Jonah Schulze, Gesa Trucks, Hanna Ostermann und Julian Kuhnt (v.l.)
mittendrin

Bevern im Weserbergland Vier Freunde für ein Freibad

Stand: 24.07.2021 19:54 Uhr

Das alte Freibad im niedersächsischen Bevern ist marode, seinen Reiz aber hat es nicht verloren: Und der ist so stark, dass vier Jugendliche für den Erhalt des Bads kämpfen - mit Erfolg?

Das Wasser ist trüb, die Fliesen locker. Und doch ist der einstige Charme des Freibads in Bevern zu erkennen: ein 50-Meter-Becken, ein Becken zum Rutschen und Springen und ein weiteres überdacht - schön gelegen in den Hügeln nahe der Weser. "Für die ganze Umgebung ist das ein toller Ort zum Treffen", findet die 17-jährige Hanna Ostermann.

Sie hatte eine Idee: Eine Petition könnte helfen, das Thema wieder anzukurbeln. Gesa Trucks, Julian Kuhnt und Jonah Schulze kennt sie schon seit dem Kindergarten, ihre Sommer haben sie gemeinsam auf der Liegewiese verbracht, sie haben Köpfer gemacht und sich getraut, vom Dreimeterturm zu springen.

Und so fassen die vier nun den Entschluss, sich zum ersten Mal im Leben politisch zu engagieren. Sie sammeln Unterschriften: online im Internet und ganz real mit Listen in Geschäften. Das Ziel: Das Freibad soll wieder öffnen, am liebsten gleich nächstes Jahr, egal wie.

Die Gemeinde zahlt jedes Jahr drauf

Aber das Freibad ist marode. Und die Gemeinde zahlt jedes Jahr drauf. Es soll mehrere Sommer geschlossen bleiben, um die Kosten zu sparen und dann, wenn alles gut geht, in einigen Jahren umgebaut zu werden in ein umweltfreundliches Naturbad.

Ein Naturbad, so hat eine extra in Auftrag gegebene Studie ergeben, gibt es in der Umgebung nicht - die Chancen auf Subventionen durch den Bund stünden deshalb gut. "Es wäre der Jackpot gewesen", erklärt Samtgemeindebürgermeister Thomas Junker (CDU), der selbst gern ins Wasser springen würde.

Aber die Finanzspritze blieb aus, die Bundestagsabgeordneten entschieden sich für andere Gemeinden. Überall im Land gibt es Sportstätten, die dringend saniert werden müssen. Nun hofft die Samtgemeinde auf Gelder aus anderen Programmen, die Anträge liegen schon auf dem Tisch.

Thomas Junker

Auch Bürgermeister Junker hofft, dass sich das Freibad retten lässt.

In die Jahre gekommene Technik

Aber was ist, wenn das wieder nicht klappt? Ein Blick in den Maschinenraum des Bades zeigt: Die Filteranlagen und Pumpen aus den Siebzigern sind in die Jahre gekommen. Wenn die kaputt gehen, droht es teuer zu werden.

Kostenpläne, Finanzierungsfragen, Anträge - all das ist Neuland für Hanna Ostermann und ihre Freunde: "Wir versuchen, es so gut wie möglich zu verstehen." Gemeinsam mit dem Förderverein waren sie beim Bürgermeister eingeladen.

Die Idee: Vielleicht geht auch ein Umbau, eine Sanierung, ein Kredit auf Risiko des Vereins? Vorstand Günter Weinfurtner ist von den Jugendlichen begeistert: "Die vier sind für viele Menschen hier schon Stars. Ihnen haben wir zu verdanken, dass das Freibad ein Top-Thema in der Region ist."

"Wir sprechen auch für unsere Großeltern"

Die Samtgemeindesitzung ist trotz der Pandemie voll wie selten; es gibt viel Applaus für die Jugendlichen, die eine Rede halten. "Wir verbringen hier gern unsere Jugend", liest Gesa Trucks vor. "Und wir sprechen auch für unsere Großeltern. Gerade für sie ist die Bewegung und das soziale Leben im Freibad wichtig." 2263 Unterschriften stecken in dem Ordner, den sie dem Samtgemeindebürgermeister überreicht.

Noch im Sommer - und das ist ihr bisher größter Erfolg - wollen sich Verwaltung, Politik und Förderverein treffen, um zu überlegen, wie es doch noch einen Plan B geben kann, damit das Freibad nächstes Jahr wieder öffnen kann. Die Jugendlichen werden mit am Tisch sitzen. "Wir wissen jetzt, wie die Politik und die Demokratie funktionieren", sagt Gesa Trucks. Und bei den Kommunalwahlen im Herbst werden sie zum ersten Mal wählen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 24. Juli 2021 um 23:15 Uhr.