Die "Konrad Adenauer" nach ihrer Landung in Köln-Bonn | dpa

Panne bei Merkel-Reise Linienflug statt Regierungsmaschine

Stand: 30.11.2018 13:35 Uhr

Mit erheblicher Verspätung hat Kanzlerin Merkel ihre Reise zum G20-Gipfel fortgesetzt. Per Linienflug geht es nun weiter nach Buenos Aires. Eine defekte Funkanlage hatte den Piloten der Regierungsmaschine zur Umkehr gezwungen.

Nach ihrem unfreiwilligen Zwischenstopp am Flughafen Köln-Bonn ist Kanzlerin Merkel mit rund zwölfstündiger Verspätung auf dem Weg zum G20-Gipfel in Argentinien. Nach Angaben der Bundesregierung flogen sie und Vizekanzler Olaf Scholz am Morgen vom Flughafen Köln-Bonn aus zunächst nach Madrid. Von dort aus ging es mit einem Linienflug der Fluggesellschaft Iberia weiter nach Buenos Aires.

Die Kanzlerin werde nur noch von einer "sehr kleinen Delegation" begleitet, hieß es aus Regierungskreisen.

Defekte Verteilerbox legte Funksystem lahm

Ein schwerwiegender Vorfall hatte die Regierungsmaschine gestern Abend nach etwa einer Stunde Flugzeit vor der niederländischen Küste zum Umdrehen gezwungen. Ein Sprecher der Luftwaffe bestätigte, dass das Funksystem an Bord komplett ausgefallen war. Grund war eine defekte elektronische Verteilerbox, an der mehrere Systeme hingen. Normalerweise schalte das System selbstständig um, aber das sei nicht passiert, erklärte Oberst Guido Henrich. Dadurch seien weitere Anzeigen ausgefallen.

Mittlerweile sei die Verteilerbox ausgewechselt worden und die Maschine sei wieder funktionstüchtig. Ein derartiger Fehler trat nach Angaben des Verteidigungsministeriums erstmals bei einem A340 der Flugbereitschaft auf.

Der Pilot entschied sich aus Sicherheitsgründen, den Flug abzubrechen und landete den Regierungs-Airbus "Konrad Adenauer" sicher auf dem Flughafen Köln-Bonn. Die Situation sei immer unter Kontrolle gewesen, sagte Henrich. Auf die Frage nach dem Gefahrenpotenzial antwortete er: "Keins". Wegen des Vorfalls hatte sich auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen eingeschaltet.

Merkel steigt aus der defekten Maschine aus | dpa

Merkel und alle anderen Insassen mussten die Maschine nach der Landung in Köln verlassen. Bild: dpa

Berichte, wonach vor der Landung Kerosin abgelassen worden sei, dementierte die Luftwaffe. Bei vollen Tanks und entsprechend hohem Gewicht gelten Landungen als schwierig. Auf dem Flughafen waren deshalb Feuerwehrfahrzeuge aufgefahren, die aber nicht eingreifen mussten. Zudem dementierte die Luftwaffe einen Bericht der "Rheinischen Post", wonach auch ein krimineller Hintergrund geprüft werde. Es gebe dafür keinen Verdachtsmoment.

Merkel spricht von "ernsthafter Störung"

Merkel sprach nach der ungeplanten Landung von einer "ernsthaften Störung". Sie verbrachte die Nacht in einem Hotel in Bonn. Glücklicherweise habe man eine exzellente Crew gehabt, sagte sie vor Journalisten. "Da war der erfahrenste Pilot der Flugbereitschaft an Bord."

Ein Weiterflug noch in der Nacht wäre theoretisch möglich gewesen. Der zweite Airbus der Luftwaffe, "Theodor Heuss", wäre einsatzbereit gewesen, bestätigte die Luftwaffe. Doch wegen der vorgeschriebenen Ruhezeiten der Crew kam es zu der Zwangspause. Die "Theodor Heuss" soll aber noch heute nach Buenos Aires aufbrechen, um die Kanzlerin wieder abzuholen.

Zeit für Gespräche mit Trump und Xi ist verstrichen

Der Notfall an Bord bringt Merkels Gipfel-Planungen mächtig durcheinander: Die Kanzlerin will nun versuchen, zum Abendprogramm der Staats- und Regierungschefs einzutreffen. Vor Ort solle dann alles weitere geklärt werden.

Für heute geplante bilaterale Treffen - etwa mit US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping - kommen wegen der verspäteten Anreise nicht mehr zustande. Ein Treffen Merkels mit Wladimir Putin hingegen solle wie geplant stattfinden.

Das Bild zeigt auf einem Monitor im Kanzler-Airbus "Konrad Adenauer" die geänderte Flugroute der Kanzler-Flugmaschine mit der Kanzlerin an Bord.  | dpa

Das Bild zeigt auf einem Monitor im Kanzler-Airbus "Konrad Adenauer" die geänderte Flugroute der Kanzler-Flugmaschine mit der Kanzlerin an Bord. Bild: dpa

Veraltete Flotte

Flugzeuge der Bundesregierung bereiten immer wieder Probleme. Erst Mitte Oktober gab es eine größere Panne mit der "Konrad Adenauer". Nagetiere hatten die Maschine während eines Stopps in Indonesien lahmgelegt und Vizekanzler Scholz zu einer über 20-stündigen Rückreise per Linienflug von der Tagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) über Hongkong und Zürich gezwungen.

Somit wurde Scholz nun zum zweiten Mal binnen sechs Wochen Leidtragender eines Defekts mit einem Langstrecken-Airbus, von denen die Flugbereitschaft nur zwei Maschinen zur Verfügung hat.

Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 30. November 2018 um 09:00 Uhr.