
Baden-Württemberg Verfassungsschutz BW: 90 minderjährige Islamisten im Visier
In Baden-Württemberg gibt es fast 90 minderjährige Islamisten, die im Fokus des Verfassungsschutzes stehen. Die Zahl ist laut Verfassungsschutz seit Frühjahr 2024 stark gestiegen.
Der baden-württembergische Verfassungsschutz bearbeitet aktuell fast 90 Fälle von Minderjährigen, die im Bereich des islamistischen Extremismus auffällig geworden sind. Das sagte der Leiter der Abteilung "Islamistischer Extremismus und Terrorismus" beim Verfassungsschutz, Benno Köpfer, nach SWR-Informationen auf einer Fachtagung in Berlin. Seit Frühjahr 2024 gebe es einen starken Anstieg der Fälle, der mit einem "erheblich gestiegenen Bearbeitungsaufwand" einhergehe.
Minderjährige Islamisten teilten Anleitungen zum Bombenbau
Köpfer berichtete von mehreren Fällen, in denen etwa Anleitungen zum Bombenbau in Chats geteilt wurden oder bei Durchsuchungen Hinrichtungsvideos und Sammlungen von Kampfliedern gefunden wurden. Als Gründe für die zunehmende Radikalisierung gelten der Nahost Konflikt, insbesondere nach dem 7. Oktober 2023, und die Rolle von Sozialen Medien. Dort fänden Jugendliche ideologische Versatzstücke, aus denen sie sich einen "Lego-Islam" bauten, so Köpfer.
Teilweise gebe es Überschneidungen zum Rechtsextremismus. In einem Fall habe sich ein Jugendlicher, der von einem IS-Mitglied kontaktiert worden sei, zugleich als Hitler-Fan gezeigt. Auch Kampfsport spiele eine Rolle, so der Islamismus- Experte.
Die Herausforderung sei, "Maulhelden und Mitläufer" von potentiellen Attentätern zu unterscheiden. In vielen Fällen habe es bereits Durchsuchungen gegeben. Schwerpunkte seien der Großraum Stuttgart und der Westen des Landes an der Grenze zu Frankreich.