Ein Radfahrer steht neben einem Auto von Mercedes mit Dieselantrieb, dessen Abgase in der kalten Morgenluft sichtbar werden (Symbolbild).  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Marijan Murat)

Streit um Mobilitätsgesetz

DGB fordert mehr Tempo von Grün-Schwarz bei der Verkehrswende

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Seit Monaten zankt sich die grün-schwarze Regierungskoalition über die Zukunft der Mobilität in Baden-Württemberg. Dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) dauert das zu lange.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat von der grün-schwarzen Landesregierung mehr Tempo bei der Verkehrswende in Baden-Württemberg gefordert. Zuletzt hatte es in der Koalition Streit über einen Entwurf für das geplante Landesmobilitätsgesetz von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) gegeben. Mobilität sei ein Grundbedürfnis und gleichzeitig bestehe im Verkehrssektor dringender klimapolitischer Handlungsbedarf, sagte Maren Diebel-Ebers, DGB-Vizechefin von Baden-Württemberg. Der DGB dringe deshalb auf einen zeitnahen Beschluss zum Mobilitätsgesetz.

DGB sieht bei Verkehrswende Land in der Pflicht

"Ein attraktiver ÖPNV mit verbesserten und verlässlicheren Takten ist genau das, was wir brauchen", so Diebel-Ebers weiter. Der koalitionsinterne Streit darüber sei leider das Gegenteil. Die Verkehrswende sei nicht zum Nulltarif zu haben. Deshalb gelinge ein attraktiveres Angebot von Bussen und Bahnen nur mit einer ausreichenden öffentlichen Finanzierung. "Diese muss in erster Linie durch das Land sichergestellt werden", sagte die DGB-Vizechefin.

Die von Verkehrsminister Hermann geplante Mobilitätsgarantie, wonach bis 2026 überall in Baden-Württemberg zur Hauptverkehrszeit mindestens alle halbe Stunde ein Bus oder eine Bahn fahren soll, ist jedoch im Doppelhaushalt 2023/2024 nicht finanziert. Ob sie im nächsten Doppelhaushalt enthalten sein wird, ist unklar. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte Ende April gesagt, dass die Kassenlage immer Auswirkungen auf wichtige Projekte habe. "Auch gute und wichtige Dinge, die im Koalitionsvertrag stehen, müssen finanzierbar sein", sagte Kretschmann damals.

BW fördert Ruftaxis mit jeweils bis zu zwei Millionen Euro

Um die Mobilitätsgarantie voranzutreiben und auch im ländlichen Raum umzusetzen, setzt das Land auf Rufangebote. Den Ausbau dieser sogenannten "On-Demand-Verkehre" soll ein Förderprogramm beschleunigen. Städte und Landkreise könnten jeweils bis zu zwei Millionen Euro vom Land bekommen, teilte das Verkehrsministerium in Stuttgart mit. Das Förderprogramm hatte es bereits im vergangenen Jahr gegeben, es sei nun verlängert worden.

Überlegungen zu einer verpflichtenden Nahverkehrsabgabe lehnt der DGB ab. "Hier wünschen wir uns vom Verkehrsministerium mehr soziales Augenmaß", sagte Diebel-Ebers. Stattdessen sei es klüger, die Arbeitgeber stärker an der Finanzierung des ÖPNV zu beteiligen.

CDU-Fraktion lehnt Gesetzesentwurf ab

Die CDU-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg hatte Verkehrsminister Hermann Anfang April in einem Brief mitgeteilt, dass der Entwurf des Mobilitätsgesetzes aus Sicht der CDU-Abgeordneten keine Grundlage für eine weitere Diskussion darstelle. Nach einem darauf folgenden Gespräch hatten sich die Fraktionsvorsitzenden von CDU und Grünen darauf verständigt, die inhaltlichen Beratungen über den Entwurf zu vertiefen.

Nach Angaben der Grünen-Fraktion hat es inzwischen ein Gespräch von Grünen, CDU und Verkehrsministerium gegeben. "Das Verkehrsministerium wird sich mit der geäußerten Kritik und den konstruktiven Hinweisen ernsthaft auseinandersetzen", sagte die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Silke Gericke. Der Gesetzentwurf gehe nun im regulären Verfahren voran.

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