Augsburg Bürgermeisterin, Martina Wild, wirbt Angelika Czerny und Raphael Hanneder von der Polizei für die Aktion "Lass das Elterntaxi stehen".
Bildrechte: Stadt Augsburg

Zu Fuß, per Roller oder mit dem Rad sollen Grundschüler in die Schule kommen. Dazu will eine Aktion der Stadt Augsburg motivieren.

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Bewegung statt Elterntaxi – Stadt Augsburg belohnt Grundschüler

"Lass das Elterntaxi stehen" – so heißt eine stadtweite Aktion in Augsburg, die heute gestartet ist. Die Stadt möchte damit noch mehr Kinder motivieren, zu Fuß zur Schule zu gehen. Als Belohnung winken Preise. Aber kann das überzeugen?

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Stau vor der Schule gehört oft zum morgendlichen Alltag. Etwa jedes fünfte Kind ist einer ADAC-Umfrage zufolge im vergangenen Jahr morgens mit dem Auto vor der Schule abgesetzt worden. Auch Eltern kennt die Szenen vor der Grundschule am Roten Tor in Augsburg. "Ich finde es krass, wie viele Eltern ihre Kinder sowohl mit den Autos als auch so bis vor die Türe bringen", sagte eine Mutter. "Ich finde, man nimmt den Kindern damit ein bisschen die Chance, Zeit ohne Erwachsene zu verbringen. Und wenn mehrere Kinder zusammen laufen, sehe ich das als unproblematisch."

Stempelaktion "Autofrei zur Schule" soll motivieren

Die sogenannten Elterntaxis sind immer wieder ein umstrittenes Thema. Die Aktion "Lass das Elterntaxi stehen" in Augsburg möchte nun weitere Anreize für Grundschulkinder schaffen, um zu Fuß zur Schule zu kommen. Für jeden Tag, an dem Grundschulkinder den Schulweg ohne Auto zurücklegen, bekommen sie einen Stempel. Am Ende der Aktion warten Preise wie Eintrittskarten fürs Freibad, Workshops oder Museumsbesuche. "Die Kinder sollen Spaß haben, zu Fuß zu gehen. Zugleich ist es ein Beitrag zum Klimaschutz und vor allem ein Beitrag dazu, dass weniger Autoverkehr auf dem Schulweg und direkt vor der Schule ist. Damit ist es ein Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit", sagt Martina Wild, zweite Bürgermeisterin in Augsburg, im BR-Interview. Bislang haben schon viele Grundschulen in Augsburg eigenständig solche Aktionen durchgeführt, nun gibt es eine stadtweite Aktion.

Zu Fuß gehen macht Spaß

Martin Müller von der Elterninitiative der Grundschule am Roten Tor engagiert sich schon seit mehreren Jahren gegen Elterntaxis und informiert regelmäßig andere Eltern. So kämen bereits mehr als 90 Prozent der Kinder dieser Schule zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch Matilda und Konstantin gehen seit der ersten Klasse alleine in die Schule. Sie sagen: "Man wird wach, weil man ja laufen muss und Bewegung hat" und "Bei mir ist es ein Vorteil, dass ich gleich morgens frische Luft atme und meine Beine schon vor der ersten Stunde bewegen kann."

Sensibilisierung und Aufklärung für alle

42 Schulwegunfälle hat es laut dem Polizeipräsidium Schwaben Nord im Jahr 2022 gegeben. Auch wenn diese bereits im vergangenen Jahr rückläufig waren, müsse man weiter sensibilisieren, sagt Polizeisprecherin Marion Liebhart. "Es ist wichtig, dass sich die Kinder frühzeitig an die Teilnahme am Straßenverkehr gewöhnen. Die Kinder werden von den Eltern, aber auch im Rahmen von Schulwegtrainings und von der Jugendverkehrserziehung auf die Teilnahme am Straßenverkehr vorbereitet, sodass sie sich dann sicher und selbstständig bewegen können."

Darüber hinaus finden vor den Schulen auch immer wieder Aufklärungskampagnen der Polizei statt. Angelika Cerny von der Verkehrspolizeiinspektion Augsburg macht bei ihren Einsätzen die Erfahrung, dass man die Eltern immer wieder daran erinnern müsse. "Es geht um die Sicherheit der Kinder und umso mehr Verkehr ich vor der Schule habe, umso eine größere Gefahr habe ich für die anderen Kinder, die unterwegs sind. Da wird rangiert. Da wird eingeparkt und da wird rückwärts gefahren, eventuell sogar in der falschen Fahrtrichtung geparkt. Und das sind eben die großen Gefahren für die anderen Kinder. Und das sollte man halt immer im Auge behalten."

Eltern versuchen, andere Eltern zum Umdenken zu bewegen

Martin Müller erinnert sich, dass vor zwei Jahren ein Kind von einem Auto vor der Schule angefahren wurde. Zum Glück sei nichts passiert: "Die Eltern wissen auch, dass sie selbst eine Gefahr darstellen und die meisten parken ja auch weiter weg von der Schule. Nur leider gibt es ein paar, die immer noch direkt vor die Schule fahren und uneinsichtig sind." So müsse man neben einer solchen Aktion auch generell Parkverbote vor den Schulen einführen, alternative Parkplätze schaffen, sowie Fahrradparkplätze als Anreiz anbieten. Vor der Grundschule am Roten Tor gibt es all das.

Kinder finden die Aktion super

Hilda findet die Aktion cool, "weil dann nicht mehr so viel los ist". Sie und ihre Schulfreundinnen holen sich auf jeden Fall jeden Morgen einen Stempel bei der Lehrerin ab. Wenn sich die Kinder auch noch gegenseitig motivieren, zu Fuß, mit dem Roller oder mit dem Fahrrad zu kommen, dann wäre das das Beste, was die Stadt mit der Aktion erreichen könnte, sagt Martina Wild, Bürgermeisterin in Augsburg.

Bis zum Ende des Schuljahres kann ab sofort gestempelt werden. Fast alle Grundschulen in Augsburg machen mit. Je mehr Stempel, desto größer ist die Chance auf einen Preis. Konstantin macht auch mit. Er findet Autofahren sowieso nicht so toll. "Da musst du in einem Sitz sitzen, angeschnallt sein und nur langweilig aus dem Fenster schauen."

Der Augsburger AfD-Stadtrat Andreas Jurca sieht die Aktion kritisch. Sie sei weder im Stadtrat diskutiert worden, noch sei darüber gesprochen worden, dass viele Eltern ihre Kinder aus Sicherheitsgründen mit dem Auto zu Grundschule bringen.

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