Biogasanlage in Unsleben
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Charakteristische Kegel – Biogasanlage in Unsleben im Lkr. Rhön-Grabfeld

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Ein kleines Dorf macht's vor: So kann die Wärmewende gelingen

Die Gemeinde Unsleben (Lkr. Rhön-Grabfeld) ist ihrer Zeit weit voraus. Dort hat man bereits Ende der Neunziger Jahre begonnen die Wärmewende einzuleiten. Mittlerweile werden gut 60 Prozent des Ortes mit Nahwärme versorgt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

"Diese Anlage ist ein Kraftwerk sondergleichen. Wir stehen auf einer der effizientesten Anlagen – ich glaube fast in ganz Deutschland", schwärmt Josef Demas. Für den Geschäftsführer der Biogasanlage ist sie der zentrale Baustein für die Wärmewende im Ort. In der Biogasanlage, die etwa 500 Meter vom Ort entfernt steht, wird mit Hilfe von zwei Blockheizkraftwerken (BHKW) nicht nur Strom erzeugt, sondern auch die Abwärme genutzt. Zudem ist auf dem Gelände noch eine Biogas-Aufbereitungsanlage. In dieser wird das Rohbiogas "veredelt", so dass es einen höheren Energiegehalt hat und dann ins öffentliche Gasnetz eingespeist werden kann.

Am Anfang standen Hackschnitzel

Begonnen hatte es mit einem Hackschnitzel-Heizkraftwerk. Dort wurde Wasser erhitzt und in zwei 6.500 Liter Pufferspeichern vorgehalten. Dieses Wasser wurde dann ins Nahwärmenetz des Ortes geleitet. Bereits im Jahr 2004 ist das Nahwärmenetz der 930-Einwohner-Gemeinde in Betrieb gegangen. Heute springt das Hackschnitzel-Heizkraftwerk nur noch an, wenn die Wärmeenergie aus der Biogasanlage nicht ausreicht.

Unternehmer in Unsleben profitieren

Nicht weit von der Biogasanlage hat Christian Förster am Ortseingang von Unsleben seine Gärtnerei. Der Betrieb heizt seine Gewächshäuser bereits seit 2007 mit der Abwärme aus der Biogasanlage. Die Rohre mit dem warmen Wasser kommen direkt im Glashaus aus dem Boden. Von dort wird die Wärme in den Gewächshäusern und im Verkaufsraum verteilt. Für Förster eine gute Entscheidung, denn seit mittlerweile 17 Jahren ist er nicht mehr abhängig vom Öl- und Gaspreis. "Es ist günstiger geworden. Und wir sind stolz darauf, dass wir die Abwärme nutzen, die aus verrotteten Pflanzen entsteht. Damit produzieren wir wieder Pflanzen, die dann wieder in den Prozess der Verrottung gehen – also ein Kreislauf", so Förster.

Viele Kommunen haben die Entwicklung verschlafen

Unsleben ist in Sachen Wärmewende bereits seit 1996 aktiv. Andere Kommunen und auch der Bund seien zu lange untätig gewesen, kritisiert Bürgermeister Michael Gottwald: "Wir haben uns nach dem Ausstieg aus der Atomkraft 2011 zurückgelehnt und hätten eigentlich da beginnen müssen, die erneuerbaren Energien auszubauen. Das haben wir verschlafen. Dann haben wir uns auf dem billigen Gas ausgeruht. Jetzt müssen wir wieder anpacken.“ Dass es nicht ewig so weiter gehen konnte, wisse man eigentlich schon lange, so der Bürgermeister. Und dass wir auf eine Klimakrise zusteuern, wüsste man auch schon seit den Sechziger Jahren.

Unsleben als Mutmacher

Es könne zwar nicht jede Gemeinde eine Biogasanlage bauen und damit die Wärmewende voranbringen. In Unsleben seien die Voraussetzungen dafür jedoch optimal gewesen. Michael Gottwald möchte aber trotzdem seine Amtskollegen in anderen Gemeinden ermutigen, in Sachen Wärmewende schnell aktiv zu werden, "weil es ein gutes Gefühl ist, etwas getan zu haben und letztendlich auch finanziell am Ende etwas übrigbleibt." Das Beispiel der kleinen Gemeinde im Landkreis Rhön-Grabfeld zeigt, dass es – zumindest im Kleinen – funktionieren kann.

Biogasanlage in Unsleben im Lkr. Rhön-Grabfeld
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Biogasanlage in Unsleben im Lkr. Rhön-Grabfeld

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