Garzweiler II in NRW Braunkohlegegner bilden Menschenkette

Stand: 07.08.2021 17:52 Uhr

Am Samstag demonstrierten tausende Braunkohlegegner am Tagebau Garzweiler II. Umweltverbände und Bündnisse hatten zu einer Menschenkette ab dem Mittag aufgerufen, um Druck im Bundestagswahlkampf zu machen.

Laut den Veranstaltern versammelten sich rund 2.500 Demonstranten, um eine kilometerlange Menschenkette zwischen den bedrohten Ortschaften Keyenberg und Lützerath zu bilden. In der kleinen Ortschaft Lützerath leben nur noch wenige Menschen, viele Häuser wurden schon vom RWE-Konzern abgerissen. Weitere Abrissarbeiten sind für den kommenden Herbst geplant.

Polizei: "Friedlicher Protest"

Die Polizei sprach am Nachmittag von einem "kraftvollen, friedlichen Protest". Die Menschenkette schlängelte sich, unter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen, durch grüne Wiesen, an Grünland und weidenden Kühen vorbei. Zahlreiche Demonstranten trugen Transparente wie "Stoppt Braunkohl"» oder gelbe Kreuze, die den Verbleib am Ort symbolisieren. Viele waren mit Fahrrädern unterwegs.

RWE wollte sich zu den Protesten nicht äußern, betont aber in einer Stellungnahme, dass die Braunkohle aus Garzweiler II auch über 2030 hinaus noch benötigt wird.

Kulturfestival am Freitag

Schon am Freitag startete rund um Garzweiler II das Festival "KuloKo – Kultur ohne Kohle". Auf Wiesen und Höfen sind Ausstellungen, Lesungen und Konzerte geplant. Auf einem alten Winzerhof in Keyenberg wurde ein Bühne aufgebaut. Hier werden am Wochenende Bands auftreten. In der Ortschaft Kuckum, die ebenfalls für die Braunkohle abgerissen werden soll, findet von Montag bis Donnerstag ein Handwerkermarkt statt.

"Wir wollen das Leben zurückbringen in die sterbenden Ortschaften. Hier im Rheinland wird sichtbar: Wir brauchen nicht nur eine erneuerbare Energieversorgung, sondern auch ein Wirtschaftssystem, das die Bedürfnisse aller Menschen dieser Welt in den Mittelpunkt stellt", sagt David Dresen, Garzweiler-II-Betroffener aus Kuckum.

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Kritik an Klimapolitik

Mit der Menschenkette am Samstag wollten Bündnisse und Umweltverbände kurz vor der Bundestagswahl nochmal ein deutliches Zeichen setzen: "Die Klimapolitik muss sich ändern. Wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen will, dann darf der Ort Lützerath nicht mehr der Braunkohle weichen. Der Kohleausstieg muss schneller kommen", sagt Dirk Jansen vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland, BUND.

"Das Rheinische Braunkohlerevier ist eine der größten CO2-Quellen Europas. Gegen diesen Irrsinn gehen wir auf die Straße", heißt es weiter. Die Folgen der Erderhitzung würden immer stärker zunehmen: Immer mehr Unwetter, Dürren, Hitzewellen und rasantes Artensterben seien die Folge.

Der BUND hatte vergangene Woche Armin Laschet (CDU) harsch kritisiert. Dieser hatte gesagt, es sei ein Vorschlag des Naturschutzbundes und Greenpeace gewesen, bis 2038 aus der Kohle auszusteigen. Die Umweltschützer warfen dem Unions-Kanzlerkandidaten daraufhin vor zu lügen oder schlecht informiert zu sein. Sie fordern ein deutlich früheres Ausstiegsdatum. Weniger als zwei Monate vor der Wahl führte diese Diskussion zu weiteren negativen Schlagzeilen für Armin Laschet, in dessen Heimatregion der Protest an diesem Wochenende stattfindet.

Erneuerbare Energien sollen ausgebaut werden

Gefordert wird jetzt ein schnellerer Ausbau der Energieerzeugung aus Wind und Sonne. Bis 2035, sagen die Umweltverbände, müssen naturverträgliche erneuerbare Energien 100 Prozent unseres Strombedarfs decken.

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Thomas Wenkert, WDR, 08.08.2021 06:01 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 07. August 2021 um 18:00 Uhr.