Interview

Interview mit Andrea Nahles "Das bringt Stabilität in die Partei"

Stand: 27.08.2007 23:42 Uhr

Als überraschende, aber gute Entscheidung wertet Andrea Nahles, Mitglied im SPD-Bundesvorstand den Rückzug von Gerhard Schröder vom SPD-Parteivorsitz. Die Sozialdemokraten werden sich mit Franz Müntefering identifizieren können, meint die Sprecherin der Partei-Linken im Interview mit tagesschau.de.

tagesschau.de: Der “Link zwischen der SPD und der Regierung stimmt nicht“, haben Sie vor zwei Tagen erklärt. Jetzt gibt Schröder als Parteichef auf. Sind Sie zufrieden?

Andrea Nahles: Ich denke, das ist eine gute Entscheidung, weil sie Stabilität in die Partei bringt. Ich schätze Franz Müntefering als jemanden, der ein Kraft- und Koordinationszentrum sein kann. Insoweit ist das eine richtige Entscheidung.

tagesschau.de: Die Inhalte sollen nicht verändert werden, sagt Müntefering. Was bringt das dann für die SPD-Linke?

Andrea Nahles: Wenn umgesetzt wird, was wir auf dem Bochumer Parteitag gemeinsam beschlossen haben, dann ist das im Prinzip genau das Richtige. Ich glaube, mit Franz Müntefering wird das auch geschehen. Wir brauchen mehr Klarheit und Perspektive in unserer Politik, insbesondere auch in der Sozialpolitik. Deswegen müsste auch bei laufenden Gesetzesvorhaben - ich nenne mal die Rente – geprüft werden, wie sich das auswirkt. Da erhoffe ich mir auch vom neuen Parteivorsitzenden Diskussionsbereitschaft.

tagesschau.de: Was bedeutet der Wechsel für die Reformpläne? Schröder und Müntefering erwecken den Eindruck, als werde sich nichts ändern - es soll eine Politik aus "einem Guss" geben. Halten Sie das für vorstellbar?

Andreas Nahles: Ja, das halte ich für absolut möglich. Das Verhältnis der beiden stimmt. Die Kommunikation von Franz Müntefering mit der Partei stimmt. Die Fraktion läuft gut. Das scheint mir eine überraschende, aber gleichwohl kluge Entscheidung zu sein. Ich habe das Gefühl, dass sich die Partei auch mit Franz Müntefering in dieser Doppelrolle gut identifizieren kann.

tagesschau.de: Sie sehen also keine Kluft zwischen Schröder und Müntefering wachsen? Es gibt ja schließlich unterschiedliche Bewertungen bei den Reformen.

Andrea Nahles: Die werden es schaffen, einen guten Kurs abzustecken. Ich bin wirklich zufrieden mit dieser Entwicklung.

tagesschau.de: Der Kanzler, so heißt die Regel, braucht die Kompetenz und Autorität auch als Parteichef. Wird für Schröder das Regieren jetzt nicht schwieriger?

Andrea Nahles: Ich glaube es wird für uns alle viel, viel leichter.

tagesschau.de: Da ist doch sehr viel Kritik in der eigenen Partei. Die Zahl der Mitgliederaustritte ist immer noch sehr hoch. Kann Müntefering diesen Trend umkehren?

Andrea Nahles: Ja, aber dafür braucht er eben auch die Partei. Deshalb fordere ich auch alle Sozialdemokraten auf, diese Chance jetzt auch aktiv und positiv zu begleiten.

Die Fragen stellte Wolfram Leytz, tagesschau.de