Ein Festgenommener wird von der Polizei abgeführt.

Schwerpunkt in Osnabrück Europäischer Großeinsatz gegen Schleuser

Stand: 05.07.2022 13:15 Uhr

Die Polizeibehörden in mehreren europäischen Ländern haben großangelegte Razzien gegen Schleuserbanden durchgeführt. Der Schwerpunkt des Einsatzes lag in Osnabrück. Mehr als 100 Menschen wurden festgenommen.

Ein Großaufgebot von rund 900 Einsatzkräften ist mit Razzien in mehreren Bundesländern gegen die internationale Schleuserkriminalität vorgegangen. Der Schwerpunkt des Einsatzes, der mit zeitgleichen Polizeiaktionen in weiteren europäischen Ländern koordiniert war, habe in Osnabrück gelegen, teilte ein Polizeisprecher mit. An mehreren Adressen in der Stadt, im Umland und der angrenzenden nordrhein-westfälischen Gemeinde Lotte hätten Beamtinnen und Beamte Beschuldigte festgenommen. Sie werden verdächtigt, Menschen illegal über den Ärmelkanal nach Großbritannien zu schleusen.

Auch an weiteren Orten in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Bremen und Baden-Württemberg gab es den Angaben zufolge Durchsuchungen und Festnahmen. Zahlreiche Schlauchboote, die mutmaßlich zum illegalen Transport von Geflüchteten genutzt werden sollten, wurden sichergestellt. Zur Anzahl der in Deutschland festgenommenen Personen machte der Sprecher zunächst keine Angaben.

Pistorius erfreut über "erfolgreichen Schlag"

Zeitgleich fahnde die Polizei in Frankreich, Belgien, den Niederlanden und in Großbritannien, hieß es. Die Justiz- und Polizeibehörden Eurojust und Europol hätten die Einsätze koordiniert. Laut Eurojust wurden europaweit ungefähr 130 Verdächtige verhaftet. 22.500 Polizistinnen und Polizisten seien beteiligt gewesen.

Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius zeigte sich erfreut "über diesen erfolgreichen Schlag gegen diese perfide Form der Kriminalität unter maßgeblicher Mitwirkung der Polizeidirektion Osnabrück". Die länderübergreifende Polizeiarbeit habe letztlich zum Erfolg geführt. Das zeige, dass die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene immer wichtiger werde.

Polizei in Nordfrankreich fasst Schleuser

In Nordfrankreich wurden mehrere illegale Versuche von Migranten zur Überfahrt per Boot nach Großbritannien gestoppt. Außerdem wurden 48 Menschen im Ärmelkanal aus Seenot gerettet, wie die Behörden mitteilten. In der Nacht stoppten Beamte nach einer Verfolgungsfahrt bei Boulogne-sur-Mer einen Wagen. Darin befanden sich sieben Migranten. Die beiden mutmaßlichen Schleuser wurden festgenommen. Ebenfalls in der Nacht verhinderten Polizisten in Strandnähe an einem anderen Ort eine versuchte Überfahrt. Ein Schlauchboot samt Ausrüstung wurde beschlagnahmt.

Vor einer Woche hatte die französische Polizei 15 mutmaßliche Schleuser festgenommen, die mit dem Tod von 27 Migranten beim Untergang ihres Boots vor sieben Monaten zu tun haben sollen. Wie die Zeitung "Le Parisien" berichtete, sollen die Festgenommenen einem afghanischen Schleusernetzwerk angehören, das für die gefährliche Überfahrt rund 3000 Euro pro Person kassiert haben soll.

Seit Jahren campieren Geflüchtete bei Calais, um von dort nach Großbritannien zu gelangen. Von Jahresbeginn bis zum 13. Juni wurden 777 Versuche registriert, mit kleinen Booten die Meerenge zu überqueren, wie das französische Innenministerium kürzlich mitteilte. Dabei sei es um insgesamt 20.132 Menschen gegangen, ein Anstieg um 68 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Für 2021 war bereits von Rekordzahlen die Rede gewesen. 52.000 Menschen versuchten über den Ärmelkanal zu gelangen, 28.000 gelang dies nach Angaben des französischen Ministeriums auch.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 05. Juli 2022 um 11:55 Uhr.