
Franziskus würdigt Benedikt XVI. "Wir empfinden so viel Dankbarkeit"
Papst Franziskus hat seinen gestorbenen Vorgänger als edle und sanfte Person gewürdigt. Weltweit nehmen Politiker am Tod des emeritierten Papstes Benedikt Anteil.
Papst Franziskus hat sich erstmals zum Tod seines Vorgängers Benedikt XVI. geäußert. "Mit Rührung erinnern wir uns an seine so edle, so sanfte Person", sagte der Papst bei der Andacht zum Jahresabschluss im Petersdom. Sein Vorgänger, der "geliebte emeritierte Papst Benedikt XVI.", war am Samstagmorgen im Alter von 95 Jahren im Vatikan gestorben.
"Wir empfinden so viel Dankbarkeit in unseren Herzen: Dankbarkeit gegenüber Gott, dass er ihn der Kirche und der Welt geschenkt hat; Dankbarkeit gegenüber ihm für all das Gute, das er vollbracht hat, und vor allem für sein Zeugnis des Glaubens und des Gebets, besonders in diesen letzten Jahren, als er zurückgezogen lebte." Nur Gott kenne den Wert und die Kraft seiner Fürsprache, seiner Opfer, die er für das Wohl der Kirche gebracht habe.
Guterres: Benedikt war "demütiger Mann des Gebets"
Weltweit würdigten auch Politiker den Verstorbenen als großen Theologen und Papst. UN-Generalsekretär Antonio Guterres bezeichnete Benedikt XVI. als einen "demütigen Mann des Gebets und des Studiums". Er sei "prinzipientreu in seinem Glauben, unermüdlich in seinem Streben nach Frieden und entschlossen in seiner Verteidigung der Menschenrechte" gewesen; "ein spiritueller Führer für Millionen Menschen auf der ganzen Welt und einer der führenden akademischen Theologen unserer Zeit".
Die EU-Kommissonspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte, der frühere Papst habe durch seinen Amtsverzicht 2013 "ein starkes Zeichen" gesetzt. In ihrem Tweet heißt es, Benedikt XVI. "sah sich selbst zuerst als Diener Gottes und seiner Kirche. Als seine physische Kraft nachließ, diente er weiter mit der Kraft seiner Gebete".
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nannte Benedikt XVI. einen "theologischen Führer", der "nach einer Synthese zwischen Glaube und Vernunft strebte". Er würdigte zudem seinen Einsatz für "globalen Frieden und Gerechtigkeit". Auch die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, bekundete Trauer. "Europa betrauert ihn", twitterte sie und zitierte eine Aussage Benedikts XVI. beim Weltjugendtag 2011 in Madrid: "Habt keine Angst vor der Welt noch vor der Zukunft oder vor eurer Schwachheit."
"Gigant des Glaubens"
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bezeichnete Benedikt XVI. als Verfechter für eine geschwisterliche Welt. Seine Gedanken seien bei den Katholiken in Frankreich und der ganzen Welt, twitterte Macron. Polens Präsident Andrzej Duda erklärte: "Heute hat die Welt einen der außerordentlichsten Theologen des 20. und 21. Jahrhunderts verloren." Auch Großbritanniens Premierminister Rishi Sunak würdigte Benedikt als "großen Theologen".
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bezeichnete den Deutschen als "Giganten des Glaubens und der Vernunft". Staatspräsident Sergio Mattarella sagte, Italien trauere um Benedikt, der "für das italienische Volk unvergesslich bleiben wird". Auch Russlands Präsident Wladimir Putin bekundete Papst Franziskus sein Beileid. "Benedikt XVI. war ein prominenter Ordensmann und Staatsmann, ein überzeugter Verteidiger traditioneller christlicher Werte", heißt es in dem vom Kreml veröffentlichten Beileidsschreiben.
Biden würdigt Benedikt als renommierten Theologen
US-Präsident Joe Biden würdigte Benedikt XVI. in einer schriftlichen Stellungnahme als angesehenen Theologen und hingebungsvollen Kirchenmann. Er habe das Privileg gehabt, im Jahr 2011 Zeit mit Papst Benedikt im Vatikan zu verbringen, und werde sich immer an dessen Großzügigkeit und die bedeutungsvolle Unterhaltung erinnern, schrieb Biden weiter. "Möge seine Konzentration auf den Dienst der Nächstenliebe weiterhin eine Inspiration für uns alle sein."
Brasiliens künftiger Präsident Inacio Lula da Silva, der an Neujahr sein Amt antritt, äußerte Betroffenheit. Bei Benedikts XVI. Brasilienbesuch 2007 habe er Gelegenheit gehabt, mit ihm über den christlichen Glauben zu sprechen. Er wünsche den Katholiken und Bewunderern des Heiligen Vaters Trost.
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. wird am 5. Januar nach der öffentlichen Trauerfeier auf dem Petersplatz in der Krypta unterhalb des Petersdoms beigesetzt. Das bestätigte der Heilige Stuhl. Der Deutsche hatte sich gewünscht, an jener Stelle beigesetzt zu werden, wo Papst Johannes Paul II. nach seinem Tod zunächst seine Ruhestätte fand, ehe er nach der Seligsprechung in eine Kapelle im Petersdom gebracht wurde.