Das Fazit von "Difäm" nach dem G8-Gipfel "Die Zusagen gab es schon vor zwei Jahren"

Stand: 18.06.2007 12:37 Uhr

Rainward Bastian für Difäm: "Die G8-Staaten haben das Thema Gesundheitspolitik in Entwicklungsländern sehr ernst genommen. Sie haben wichtige Zusagen gemacht, in Bezug auf Geld, Medikamente und den so genannten Braindrain - also die Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte aus den armen Ländern. Diese Zusagen gab es aber auch schon vor zwei Jahren. Insofern ist es erneut ein Kampf, für die Umsetzung zu sorgen. Wichtig ist jetzt, dass die versprochenen Gelder wirklich zur Verfügung gestellt werden.

Plötzlich nur noch fünf Millionen

Beschlossen wurde vor zwei Jahren unter anderem, dass im Jahr 2010 jeder und jede Kranke die lebenswichtige Aidsmedikation bekommt. Zehn Millionen Menschen sollen es dann sein. Den Beschluss haben die G8 erneuert. Aber die G8-Verantwortlichen haben plötzlich eine Zahl von fünf Millionen ins Spiel gebracht. Da droht die Verwässerung. Bis zum Jahr 2006 waren zwei Millionen Menschen in der notwendigen Behandlung.

Immerhin haben die G8 ein Prüfungsinstrument beschlossen. Es soll jährlich von den zuständigen UN-Organisationen geklärt werden, ob der Beschluss wirklich erfüllt wird.

Qualifizierte Kräfte nicht abwerben

Wichtig sind zudem Maßnahmen gegen den Braindrain. Im Jahr 1990 gab es noch doppelt so viele Ärzte in Ghana wie jetzt. Viele sind vor allem nach Großbritannien gegangen. Die G8-Staaten haben zwar die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen in den armen Ländern angesprochen, sie haben es aber offenbar bewusst vermieden, die eigene Verantwortung anzusprechen. Die EU hatte bereits Vorschläge dazu gemacht. Wir meinen, die nationale Gesetzgebung in den reichen Ländern könnte zum Beispiel vorsehen, dass qualifizierte Kräfte im Gesundheitswesen nicht aus armen Ländern so massiv abgeworben werden dürfen wie das in Dänemark und Großbritannien geschieht. Es müssen im Gegenteil Anreize für ausländische Stipendianten geschaffen werden, damit diese in ihre Heimatländer zurückkehren.“

Difäm

Als bundesweite Fachstelle für Gesundheitsarbeit unterstützt das Difäm Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit bei der Verwirklichung von Gesundheitsprojekten weltweit. Dies beinhaltet Beratung, Konzeption und Begleitung von Gesundheitsprojekten in enger Zusammenarbeit mit den Partnern vor Ort.