Goppelt begutachtet sie nun eines seiner Felder. Martin Goppelt ist einer von fünf Landwirten, die im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen am Projekt teilnehmen: Dies soll Landwirte auf ihrem Weg hin zur Klimaneutralität sowie beim Erhalt der Biodiversität unterstützen.

Zwischenfrüchte für optimalen Boden

"Es ist für die Bodenfruchtbarkeit gut, wenn man möglichst viel Humus im Boden hat. Und wir finden jetzt über das Projekt heraus, welche Wege da zum Ziel führen", erzählt Martin Goppelt. Er bewirtschaftet rund 150 Hektar im Altmühltal. Auf den Flächen gewinnt er Futter für seine Tiere und für die hofeigene Biogasanlage. Zusammen mit Franziska Sippl vom Projekt prüft er nun einen Acker, auf der als Klimaschutzmaßnahme vergangenes Jahr Klee und Sonnenblumen als Zwischenfrüchte angebaut wurden. "Das schaut ja gut aus", sagt Franziska Sippl. Der Boden sei schön krümelig und locker. In dem Erdstück, das beide mit dem Spaten ausgehoben haben, sind etliche Regenwürmer unterwegs. Ein gutes Zeichen.

CO2 senken auf dem eigenen Acker

Um Erfolge aber langfristig messen zu können, werden im Rahmen des Projektes vor und nach der Maßnahme Bodenproben entnommen. Hier bei den Zwischenfrüchten soll CO2 über den Anbau von Blatt- und Wurzelmasse gespeichert und so in den Boden eingearbeitet werden. "Es wird ja sonst oft ein Flug gebucht und dann wird das CO2 kompensiert mit einem Baum irgendwo in Paraguay", so Goppelt. "Wir haben uns eben die Frage gestellt: Können wir CO2 nicht hier bei uns am Acker senken?"

Patenschaften sind unabhängig von staatlichen Geldern

Unterstützt werden die Maßnahmen, die die Landwirte hier zusammen mit den LLA umsetzen, durch die Region: Im Rahmen des Projektes dienen Unternehmen aus der Region und Kommunen als Paten – sie finanzieren so die Klimaschutzmaßnahmen der teilnehmenden Landwirte. Laut Norbert Bleisteiner von den LLA bekommen die Firmen für rund 100 Euro ein Zertifikat und übernehmen so quasi die Patenschaft für einen Hektar Acker. Diese Zertifikate können sie bei Prüfungen, beispielsweise durch Banken, vorlegen.

Der Landwirt wiederum erhält davon rund 70 Euro pro Hektar pro Jahr. Im Gegenzug muss er Nachweise erfüllen, dass er die Maßnahmen zum Humusaufbau und die individuellen Biodiversitätsmaßnahmen umsetzt und hat den Aufwand, dies alles zu dokumentieren. Die Patenschaften sind rein privatwirtschaftlich und somit unabhängig von staatlichen Zahlungen.

"Rohbodenfläche" für vielfältige Fauna und Flora

Auf einem Feld am anderen Ende von Trommetsheim (Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen) testen Goppelt und Sippl die Maßnahme "Rohbodenfläche": Streifenweise wechseln sich hier offen liegende, lockere Erde mit wild wuchernden Blühstreifen ab. Das soll die Biodiversität steigern. Etliche Feldhasen springen herum, sogar ein Reh rennt aus einer Böschung hervor. "Bodenkräuter können sich da ansiedeln oder auch bodenbrütende Vogelarten. Und auch Insekten, die im Boden leben, können hier jetzt in den Streifen einen Lebensraum finden", sagt Franziska Sippl.

Das Ziel: Nachahmer finden

Natürlich sei die Teilnahme am Projekt mit Arbeit verbunden, so Landwirt Martin Goppelt – und den letzten Skeptiker werde man sowieso nicht überzeugen. Aber: "Die Vorteile müssen halt auf der Hand liegen. Und die wollen wir über das Projekt rausfinden und möglichst viele Nachahmer finden." Und deren Aufmerksamkeit hat das Projekt schon: Im Landkreis Nürnberger Land hätten erste Landwirte nach einem Infoabend bereits Interesse gezeigt, das bestätigt das dortige Landratsamt. So könnte nach Pilotprojektstandorten im oberpfälzischen Kastl und im mittelfränkischen Weißenburg-Gunzenhausen nun vielleicht schon bald ein dritter Ort Teil des Projektes werden.

Franziska Sippel zusammen mit Martin Goppel auf dem Feld.
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