
Missbrauch in Münster Mutter des Opfers vor Gericht
Im großen Missbrauchsfall von Münster muss sich jetzt die Mutter des schwer missbrauchten Jungen vor dem Landgericht verantworten. Die 31-Jährige soll von den brutalen Verbrechen an ihrem Sohn gewusst und ihr Kind nicht geschützt haben.
Ihr ehemaliger Lebensgefährte, Adrian V., hatte den heute 11-jährigen Jungen über Jahre vergewaltigt und ihn mindestens fünfzig weiteren Männern zum Missbrauch weitervermittelt.

In dieser mittlerweile abgerissenen Gartenlaube wurde das Kind vergewaltigt Bild: picture alliance/dpa
Adrian V., seine Mutter und mehrere Mittäter waren wegen brutaler Gemeinschaftsvergewaltigungen in Ferienanlagen und in einer Gartenlaube in Münster bereits vom Landgericht zu hohen Haftstrafen verurteilt worden.
Mutter soll ihrem Kind nicht geholfen haben
Auf den Tag genau vor einem halben Jahr wurde die Mutter des Opfers, Sabrina K., in Münster-Kinderhaus verhaftet. Sie ist wegen Mitwisserschaft angeklagt.

Jetzt muss sich die Mutter des Opfers vor Gericht verantworten Bild: WDR / picture alliance / Friso Gentsch
"Die Frau soll spätestens seit Oktober 2018 davon gewusst haben, dass ihr Lebensgefährte den Sohn schwer missbraucht hat", sagt Richterin Cornelia Hansen. Trotzdem soll sie es unterlassen haben, dem Jungen zu helfen. Sabrina K. soll sogar weitere Taten zugelassen haben.
Von den Taten der anderen Männer soll sie nach jetzigem Stand nichts gewusst haben. Aber "sie soll mitgewirkt und selber aktiv Taten begangen haben", sagt Richterin Cornelia Hansen. "Sie soll auch ihren Sohn ermutigt haben, Taten zu begehen."
Verdacht konnte erhärtet werden
Sabrina K. war neun Monate nach ihrem Lebensgefährten Adrian V. und dessen Mutter verhaftet worden. Die Polizei konnte den lange schwelenden Verdacht gegen sie erst durch die Aussage eines inzwischen verurteilten Mittäters aus Aachen und nach Computer -Auswertungen erhärten.
Jugendamt hatte die Mutter gewarnt

Das Jugendamt hatte die Mutter informiert Bild: WDR/dpa Guido Kirchner
Sabrina K. hat gewusst, dass ihr Lebensgefährte schon zweimal wegen Verbreitung von Kinderpornographie verurteilt worden war. Das Jugendamt der Stadt Münster hatte sie gewarnt und war offenbar davon ausgegangen, dass die Mutter ihr Kind schützt.
Ein fataler Irrtum: Statt ihren Lebensgefährten auf Abstand zu halten, hatte Sabrina K. ihm weitreichende Rechte schriftlich übertragen. So kümmerte sich der Pädophile Adrian V. um die schulischen Dinge und hielt Kontakt zu den Lehrern.
Urteil Ende September erwartet
Nach Ermittlungen der Polizei wurde das Kind von Sabrina K. von mehr als 50 Männern vergewaltigt. 30 weitere Kinder sollen Opfer des pädo-kriminellen Netzwerks rund um Adrian V. geworden sein.
Sabrina K. schweigt bislang zu den Vorwürfen. Falls sie es weiter tut, muss ihr Sohn möglicherweise vor Gericht aussagen. Mit dem Urteil wird Ende September gerechnet.