
Bayern Zehntausende bei Landshuter Hochzeitszug - viel Prominenz
Der Hochzeitsumzug durch die Innenstadt ist einer der Höhepunkte der traditionellen Landshuter Hochzeit. Tausende Besucher kamen bei strahlendem Wetter am Sonntag teils von weit her, um sie zu sehen. Vier Wochen dauert das berühmte Historienfest.
Es ist der Moment, auf den nicht nur die Landshuter rund sechs Jahre gewartet haben – sondern auch Besucher aus ganz Bayern, teils sogar aus der ganzen Welt. Mit dem mittelalterlichen Hochzeitsumzug ist am Sonntag in der Landshuter Innenstadt der erste Höhepunkt der 42. Aufführung der Landshuter Hochzeit gestartet. Unzählige "Halloooo"-Rufe hallten durch die Innenstadt. Strahlender Sonnenschein und zwischendurch ein leichter Windhauch sorgten für beste Bedingungen.
Bei dem Historienfest feierten rund 2.500 Darstellerinnen und Darsteller die 1475 gefeierte Hochzeit von Herzog Georg dem Reichen und der polnischen Königstochter Hedwig nach. Tausende Besucher jubelten, als das Brautpaar durch die prächtig geschmückte Altstadt zog. Gaukler, Tänzer, Musikanten und Artisten unterhielten die Zuschauer während des Umzugs.Die Hausfassaden waren üppig mit Blumen und Fahnen geschmückt, in den Fenstern drängten sich Schaulustige.
Bekannt ist das Festspiel auch für seine originalgetreuen Kostüme. Die Männer lassen sich schon lange Zeit vorher die Haare nicht mehr schneiden, um der damaligen Mode zu entsprechen. Um bei der "Landshuter Hochzeit" mitspielen zu dürfen, muss man in Stadt oder Landkreis Landshut wohnen und Mitglied im Festspielverein sein.
Ministerpräsident Söder zollt Mitwirkenden Respekt
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) besuchte das Festspiel als Schirmherr und bezeichnete die "Landshuter Hochzeit" als "Mega-Event" - und zwar damals wie heute. 1475 habe das Brautpaar mit 10.000 Gästen gefeiert. Den Mitwirkenden und Veranstaltern zollte er Respekt für ihr ehrenamtliches Engagement. Die Veranstaltung sei ein "Bekenntnis zur Lebensfreude in schwieriger Zeit".
Neben Söder kamen auch die Kulturbeauftragte der Bundesregierung Claudia Roth, Landtagspräsidentin Ilse Aigner und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm nach Landshut.
Brautpaar hat sich monatelang vorbereitet
Katharina Mottinger in der Rolle der polnischen Prinzessin wurde im goldenen Brautwagen von acht prächtigen Kaltblütern durch die Stadt gezogen. Luis Truhlar, der den Landshuter Herzog Georg verkörpert, saß hoch zu Ross. "Es ist der Moment, auf den wir uns monatelang vorbereitet haben", erklärte Truhlar im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk, "wir wollen jeden noch so kleinen Moment genießen."
Alles streng nach Überlieferung
Als die Braut Hedwig im Jahr 1475 nach beschwerlicher Reise aus Polen in Landshut eintraf, stürmten die damals rund zehntausend Einwohner der Stadt auf die Straßen, um einen Blick auf die Braut zu erhaschen. Von allen Seiten wurde die damals 18-Jährige Prinzessin mit lauten "Halloooo"-Rufen begrüßt - daran hat sich auch bei der Aufführung heute, mehr als fünfhundert Jahre später, nichts geändert. Genauso wie am Huldigungsruf: "Himmel Landshut – Tausend Landshut!" Alles läuft streng nach der Überlieferung.
Ganz besonders gilt das für die prachtvollen Gewänder der Darstellerinnen und Darsteller. Sie werden passgenau auf die vorhandenen Rollen und Kostüme ausgewählt. Jedes einzelne davon ist ein Unikat, alle verwendeten Materialien sind möglichst authentisch. Auch in Fachkreisen gilt die Landshuter Hochzeit als das detailgetreueste Mittelalterfest überhaupt. Die Kriterien werden streng vom Ausrichterverein vorgegeben und wurden in der 120-jährigen Geschichte der Aufführungen immer weiter verfeinert. All das trägt dazu bei, dass die Landshuter Hochzeit seit 2018 auch als immaterielles Kulturerbe Deutschlands geführt wird. Und die Menschen auch aus der Ferne anlockt.
Besucher reisen oft schon im Morgengrauen an
Die rund zehntausend Plätze auf den Tribünen, auf denen heute auch zahlreiche Ehrengäste - darunter auch die bayerische Staatsregierung - saßen, waren restlos ausverkauft. Die kostenlosen Stehplätze auf den Gehwegen und Plätzen am Rande des Umzugs standen aber allen Besuchern offen. Für die begehrtesten Plätze kommen die ersten Besucherinnen und Besucher oftmals schon im Morgengrauen nach Landshut. Und warten stundenlang auf Braut und Bräutigam - so wie damals, beim historischen Vorbild im Jahr 1475.
Als Nachfahre des Hauses Wittelsbach mischte sich Ludwig Prinz von Bayern unter das Premierenpublikum. Den Hochzeitszug habe er das erste Mal gesehen, erzählte er der Deutschen Presse-Agentur. Als Jugendlicher habe er aber schon das Lagerleben besucht. Es sei einzigartig, dass für das Festspiel die ganze Stadt zusammenkomme. Und wie gefiel ihm die mittelalterliche Mode? "Ich bin ganz froh, dass ich heute nicht mehr diese Gewänder tragen muss", sagte der Jurist.
Video: BR24live zum Start der Landshuter Hochzeit
Mit Informationen von dpa.
Impressionen der diesjährigen "Landshuter Hochzeit"
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Quelle: BR24live 02.07.2023 - 14:00 Uhr