Künstliche Intelligenz Mein Helfer, der Pflege-Roboter
In Deutschland gibt es verschiedene Pilotprojekte, in denen mithilfe von Robotern und KI Pflegeeinrichtungen unterstützt werden sollen. Der Ethikrat begrüßt die Innovation, stellt aber Bedingungen.
Pepper ist 1,20 Meter klein, hat große schwarze Kulleraugen und einen glänzend weißen Körper. Sie sieht aus, als wäre sie einem Manga-Comic entsprungen. Pepper ist ein Pflege-Roboter, spricht verschiedene Sprachen und kann sich zum Beispiel Gesichter merken. Sie gehört zu den sozialen, humanoiden Robotern. Ihr Einsatzgebiet: Pflegeeinrichtungen, aber zum Beispiel auch Kinderstationen in Krankenhäusern.
Dort ist sie eine willkommene Ablenkung für die kleinen Patienten, kann mit ihnen spielen, singen oder tanzt für sie. Auf einer Pflegestation kann der Roboter das Personal aber zum Beispiel auch unterstützen, wenn demente Bewohner mitten in der Nacht zum Supermarkt wollen, beschreibt Ingolf Rascher von der Ruhr Uni Bochum.
Vielleicht möchte die demente Frau Müller um 3.20 Uhr einkaufen gehen. Und dann spricht er sie an und fragt 'Frau Müller, wo wollen Sie hin?' Und kann ihr sagen, dass das zum einkaufen nicht der richtige Zeitpunkt wäre. Und wenn sie trotzdem einkaufen gehen will, kann er halt das Pflegepersonal darüber informieren.
Bislang nur Pilotstudien
Noch ist Pepper eine Ausnahme. Bislang gibt es im deutschen Gesundheitswesen nur ein paar Pilotstudien. Auch die Politik fördert einzelne Projekte. Das Bundesforschungsministerium glaubt, dass Roboter zur Entlastung des pflegerischen Alltags beitragen können. Noch ist das aber Zukunftsmusik.
"Den Roboter im normalen Alltag in einer Pflegeeinrichung wird man so noch nicht vorfinden“, sagt Peter Tackenberg vom Deutschen Pflegerat. Er bezweifelt, dass die Technik schnell für Entlastung sorgen wird.
Robotik und KI sind tatsächlich nicht der Schlüssel, die Probleme im Gesundheits- und Pflegewesen zu beheben.
Ethische Fragen bleiben
Ein weiteres Forschungsprojekt ist die Robbe Paro. Sie wird an rund 40 Pflegeeinrichtungen in Deutschland getestet. 60 cm groß, drei Kilo schwer, kuscheliges Fell. Sensoren sorgen dafür, dass Paro wie ein lebendiges Robbenbaby wirkt. Sie soll vor allem Demenzkranken Menschen helfen. Die Kosten pro Robbe liegen bei rund 5000 Euro. Und man muss sie füttern: Mit Daten.
Auch sie lernt mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz dazu. Wie verhalten sich die Menschen? Was erzählen sie? Wie interagieren sie miteinander?
Die Roboter sammeln Daten, erkennen Verhaltensmuster, damit Algorithmen diese interpretieren und das Verhalten gegenüber den Patienten anpassen können. Das wirft Fragen auf. Auch bei Peter Tackenberg vom Deutschen Pflegerat.
Ethisch ist das noch total ungeklärt. Wer hat die Aufsicht über die Daten? Welche Rechte hat der pflegeabhängige Mensch? Welche Rechte haben die Beschäftigten? Wo sind die Schutzmechanismen? Und ich finde es auch interessant, zu welchen Schlussfolgerungen ein Ethikrat kommt.
Ethikrat setzt Grenzen für den Roboter-Einsatz
Der Deutsche Ethikrat spricht sich in einer offiziellen Stellungnahme für den Einsatz von Robotern und KI aus. Dafür müssten allerdings bestimmte Grundvoraussetzungen eingehalten werden.
Die Technik könne aus Sicht des Gremiums Pflegebedürftigen eine höhere Lebensqualität und den Pflegekräften eine Erleichterung ihres Arbeitsalltags bieten. Mithilfe der Robotik könnten sowohl körperliche und kognitive Fähigkeiten als auch rehabilitative Maßnahmen unterstützt werden.
Doch die Roboter dürften zwischenmenschliche Beziehungen keinesfalls ersetzen oder gegen den Willen der zu Pflegenden eingesetzt werden. "Soziale und emotionale Bedürfnisse" dürften nicht "überwiegend im Umgang mit Begleitrobotern" gestillt werden, die "Gefühle lediglich simulieren", heißt es in der Stellungnahme.
Des Weiteren dürften die Roboter nicht dazu dienen, Personalengpässe in der Pflege auszugleichen. Auch mit Blick auf die Finanzierung dürfte die Anschaffung der sogenannten Robotik nicht die Kürzung von Geldern in anderen Bereichen der Pflege führen.
Grüne wollen Digitalpakt für die Pflege
Kordula Schulz-Asche von den Grünen will vor allem über die Chancen sprechen. Den Grünen geht die Entwicklung nicht schnell genug. Sie fordern einen Digitalpakt für die Pflege. Schulz-Asche kritisiert, dass es zu wenig Austausch zwischen den Projekten gibt und Innovationen viel zu lange dauern. Ihrer Meinung nach fehlt von vielen Seiten auch die Bereitschaft in die teure Technologie zu investieren.
Da sehe ich eher die Politik in der Pflicht, wirklich Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Umsetzung von guter Digitalisierung und Robotik ermöglichen und dabei die Empfehlung des Ethikrats beachten.
Roboter sind jetzt schon schlagfertig
Bis dahin sammelt auch Roboter Pepper weiter Daten und lernt sicher auch in Sachen Schlagfertigkeit dazu. Gefragt nach ihrem Alter antwortet sie:
Das fragt man eine Dame nicht. Aber ich gehe bestimmt noch als Jugendliche durch…
Bis Roboter selbstverständliche zum deutschen Gesundheitssystem gehören, ist Pepper vielleicht selbst schon eine pflegebedürftige Roboter-Dame.