Dragqueen Vicky Voyage
Bildrechte: Vicky Voyage

Dragqueen Vicky Voyage

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Dragqueen Vicky Voyage weist Kritik an Lesung für Kinder zurück

Eine Lesung für Kinder in München sorgt für Wirbel, doch Dragqueen Vicky Voyage hält den Vorwurf der Frühsexualisierung nicht für gerechtfertigt. Bei der CSU stieß die Lesung auf Kritik, ähnlich wie eine Lesung in Wien bei der FPÖ.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Die Dragqueen Vicky Voyage hält den Vorwurf der Frühsexualisierung durch ihren geplanten Auftritt bei einer Lesung für Kinder einer Münchner Stadtteilbibliothek für ungerechtfertigt. "Hätten diese Menschen die Informationen zur Veranstaltung sorgfältig gelesen, wüssten sie, dass es sich um ein kindergerechtes Programm handelt", sagte die Künstlerin der Nachrichtenagentur dpa in München.

Sie wolle Kinder für Bücher begeistern und ihnen verschiedene Lebensweisen und Blickwinkel nahebringen. Unterstützung bekam sie von der prominenten Dragqueen Olivia Jones, die selbst oft vor Kindern liest: "Etwas mehr Unaufgeregtheit und weniger Populismus würde der Diskussion sicher gut tun."

Lesung für Kinder ab 4

Unter dem Motto "Wir lesen euch die Welt, wie sie euch gefällt" wird zu der Lesung für Kinder ab vier Jahren neben Vicky Voyage der Dragking Eric BigClit erwartet. In der Terminankündigung heißt es, "Dragqueen Vicky Voyage mit Dragking Eric BigClit und die trans* Jungautorin Julana Gleisenberg nehmen euch mit in farbenfrohe Welten, die unabhängig vom Geschlecht zeigen, was das Leben für euch bereithält und dass wir alles tun können, wenn wir an unseren Träumen festhalten".

Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sah "Kindswohlgefährdung und einen Fall fürs Jugendamt", wie am Wochenende in der "Bild"-Zeitung zu lesen war.

Zum Artikel: Drag Queen Vicky Voyage weist Kritik an Lesung für Kinder zurück

Reiter: Verbot wäre "reichlich überzogen"

Die Münchner Stadtbibliothek wies die Kritik bereits zurück: Das breit aufgestellte Programm richte sich an eine vielfältige Stadtgesellschaft, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Daher habe man auch Lesungen zum Thema Diversität im Programm.

Auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) äußerte sich zunächst kritisch zu der Veranstaltung. Später stellte er klar, er fände ein Verbot der Lesung aber "reichlich überzogen". Die Teilnahme an der Veranstaltung sei freiwillig. Zudem habe er kein Problem mit Dragqueens. Er stehe "auch weiterhin stabil an der Seite der gesamten queeren Szene", betonte Reiter, der sich am Dienstagvormittag mit Vertetern der LGBTIQ-Szene im Münchner Rathaus zu einem Austausch traf.

LGBTIQ-Vertreter sprechen von Hetze

Miriam Vath vom Verein LesCommunity e.V. und Tobias Oliveira Weismantel von der Münchner Aids-Hilfe erklärten nach dem Treffen, die in der Drag-Lesung verwendeten Kinderbücher böten eine altersgerechte Möglichkeit, sich dem Thema der Geschlechterrollen zu nähern. "Seit Jahren nehmen die Anfeindungen und Angriffe gegen LGBTIQ zu und es wird jede Gelegenheit genutzt, um Hetze zu verbreiten." So werde der Begriff "Frühsexualisierung" als Kampfbegriff der rechten Szene massiv gegen LGBTIQ in Stellung gebracht und die gesamte Community diffamiert. Die Gefährdung von jungen Menschen gehe aber "nicht von einer harmlosen Drag-Lesung aus, sondern von der Hetze und den Abwertungen, die von den Gegnern der Community verbreitet werden."

Oberbürgermeister Reiter ergänzte, ihm sei "unsere Münchner Community wichtig", das habe er durch seine Politik "in den letzten Jahren immer wieder unter Beweis gestellt". Er stelle "nochmals unmissverständlich klar: Ich stehe an der Seite der Community, sie ist ein fester Bestandteil und Ausdruck unseres vielfältigen und bunten Münchens."

Bildrechte: Michael Nagy / Presseamt der Stadt München
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Gespräch am 09.05.2023 zwischen den den CSD veranstaltenden Vereinen und Oberbürgermeister Dieter Reiter am Dienstag.

CSU stört der Name "BigClit"

Die CSU-Fraktion in München stört sich vor allem am Namen "BigClit", zu deutsch bedeutet der Nickname wohl so viel wie "Große Klitoris". Dieser Name sei sexualisiert, urteilte die Fraktion, die wegen ihrer Kritik am Christopher Street Day in München nicht mehr bei der Parade mit einem eigenen Wagen dabei sein darf.

Voraussetzung für eine Teilnahme sei der glaubhafte und konsequente Einsatz für gleiche Rechte und gesellschaftliche Akzeptanz aller queeren Menschen, so die Veranstalter. Bei der CSU stößt das auf Unverständnis: "Wer Vielfalt feiert, muss auch vielfältige Meinungen akzeptieren."

Proteste gegen Dragqueen-Lesung in Wien

Auch in Wien war vor Kurzem eine Dragqueen-Lesung auf Widerstand gestoßen. Dort marschierten am 16. April sogar Demonstranten auf, die Plakate hochhielten, auch den Schriftzug "Beschützt unsere Kinder!" Dort hatte die rechte FPÖ rund 100 Demonstranten gegen die Lesung mobilisiert.

Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp hatte eine Absage der Veranstaltung gefordert, weil so "eine inakzeptable Frühsexualisierung von Kleinkindern" stattfinde. Bei einer Gegendemo hatten sich in Wien Hunderte Unterstützer der LGBTIQ-Gemeinschaft rund um das Lokal versammelt. Die englische Abkürzung steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-Menschen, intergeschlechtliche sowie queere Menschen.

Mit Informationen der dpa

💡 Was ist eine Dragqueen / Was ist ein Dragking?

Dragqueens sind – meist, nicht immer – Personen, denen bei Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen wurde, und die u.a. im Rahmen von künstlerischen Performances Weiblichkeit(-en) darstellen bzw. parodieren. Beim gezielten Einsatz von Geschlechter-Zeichen geht es dabei zum Teil um das Aufzeigen der Konstruiertheit von Geschlecht, aber auch teilweise um den Ausdruck eigener Identitäten. Es gibt Dragqueens und Dragkings, wobei Dragqueens "Frauen" überzeichnet darstellen und Drag Kings "Männer". Quelle: Sauer, Arn (2018): LSBTIQ-Lexikon. Grundständig überarbeitete Lizenzausgabe des Glossars des Netzwerkes Trans*Inter*Sektionalität. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn. / https://100mensch.de/dragqueen-und-dragking/

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!