Bundesanwalt klagt fünf NSU-Verdächtige an "Zschäpe auch selbst für Morde verantwortlich"

Stand: 08.11.2012 15:45 Uhr

Sie sei zumindest Mittäterin: Die Bundesanwaltschaft hat gegen Beate Zschäpe Anklage wegen Mordes in zehn Fällen erhoben. Neben Zschäpe müssen sich vier Männer aus dem NSU-Umfeld vor Gericht verantworten, zwei davon wegen Beihilfe zum Mord.

Die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe muss sich vor dem Oberlandesgericht München wegen Mordes verantworten. Zschäpe sei nicht nur Mitglied der terroristischen Vereinigung "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) gewesen. Sie sei auch selbst als Mittäterin für die Morde verantwortlich, sagte Generalbundesanwalt Harald Range. Ihr würden Mittäterschaft bei zehn Morden und 15 bewaffneten Raubüberfällen zur Last geklagt. Weitere Anklagepunkte seien schwere Brandstiftung und Mordversuch.

Range sagte, Zschäpe und die toten NSU-Mitglieder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt seien in der Terrorzelle gleichberechtigt gewesen. Es habe sich um ein "einheitliches Tötungskommando" gehandelt.

Anklage auch gegen Wohlleben und drei weitere mutmaßliche Helfer

Neben Zschäpe erhebt die Bundesanwaltschaft Anklage gegen den Ex-NPD-Funktionär Ralf Wohlleben. Er soll sich, wie auch der Mitangeklagte Carsten S., wegen Beihilfe zum Mord verantworten. Ebenfalls angeklagt wurde der mutmaßliche Unterstützer des NSU, André E. - er soll Beihilfe zu einem Sprengstoffanschlag in Köln geleistet haben. Dem fünften Angeklagten Holger G. wird Unterstützung des NSU in drei Fällen zur Last gelegt. Nach Angaben Ranges wird außerdem gegen acht weitere Beschuldigte ermittelt - diese Ermittlungen dauerten an.

Die Anklageschrift umfasst laut Bundesanwaltschaft 500 Seiten. Belege für Verflechtungen des NSU mit anderen Gruppierungen gebe es nicht.

Wohlleben und Zschäpe sitzen als einzige Verdächtige noch in Untersuchungshaft. Die 37-jährige Zschäpe ist die einzige Überlebende der Zwickauer Terrorzelle. Ihre mutmaßlichen Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt töteten sich selbst.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 8. November 2012 um 12:00 Uhr.