
"Verschlossene Auster" Klatschblätter erhalten Negativpreis
Titel der Regenbogenpresse verkaufen sich millionenfach. Doch häufig enthalten sie irreführende Schlagzeilen, erfundene Texte und manipulierte Fotos. Nun wurden sie mit dem Negativpreis "Verschlossene Auster" ausgezeichnet.
Drei Verlage der Regenbogenpresse haben den Preis "Verschlossene Auster" der Journalistenvereinigung "Netzwerk Recherche" erhalten. Ausgezeichnet mit dem Negativpreis wurden stellvertretend für die übrigen Verlage der Branche die Funke Mediengruppe, die Hubert Burda Media Holding und die Bauer Media Group. Sie geben unter anderem die Titel "Das Goldene Blatt", "Freizeit Revue" und "Neue Post" heraus.
Nach Ansicht der Journalistenvereinigung untergraben die Preisträger das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der Medien. Sie täten dies "mit irreführenden Schlagzeilen, falschen oder erfundenen Texten, fehlender Nachfrage bei den Betroffenen, Manipulationen von Fotos und nicht selten der Verletzung von Persönlichkeitsrechten."
Verlage weisen Kritik zurück
Die Verlage wiesen die Kritik zurück. Der Bauer-Verlag teilte mit, 15 Millionen Deutsche würden Woche für Woche sogenannte Yellow-Titel lesen. "Diese Form des unterhaltenden Journalismus als besonders kritikwürdig einzustufen und sich damit über Abertausende von Kolleginnen und Kollegen sowie Millionen von Leserinnen und Lesern zu erheben, empfinden wir als anmaßend."
Funke Mediengruppe:
Die Aktuelle
Das Goldene Blatt
Frau aktuell
Hubert Burda Media Holding:
Freizeit Revue
Bauer Media Group:
Das Neue Blatt
Freizeitwoche
Neue Post
Das Neue
Die Funke Mediengruppe erklärte, den Negativpreis "nicht gerne, aber mit Respekt für Ihre Entscheidung" entgegenzunehmen. Die Regenbogenpresse decke ein weit verbreitetes gesellschaftliches Bedürfnis ab. Das zeige die Nachfrage nach diesen Titeln. Burda teilte mit, gegenüber der "Freizeit Revue" seien in der jüngeren Vergangenheit keine Beschwerden vom Deutschen Presserat ausgesprochen worden. Auch unter dem Aspekt "Wahrheitsschutz" sei nicht ersichtlich, weshalb die "Freizeit Revue" in den Verdacht unzutreffender Berichterstattung oder unzulänglicher Recherche geraten sei.
Mit dem Negativpreis zeichnet "Netzwerk Recherche" seit 2002 Personen und Institutionen aus. Frühere Preisträger waren unter anderem der ADAC, die katholische Kirche, Facebook, Aldi, die FIFA und Russlands Präsident Wladimir Putin.