Vier Tage vor der Landtagswahl haben am Münchner Odeonsplatz mehrere zehntausend Menschen gegen Ausgrenzung und Rassismus demonstriert.
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Vier Tage vor der Landtagswahl haben am Münchner Odeonsplatz mehrere zehntausend Menschen gegen Ausgrenzung und Rassismus demonstriert.

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35.000 Demonstranten in München gegen Rechts auf der Straße

Wenige Tage vor der Landtagswahl haben am Münchner Odeonsplatz mehrere zehntausend Menschen demonstriert. Sie wandten sich gegen Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus. Auf der Bühne traten diverse Prominente auf. Ergänzt durch "Dein Argument".

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Nur wenige Tage vor der Landtagswahl in Bayern haben in der Münchner Innenstadt Zehntausende demonstriert. Unter dem Motto "Zammreißen – Bayern gegen Rechts" hatten das Integrationshaus Bellevue di Monaco, der Verein "Lichterkette, München ist Bunt" und das Bündnis "Offen bleiben!" dazu aufgerufen, gegen "Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus" und für "Schönheit, Vielfalt und Gemeinschaft" auf die Straße zu gehen.

Ursprünglich sollte die Veranstaltung auf dem Max-Joseph-Platz stattfinden. Da aber eine hohe Teilnehmerzahl erwartet wurde, hatten die Veranstalter die Demonstration auf den Odeonsplatz verlegt. Tatsächlich zählte die Polizei rund 35.000 Demonstrierende.

💬 Mitdiskutieren lohnt sich: Die folgende Passage hat die Redaktion aufgrund von Kommentaren der Facebook-Nutzer Peter Heimer, Remo Baum, Werner We und anderen im Rahmen des BR24 Projekts "Dein Argument" ergänzt.

Es gibt für Demos keine offizielle oder amtliche Zahlenerfassung, die in einer Datenbank zusammengefasst wird, weder bundesweit noch für Bayern. In den meisten Fällen gibt es für solche Zahlen deswegen nur zwei mögliche Quellen: Die Polizei vor Ort oder die Veranstalter selbst.

Um große Menschenansammlungen zu zählen, gibt es verschiedene Methoden. Der Soziologe Stephan Poppe von der Universität Leipzig ist auf statistische Fragen wie die Zählung von Teilnehmerzahlen bei Veranstaltungen und Demonstrationen spezialisiert. Seiner Einschätzung nach ist die beste Variante bei großen Versammlungen, wenn beim Zählen die Flächendichte ermittelt wird. Zu einem Zeitpunkt, bei dem alle Demo-Teilnehmer versammelt und nicht in Bewegung sind, wird zuerst die Fläche ermittelt, die diese einnehmen. Dann wird abgeschätzt, wie dicht die Menschen zusammenstehen. Diese Methode wird, neben anderen, auch von der Polizei angewandt. 💬

Charlotte Knobloch warnt vor Erstarken der Rechtsextremen

Auf der Veranstaltung warnte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, vor einem weiteren Erstarken der AfD: "Wenn nach Umfragen jeder siebte bayerische Wähler am Sonntag für eine rechtsextreme Partei stimmen will, dann ist das kein bloßer Ausrutscher mehr im politischen Betrieb. Allen muss klar sein: Was heute ins Rutschen kommt, kann morgen schon unsere Demokratie unter sich begraben."

Die Holocaust-Überlebende sagte, sie selbst habe nach dem Zweiten Weltkrieg über Jahrzehnte Vertrauen in die demokratische Kultur gewonnen. "Heute erlebt die Demokratie in Deutschland ihre Feuerprobe, und ich hoffe, dass auch diesmal wieder die Optimisten Recht behalten", mahnte die 90-Jährige. "Andernfalls sehe ich für Minderheiten wie die jüdische Gemeinschaft, aber auch für die Bevölkerung als Ganzes sehr schwere Zeiten anbrechen. Wenn Extremisten die Politik bestimmen, wird Deutschland ein anderes Land: unfreier, unsicherer und ärmer."

Im Video: Demo gegen Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus

Wenige Tage vor der Landtagswahl haben am Münchner Odeonsplatz mehrere zehntausend Menschen demonstriert.
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Wenige Tage vor der Landtagswahl haben am Münchner Odeonsplatz mehrere zehntausend Menschen demonstriert.

Kabarettisten und Musiker auf der Bühne

Auf der Veranstaltung traten diverse Prominente auf: Neben musikalischen Acts von LaBrassBanda und der Spider Murphy Gang richteten sich auch bayerische Kabarettisten an das Publikum, darunter Luise Kinseher. Ihr gehe es im aktuellen Diskurs zu viel um Angst, sagte sie in ihrer Rede: "Wir haben Angst vor dem Zahnarzt, und Angst davor, dass man uns die Termine beim Zahnarzt nimmt". Wenn sie die vielen Demonstrierenden sehe, die für ein vielfältiges Bayern einstehen, habe sie aber direkt weniger Furcht, so die Kabarettistin.

Auch die Direktorin der Akademie für Politische Bildung Tutzing, Ursula Münch, sprach auf der Bühne. Politiker und Politikerinnen waren bewusst nicht als Redner eingeladen worden. Man habe verhindern wollen, dass die Demonstration eine eindeutige politische Richtung habe, sagte Till Hofmann von Bellevue di Monaco gegenüber dem BR.

Mit Informationen von dpa.

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